2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Die beiden Trainer des ASV Burglengenfeld, Timo Studtrucker (links) und Erkan Kara, sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Die beiden Trainer des ASV Burglengenfeld, Timo Studtrucker (links) und Erkan Kara, sind mittlerweile ein eingespieltes Team. – Foto: Thomas Schneider

Burglengenfeld im Kreuzverhör: »Hatte Gänsehaut«

Das ASV-Trainerduo Timo Studtrucker und Erkan Kara spricht im großen Doppelinterview über die sportliche Entwicklung ihres Teams, skizziert Erwartungen und Wünsche

Der ASV Burglengenfeld ist wieder wer! Hört man sich bei Spielern, Sympathisanten und „Staff“ im Naabtalpark um, ist dies der eingängige Tenor. In der Vorsaison dem Absturz in die Bezirksliga auf den letzten Zentimetern von der Schippe gesprungen, steht die Mannschaft um Wortführer Bastian Beer ein halbes Jahr später viel, viel besser da. Eine Entwicklung ins Positive ist unverkennbar. Jeder Mannschaft wieder ein unbequemer Gegner zu sein, hatte sich der langjährige Landesligist für diese Spielzeit vorgenommen. Ob das geklappt hat und was Wünsche für die Restsaison und darüber hinaus sind, das wollten wir von Burglengenfelds Chefanweiser Timo Studtrucker und seinem „Co“ Erkan Kara wissen. Das Duo im großen FuPa-Doppelinterview.

Hand aufs Herz: Habt Ihr – auch nach dem Verlauf der abgelaufenen Runde – erwartet, dass Ihr dem Liga-Erhalt mit 32 Zählern zum jetzigen Zeitpunkt schon so nahe steht?
Timo Studtrucker (47): Das war natürlich irgendwo unser Ziel, uns in dieser Saison zu stabilisieren und mit dem Abstieg weniger am Hut zu haben. Aber erwarten konnte man das auf gar keinen Fall. Erstens hatten wir mit Mandula, Smarzoch und Rötzer im Tor sicherlich schmerzhafte Abgänge. Dann mussten wir erstmal gucken, wie sich die Mannschaft nach der intensiven Relegation körperlich wieder stabilisieren kann. Ich hatte schon geglaubt, dass wir auch ein kleines Tief zu Beginn der Saison kriegen werden. Das alles war irgendwo einkalkuliert. Man musste schauen, wie die Neuzugänge greifen und wie sich die Mannschaft – jetzt auch mal ohne Druck – weiterentwickelt und versucht, unsere Matchpläne zu integrieren. Das jetzt alles so kam, ist umso schöner. Eine Top-Leistung unserer Jungs.

Erkan Kara (33): Erwarten hätte man das in dieser starken und ausgeglichenen Liga definitiv nicht können. Es ist wirklich nicht einfach, in dieser Liga zu bestehen. Umso schöner ist der Ist-Zustand.


Wieder das „gewisse Etwas“ rüber bringen, stabiler werden und dem eigenen Publikum wieder Freude bereiten – sind Eure Wünsche vorm Saisonstart Stand jetzt erfüllt worden?
Timo Studtrucker: Für uns war es wichtig, dass wir wieder Identifikation schaffen mit Mannschaft, Verein und Fans. Ich denke, das ist uns allein schon über den fulminanten Endspurt und über die Relegation der letzten Saison gelungen. Da ist vieles zusammengewachsen. Auch hat man in einigen Spielen gesehen, wie das Publikum mitgegangen ist. Die Wünsche sind also auf jeden Fall erfüllt worden. Wir haben aber, denke ich, noch einen Ticken mehr geschafft, denn wir haben wirklich einen guten Fußball gespielt und Woche für Woche stabile, konstant gute Leistungen abgeliefert. Vom dem her kann man ganz klar sagen, das „gewisse Etwas“ ist bis dato absolut erfüllt worden.

Erkan Kara: Das Ganze ist wieder verschmolzen in Burglengenfeld. Zuschauer mit Mannschaft, Verein, Funktionäre etc. sind wieder eine große Familie, eine große Einheit. Es macht unglaublich Spaß. Und es ist genau das, was sich ein Amateurfußballer auf Leistungsebene wünscht. Wenn ich nur zurückdenke an das Spiel in Kareth. So eine Gänsehaut habe ich noch nie gehabt...


