2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Daniel Weber verlässt den Bayern Campus und wird Trainer beim 1. FC Köln.
Daniel Weber verlässt den Bayern Campus und wird Trainer beim 1. FC Köln. – Foto: foto2press/hartenfelser/imago (Montage)

„Der Luxus bei Bayern war schön“: VfR-Ikone Weber wird Trainer in der Frauen-Bundesliga

Cheftrainer in der Bundesliga

Daniel Weber verlässt den FC Bayern und geht zum 1. FC Köln. Im Interview spricht die Garching-Legende über seine Zeit in München und blickt voraus.

München – Daniel Weber hat im oberbayerischen Fußball seine Spuren hinterlassen: Mit Fürstenfeldbruck steigt er als Keeper in die Bayernliga auf, in Garching prägt er eine Ära. Als Cheftrainer führt er den VfR von der Bezirks- bis in die Regionalliga und etabliert den Verein als Größe im Münchner Umland. Sein Erfolg erregt Aufmerksamkeit: Der FC Bayern holt Weber zum Campus und macht ihn zum Spielerentwickler.

Nach VfR Garching und FC Bayern: Daniel Weber wird Trainer beim 1. FC Köln

Nach fast 30 Jahren kehrt der gebürtige Bonner ins Rheinland zurück. Beim 1. FC Köln wird er Cheftrainer der Frauen-Mannschaft. Im Gespräch mit Fußball Vorort/FuPa Oberbayern spricht der Ex-Keeper über den VfR Garching, seine Zeit beim FC Bayern und erklärt, wie es zum Wechsel in die Frauen-Bundesliga kam.

Daniel, Du warst 13 Jahre beim VfR Garching und bist mit dem Klub von der Bezirks- bis in die Regionalliga aufgestiegen. Hast Du noch Kontakt?

Ja, ich war die letzten Jahre bei ein paar Spielen im Stadion, habe den ein oder anderen Transfer-Tipp gegeben und umgekehrt Spielern den VfR nahegelegt. Ich kann den Verein auch in Zukunft immer empfehlen. Natürlich ändern sich die handelnden Personen, aber Garching hat für die Bayernliga tolle Möglichkeiten und eine schöne Anlage. Bei den Relegationsspielen konnte ich wegen unseres Umzugs leider nicht zuschauen. Aber ich habe Nico (Basta, Anm. d. Red.) direkt nach den Spielen zum Klassenerhalt gratuliert.

Wie siehst Du die Garchinger Zukunft?

Der Umbruch wird mal wieder ein Brett. Ich hoffe, Nico und der Verein bekommen das hin. Leider verliert der Klub dieses Jahr wieder viele Eigengewächse, die für die Identifikation des Vereins stehen. Teilweise spielen die Jungs schon Jahre beim VfR in der 1. Mannschaft, irgendwann ist dann aber halt auch mal Schluss. Garching gehört in die Bayernliga. Bis in die Regionalliga ist es ein weiter Weg und zurzeit sehr unrealistisch. Da müsste sich auch strukturell vieles verändern.

„Das Kreative, ohne große Mittel, habe ich früher in Garching gemacht: Mit wenig versucht, viel zu erreichen.“

Daniel Weber, Trainer des 1. FC Köln, über seine Zeit beim VfR Garching

Nach Deiner Zeit in Garching warst Du beim FC Bayern als Spielerentwickler (U14 und U16) und als Trainer (U16) tätig. Wo sind die Unterschiede zwischen Campus und dem VfR?

Ich habe beim FC Bayern den Fußball nochmal auf einer ganz anderen Ebene kennengelernt, gerade was die Möglichkeiten, Voraussetzungen und die moderne Technik angeht. Das Kreative, ohne große Mittel, habe ich früher in Garching gemacht: Mit wenig versucht, viel zu erreichen. Beim FC Bayern habe ich gelernt, nochmal viel akribischer zu arbeiten und viel mehr ins Detail zu gehen. Der Luxus bei Bayern war schön. (lacht) Ich konnte dort mit absoluten Top-Leuten aus allen Bereichen des Fußballs zusammenarbeiten, die mich wirklich weitergebracht haben. Von daher: Danke. Am Campus zu arbeiten, ist ein absolutes Privileg.

Was genau macht ein Spielerentwickler eigentlich?

Ich war für die sportliche Entwicklung verantwortlich, habe mich mit den Trainerkollegen in meinem Altersbereich ausgetauscht, den Übergang zu den älteren Mannschaften abgestimmt und Spieler-Empfehlungen abgegeben und umgesetzt. Außerdem habe ich mir viele Spiele angesehen und eng mit der Scoutingabteilung zusammengearbeitet. Ich habe versucht, den Trainern inhaltlich zu helfen und stand in engem Kontakt zu den Spielern, Eltern und Beratern.

