2024-05-24T11:28:31.627Z

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Daniel Müller scheint den Kampf gegen den Krebs gewonnen zu haben.
Daniel Müller scheint den Kampf gegen den Krebs gewonnen zu haben. – Foto: Ken Klemmer

Daniel Müller: Aufgeben ist keine Option

Hinter dem Fußballer von Borussia Veen, der an Leukämie erkrankt war, liegt eine erfolgreiche Krebstherapie. Mit einem Kurz-Comeback will der 40-Jährige am Ende dieser Spielzeit seine aktive Karriere beenden.

Die Bezirksliga-Partie von Borussia Veen vom 26. September 2021 bei Viktoria Goch hat sich in Daniel Müllers Gedächtnis eingebrannt. Weniger wegen des Spielverlaufs. Die Begegnung ging 0:4 verloren. Beim Aufwärmen fühlte er sich nicht gut, sondern schlapp und kraftlos. Es war bis heute das letzte Mal, dass Müller dem Veener Kader angehörte. Anfang Oktober 2021 wurde er mit einer Schock-Diagnose konfrontiert, die ihm den Boden unter den Füßen wegzog: Leukämie, Blutkrebs. Es folgten etliche Krankenhausaufenthalte mit fünf Zyklen einer Hochdosis-Chemotherapie, eine einjährige Tabletten-Kur, zehn Knochenmarkpunktionen. Jetzt, an Weihnachten 2023, ist Daniel Müller voller Hoffnung, dass er sich seinen großen sportlichen Wunsch am Ende dieser Saison erfüllen kann. Der 40-Jährige möchte im Veener Trikot bei einem Meisterschaftsspiel eingewechselt werden, um seine Karriere ganz offiziell zu beenden. Die Behandlung hat angeschlagen, die bösen Zellen sind weg. „Ich bin krebsfrei“, sagt er.

Von seinem Wohnhaus aus bis zur Physiopraxis sind’s etwa 800 Meter, zur Sportanlage am Halfmannsweg, der Heimat der Borussia, knapp 600 Meter. Es gab Tage, da waren die beiden Ziele unerreichbar für Daniel Müller. Zu platt, zu ausgelaugt fühlte er sich. Im Mai dieses Jahres musste der Polizeibeamte die letzte Tablette mit dem Wirkstoff Midostaurin einnehmen, die heftigen Nebenwirkungen verschwanden allmählich. Daniel Müller legte nun die Strecken zur Physiopraxis oder zum Platz mit dem Rad zurück. Nicht selten hatte er unterwegs das Gefühl, dass ihm die Puste ausgehen würde. „Es dauert unheimlich lange, bis die Kraft zurückkehrt. Ich bin jetzt vielleicht bei knapp unter 50 Prozent meiner ursprünglichen Leistungsfähigkeit.“

Sein Immunsystem ist aber schon stark genug, um sich gegen das Coronavirus zu wehren. Anfang Dezember hatte er sich zum zweiten Mal infiziert. Beim ersten Mal waren „meine Blutwerte auf dem Tiefpunkt. Da war ich ohnehin im Krankenhaus und habe eine spezielle Infusion bekommen“. Jetzt überstand er Covid-19 ohne Infusion. „Ich hatte einen Tag hohes Fieber. Bei 39,5 Grad Temperatur über einen längeren Zeitraum hätte ich auf Empfehlung meines Arztes zurück ins Krankenhaus gemusst.“ Das blieb ihm erspart.

Rückkehr in das alte Leben

Daniel Müller erholte sich daheim und konnte schließlich seine Wiedereingliederung bei der Kreispolizeibehörde Wesel fortsetzen. Vier Stunden dauern seine Schichten. Der herzliche Empfang der Kollegen bei seiner Rückkehr in den Dienst hat den Polizei-Oberkommissar nicht nur glücklich gemacht, sondern seine Zuversicht gestärkt, die Krebserkrankung langfristig überstanden zu haben. Es sind diese bleibenden Momente, die ihm helfen, die negativen Gedanken, die sich nicht endgültig abschalten lassen, schnell wegzuschieben.

Der 40-Jährige war überrascht, nicht selten gerührt, wie viele ehemalige Teamkollegen und Wegbegleiter vom Fußballplatz sich meldeten, um ihm Mut zuzusprechen. Kürzlich erst gab’s wieder einen Austausch mit Horst Riege, seinen ehemaligen Trainer als Niederrheinliga- und Oberliga-Spieler beim SV Sonsbeck. Riege schätzte den Fußballer Daniel Müller auch wegen seiner kämpferischen Tugenden. Diese Tugenden haben dem Veener geholfen während der Krebserkrankung: „Aufgeben war keine Option.“ Und wenn er doch mal durchhing, war auf seine Lebenspartnerin Hannah Keuchel Verlass, die ihn in den Hintern trat, wenn’s eben sein musste. Sie ist es auch, die ihn unterstützt, wenn die Nervosität zu groß ist, weil der nächste Kontrolltermin ansteht. Einmal im Monat wird das Blut nach unreifen Zellen untersucht. Am 4. Januar 2024 ist deswegen der nächste Arztbesuch im Kalender vermerkt.

Der große Wunsch kann Wirklichkeit werden

Die Hochdosis-Chemotherapien hat Daniel Müller viel Kraft geraubt – und Gewicht gekostet. Zehn Kilogramm waren weg. „Aber die Erfolgschancen dieser Behandlungsmethode liegen bei knapp 50 Prozent.“ Und wenn der Blutkrebs zurückkommen sollte, dann habe er noch „den 6er im Lotto in der Hinterhand“. Eine Knochenmarktransplantation. Sein jüngerer Bruder Michael käme infrage, weil die Leukozytenmerkmale identisch sind. Doch die Knochenmarkspende ist für Daniel Müller ganz weit weg. „Ich werde es auch so schaffen.“ Als geheilt gilt der Veener in der Medizin, wenn der Blutkrebs fünf Jahre nach Behandlungsbeginn nicht zurückgekehrt.

Zunächst hat Daniel Müller den 2. Juni 2024 im Blick. Das letzte A-Liga-Heimspiel der Saison von Borussia Veen gegen den Büdericher SV. „Ich habe die Zusage von Trainer Thomas Haal, dass er mich einwechseln würde, wenn ich es körperlich schaffen sollte, ein paar Minuten mitzuspielen.“

Aufrufe: 029.12.2023, 23:00 Uhr
René PutjusAutor