2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
KFC-Trainer Björn Joppe ist ein Mann der klaren Worte.
KFC-Trainer Björn Joppe ist ein Mann der klaren Worte. – Foto: Boris Hempel

Björn Joppe packt aus

So haben den neuen Trainer des KFC Uerdingen die wenigsten erlebt. Der 44-Jährige spricht über Familie und Sport, Laptop-Trainer und Fußballlehrer alter Schule, über Traditionsvereine und Fans. Und er sagt, worauf er wert legt.

Der Abend war nicht nur stimmig, er war auch gelungen. Stimmig, weil er in der Kneipe „Zum schlauen Fuchs“ stattfand, dem Wohnzimmer des Fanclubs HerzSchlag 13, wo die Wand ein beeindruckendes blau-rotes Gemälde der Grotenburg ziert und Wirt Olaf Paas zu Beginn der Veranstaltung das Vereinslied „Blau und Rot, Deine Farben KFC“ anstimmte und alle mitsangen. Gelungen aber war er, weil Trainer Björn Joppe sich als meinungsstarker Typ präsentierte, auf das professionell weichgespülte, nichtssagende Geschwätz verzichtete und klare Bekenntnisse ablieferte. Einige Kostproben.

Verletzt, gespritzt, kaputt

Björn Joppe hätte gerne länger Fußball gespielt. Doch der gebürtige Wuppertaler musste seine Karriere schon mit 27 Jahren beenden. Als nach zwei Kreuzbandrissen auch noch die Patellasehne riss, war Schluss. Drei Bundesliga- und 20 Zweitligaspieler hat er absolviert, spielte sieben Jahre für den VfL Bochum, Union Berlin und den VfL Osnabrück. „Ich habe meinen Körper nicht so gepflegt, wie es die Spieler heute machen. Das war sicherlich ein Fehler“, sagt er rückblickend. „Vor jedem Spiel habe ich mich mit Cortison spritzen lassen. Dann konnte ich nicht mehr spielen. Ich bin dann zwei Jahre lang in kein Stadion mehr gegangen und hatte mit dem Fußball abgeschlossen.“ Das habe er auch den kleineren Vereinen gesagt, die ihn dennoch haben wollten. „Völliger Quatsch, die Gegenspieler sind mir weggelaufen, ich konnte einfach nicht mehr laufen, nur noch schießen.“

Wertvolle Erfahrungen

Die wenigen Jahre als Profi, die Bundesliga- und Zweitligaspiele möchte er jedoch nicht missen. „Da habe ich wertvolle Erfahrungen gemacht, die mir keiner nehmen kann“, sagt Joppe, der sich besonders gerne an die Spiele gegen Bayern München erinnert. „Gleich in meinem ersten Bundesligaspiel stand ich gegen Bayern auf dem Platz als Verteidiger gegen Carsten Jancker.“ Weitaus wertvoller waren seine Erfahrungen mit Trainer Klaus Toppmöller („wie ein Vater“), Pele Wollitz („Distanz bewahren ist auch wichtig“) oder Bernard Dietz („er hat mich am stärksten geprägt“); aber auch mit den vielen Mitspielern, darunter Stefan Kuntz und Thomas Reis, mit denen er noch heute Kontakt hat. Aber: „Die Beziehung zu einem Trainer ist ganz entscheidend. Wenn man ihn mag, tut man alles für ihn, wenn nicht, gibt man eben nicht hundert Prozent.“

Fußball-Romantiker

Die Zeit in Bochum, Berlin und Osnabrück hat ihn aber nicht nur geprägt, sondern es waren Vereine, die zu ihm passten. „Es sind Traditionsvereine mit entsprechenden Stadien und einer Fan-Kultur. Ich bin Fußball-Romantiker, mag verrückte Fans und trinke auch mal ein Bierchen mit ihnen.“ Joppe braucht den Kontakt, mag es lieber eine Nummer kleiner, aber persönlicher, überschaubarer. „Berlin war nichts für mich. Die Stadt ist einfach zu groß.“ Und auch sportlich erachtet er die Vergangenheit als wertvoll. Den jungen, modischen Laptop-Trainer lehnt er nicht ab, aber ebensowenig einen Waldlauf.

Ehrlichkeit als Wert

Ob als Spieler oder als Trainer – eines liegt ihm ganz besonders am Herzen, darauf legt er größten Wert: „Ehrlichkeit ist das A und O. In Bonn kam ein neuer Sportlicher Leiter, der mir sofort gesagt hat, das er nach Weihnachten mit einem anderen Trainer zusammenarbeiten will, auch wenn ich alle Spiele gewinne. Das war für mich okay, das habe ich akzeptiert.“

Seine Arbeit beim KFC

Was folgt aus alldem? „Wenn eine Mannschaft, ein Verein etwas erreichen will, dann geht es nur gemeinsam. Es ist wie in einer Familie: Man muss füreinander da sein und am Ende geht es nur zusammen, auch mit den Fans. Die Spieler müssen Vertrauen haben und wissen: Sie dürfen auch mal einen Fehler machen, aber es funktioniert. Jeder Gegner ist gegen uns heiß, deshalb müssen wir immer von der ersten Sekunde an zeigen: Wir sind der KFC Uerdingen! Und eines weiß ich: Die Spieler werden sich den Arsch aufreißen und weiter zusammen wachsen. Da muss eine Mannschaft schon richtig gut sein, um uns zu schlagen.“

Aufrufe: 01.2.2023, 18:00 Uhr
Thomas SchulzeAutor