Wieso?
Erkan Kara: Was unsere Fans dort abgeliefert haben, war unglaublich. Solche Momente werde ich nie vergessen. Und da sage ich ganz klar: Das „gewisse Etwas“ in Burglengenfeld wieder da. Die Mannschaft hat einen großen Anteil daran, aber auch die Zuschauer und der gesamte Verein.


Auffällig sind die vielen Unentschieden zu Hause (sechs). Fehlt in manchen (Heim-)Spielen also noch das letzte Bisschen, sie hintenraus für sich zu entscheiden?
Timo Studtrucker: Insgesamt tun wir uns zu Hause in Sachen Siege schwerer als auswärts. Ich bin der Meinung, wir haben dennoch zu Hause immer sehr guten Fußball gespielt und bis auf Amberg (2:3) auch immer unsere Leistung abgerufen. Warum es nicht zu Siegen gereicht hat? Zum einen waren die Heimgegner andere als auswärts. Wir hatten viele gute Mannschaften, die jetzt im vorderen Drittel zu finden sind, erst einmal zu Hause. Auf der anderen Seite fehlt uns sicherlich noch das gewisse Etwas, nicht nur gut zu performen und mitzuhalten, sondern diese Spiele dann eben auch für uns zu entscheiden. Da haben wir noch nicht die Stabilität, die Ruhe und auch mal die nötige Cleverness in unserem Spiel. Und bei der ein oder anderen Situation hapert es vielleicht auch noch an der gewissen Effektivität und auch Qualität. Ich denke nicht, dass es am Läuferischen oder Konditionellen gelegen hat.

Erkan Kara: Viel ist Kopfsache und hat mit dem Glauben an sich selbst zu tun. Am Anfang der Saison waren wir vielleicht froh über ein Unentschieden gegen eine Topmannschaft, aber ich glaube, das ist in den letzten Wochen mehr und mehr aus den Köpfen der Spieler verschwunden. Mittlerweile sind wir in einem sehr guten Entwicklungsprozess. Andererseits darf man nicht vermessen sein. Es gab auch 50/50-Spiele auf Messers Schneide, die wir genau so gut hätten verlieren können. Von dem her darf man nicht übermütig werden.


Welche Erwartungen habt Ihr an die Restsaison?
Timo Studtrucker: Dass wir mit Schwung rauskommen, gierig nach Siegen und (vielen) sind Punkten und nicht zufrieden sind mit dem, was wir erreicht haben. Die Erwartung ist, dass wir weiter diesen beherzten und intensiven Offensivfußball spielen wie in der Hinrunde. Dass wir uns in der Tabelle nicht nach unten bewegen – sondern wenn dann nach oben, muss ein Ziel sein. Auch, bestimmte Themen im taktischen Bereich, die wir im Winter bearbeiten werden, auf den Platz zu bringen. Da haben wir jetzt die Möglichkeit, weil wir natürlich nicht so unter Druck sind wie im letzten Jahr. Und die Erwartungserhaltung ist natürlich auch an gewisse Spieler geknüpft, die von mir jetzt öfter mal die Chance bekommen, sich in der Landesliga zu beweisen. Dass man hier Schritt erkennt. Auch das ist sehr wichtig.

Erkan Kara: Gierig und fokussiert bleiben, uns wieder ein Stückchen weiterentwickeln und das wichtigste: Punkte einfahren. Und am besten ein, zwei Plätze gutzumachen. Da müssen wir Gas geben und diszipliniert arbeiten. Es läuft nicht von selbst, das muss uns klar sein. Aber da mache ich mir keine Sorgen, denn die Mannschaft ist sehr ehrgeizig und total diszipliniert.


Tut sich denn personell im Kader etwas?
Timo Studtrucker: Hier tut sich sicherlich auch was. Wir haben den ein oder anderen Abgang aus persönlichen oder auch sportlichen Gründen, aber werden auch den ein oder anderen Neuzugang haben. Zum Beispiel Erkan Kara, der in der neuen Saison angreifen möchte. Auch in Sachen Torwart werden wir nachlegen. Dazu kommt vielleicht die ein oder andere Überraschung. Ich glaube, da bewegt sich etwas. Der Kader wird in meinen Augen qualitativ auf keinen Fall schlechter, und das ist ja schon mal ein gutes Zeichen.