Als Spieleentwickler am Campus des FC Bayern: „Da zerplatzen viele Träume“

In Deiner Position musstest Du auch Spielern sagen, dass es für sie beim FC Bayern nicht weitergeht...

Ja, ich habe positive und negative Gespräche führen müssen. Da zerplatzen bei den Jungs viele Träume. Aber: Der Fußball ist nach dem NLZ bei Bayern nicht vorbei. In der Schule sagt ja auch niemand, wir nehmen dich mit in die nächste Klassenstufe, weil du so ein netter Junge bist. Aber viele Spieler spornt es an und sie nehmen bei neuen Vereinen wieder Fahrt auf. Alle Beteiligten hoffen, dass die Jungs es auch woanders schaffen ihre Träume zu verwirklichen.

Zuletzt warst Du U16-Trainer, jetzt übernimmst Du eine Mannschaft in der Frauen-Bundesliga. Wie kam der Kontakt zum 1. FC Köln zustande?

Ich habe Anfang Mai einem Freund, der beim Effzeh arbeitet, gesagt, dass ich zurück in die Region komme. Eigentlich wollte ich nur nachfragen, ob er in der Jugend oder im Amateur-Fußball bei diversen Vereinen Vakanzen kennt, oder sich mal umhören kann. Er hat dann gefragt, ob ich auch Lust auf Frauenfußball hätte, und ich dachte mir: „Warum denn nicht?“

Fiel Dir der Weggang aus München schwer?

Das war mit meiner Frau so abgesprochen. Nach dem Tod unseres Sohnes sind wir auf Weltreise gegangen. Dann kam das Angebot vom FC Bayern. Schon da war abgemacht: Wenn das Projekt zu Ende ist, gehen wir zurück ins Rheinland, ohne konkreten Zeitplan.

„Es muss in den Mädchenfußball investiert werden“

Daniel Weber, Trainer 1. FC Köln, fordert auf lange Sicht mehr Geld für den Frauenfußball

Erwartest Du Unterschiede?

Egal ob Jungs, Mädels, Frauen oder Männer. Wir spielen alle das gleiche Spiel und haben die gleichen Themen. Der Frauenfußball ist die letzten Jahre technisch, athletisch und vor allem taktisch in der Spitze richtig gut geworden. Es fehlt noch mehr Breite im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür muss vor allem in den Mädchenfußball investiert werden. Damit sich aus einer starken Basis noch mehr Top-Spielerinnen entwickeln.

Köln hat erst im letzten Spiel den Bundesliga-Klassenerhalt klargemacht. Hast Du mitgezittert?

Das Saisonfinale war sehr spannend. Meine Zusage galt unabhängig der Ligazugehörigkeit. Die Aufgabe ist für mich eine große Herausforderung. Der Effzeh ist ein Kultklub und Köln hat immer Ambitionen. Die aktuelle Situation soll stabiler werden und das wünschen sich alle Verantwortlichen, deshalb wollen sie mit mir den Weg neu beginnen.

Weber will 1. FC Köln „in der Bundesliga etablieren“

Die Top-Teams wie Bayern, Wolfsburg oder Frankfurt sind dem Rest enteilt. Welche Rolle wollt ihr einnehmen?

Wir haben im Verein ein klares „Commitment“: Wir wollen im dritten Jahr in Folge die Liga halten und uns in der Bundesliga etablieren. Zu dieser Saison 23/24 haben wir einen kleinen Umbruch zu verkraften, sehr viel Erfahrung ist gegangen und wir wollen mit einer neuen guten Mischung starten, dafür tut unsere Sportliche Leitung Nicole Bender-Rummler gerade alles. Dazu wird sich zeigen, wie reagiert die Mannschaft auf den Umbruch und den neuen Trainer? Das klare Ziel ist: So früh wie möglich den Klassenerhalt zu sichern, um dann die Potenziale der Mannschaft weiterzuentwickeln

Hand aufs Herz: München oder Köln? Was bestellt Daniel Weber? Kölsch, Helles oder Weißbier?

Sowohl als auch. (lacht) Ich trinke selten Bier, aber ich mag sowohl Weißbier als auch Kölsch oder ein Helles. München ist zu meiner Wahlheimat geworden. Ich werd‘s vermissen, besonders unsere Freunde. Ich komme mit dem Effzeh ja bald nach München. Das Auswärtsspiel am Campus wird eines der absoluten Highlights für mich persönlich, nicht nur, weil es der aktuelle Meister ist.

Aufrufe: 030.6.2023, 15:15 Uhr
Boris ManzAutor