Und was die Winterpause angeht?
Erkan Kara: Was möchte die Mannschaft mit so einem „alten Typen“ wie mir? Die Mannschaft ist jung und dynamisch und braucht mich gar nicht (lacht). Wir werden sehen.

Auch im Winter wird sich bereits sicher etwas tun. Zwei neue Personalien sind fix. Dafür wechselt Florian Höllrigl nach Parsberg und Torwart Simon Blazevic zu Maxhütte-Haidhof (wir berichteten jeweils). Was für uns extrem wichtig war ist, dass wir nicht irgendjemanden zum ASV holen. Sondern wir haben immer Spieler im Blick, die zu uns passen. Ein Neuzugang hat es bei uns in der Mannschaft nicht schwer, weil wir lauter charakterlich einwandfreie Kerle haben. Da gehen wir keine Experimente ein. Denn unser großer Prunk ist die Geschlossenheit: „Nur zusammen sind wir stark!“


Die Mannschaft entwickelt sich und lernt ja stetig weiter. Was kann man zukünftig vom ASV erwarten, was wünscht Ihr Euch?
Timo Studtrucker: Die Entwicklung ist natürlich das große Ziel vom Trainerteam, das kann man aber nicht erzwingen. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, sieht man oft kritisch drauf. Ich sehe das immer nicht ganz so. Wir haben uns auch letzte Saison, wo wir Spiele verloren haben, stetig weiterentwickelt. Die Zukunft, die man vom ASV erwarten kann und was ich mir wünsche ist, dass wir Landesliga-Fußball zeigen können. Das ist in diesen Zeiten, wo es immer wieder um Geld geht, wo der Aufwand immer größer wird und die Spieler in ihrem Berufsleben immer mehr gefordert sind, schon Erfolg genug. Da ist es nicht selbstverständlich, höherklassig aktiv zu sein.

Erkan Kara: Wenn man von einem Verein erwartet, Landesliga kontinuierlich zu stemmen, ist das schon viel verlangt und eine große Aufgabe. Vom Team selbst kann man einiges erwarten. Ich glaube, wir sind drauf und dran, wieder ein gestandener Landesligist zu sein. Wir wollen weiter kontinuierlich, sachlich, bodenständig und mit unseren Mitteln arbeiten. Und dann schauen wir, was wir aus diesen Möglichkeiten basteln können. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so frischen, mutigen und kreativen Fußball spielen, immer wieder individuell abgestimmt auf die Gegner. Und natürlich wünsche ich mir für die Zukunft, dass Fans, Verein und Stadt noch mehr miteinander verschmelzen.


Und wie ist – vom Sportlichen mal abgesehen – Deine Wunschvorstellung für die Zukunft, Timo?
Timo Studtrucker: Wir müssen als Verein mit nicht ganz so großen Mitteln natürlich kämpfen, müssen den Spielern mehr bieten als nur Geld. Sondern eine Plattform, sich zu entwickeln, bei der ein Verein und eine Fangemeinde dahintersteckt, gute Bedingungen da sind und man ein familiäres Umfeld hat und sich wohl fühlt. Das muss die Zukunft des ASV sein. Diese „schwarz-gelbe“ Familie zeichnet uns aus. Die Spieler aus dem Jugendbereich muss man integrieren und präsentieren im Seniorenbereich. Talente aus der Region, die den Schritt ASV wagen, gilt es zu reifen Landesliga-Spielern formen. Das ist ein absoluter Wunsch von mir. Aber gleichzeitig auch gestandenen Spielern nochmal eine Plattform zu bieten. Und schlussendlich wünsche ich, dass wir weiterhin im Verein so eng zusammenarbeiten und Jugendteams und -trainern in Verbindung ist, wo es keine Hürden gibt. Von der F-Jugend bis zur ersten Mannschaft ist man ein Teil des Vereins!


Schöne Schlussworte. Danke für Eure Zeit und den maximalen Erfolg für die Restsaison.


Das Interview führte Florian Würthele.
Aufrufe: 017.12.2022, 13:30 Uhr
Florian WürtheleAutor