2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Für die SpVg Schonnebeck steht fest: Wenn Regionalliga, dann nur am Schetters Busch.
Für die SpVg Schonnebeck steht fest: Wenn Regionalliga, dann nur am Schetters Busch. – Foto: Giuseppe Montalto - GMM PHOTOGRAPHY

"Bittere Erkenntnis": Schonnebeck verzichtet auf Regionalliga-Antrag

Die SpVg Schonnebeck hat sich gegen einen Lizenzantrag für die Regionalliga West entschieden und gibt dabei transparente Einblicke in Kalkulationen, Ausweichstätten und einen möglichen Ausbau des eigenen Stadions.

Mit einer jungen und entwicklungsfähigen Mannschaft spielt die SpVg Schonnebeck in der Oberliga Niederrhein eine herausragende Saison. Die Elf von Dirk Tönnies belegt nach 24 Spieltagen Rang vier und liegt in Schlagdistanz zum zweiten Platz, der möglicherweise zum Aufstieg in die Regionalliga West berechtigt. Der Verein hat sich mit den Lizenzauflagen des Westdeutschen Fußballverbandes beschäftigt und sich gegen einen Antrag entschieden. Die Hintergründe.

Schonnebeck hat das Baumberg-Problem

In einer Stellungnahme teilt der Essener Oberligist am Dienstagabend mit: "Die Verantwortlichen der Spielvereinigung Essen-Schonnebeck 1910 e.V. haben in den vergangenen Wochen sehr intensiv die Möglichkeiten der Beantragung einer Lizenz für die Regionalliga West Saison 2024/2025 geprüft und sind zu dem bitteren Ergebnis gekommen, dass ein Lizenzantrag aufgrund der aktuell noch nicht vorhandenen Regionalliga-tauglichen Heimspielstätte nicht gestellt wird."

Dieses Problem haben auch die Sportfreunde Baumberg, die mit einem Zehn-Punkte-Vorsprung auf Ratingen 04/19 einsamer Tabellenführer sind. Eine Woche vor Ablauf der Bewerbungsfrist herrscht beim Spitzenklub immer noch Unklarheit darüber, ob der Lizenzantrag eingereicht werden kann oder nicht, denn auch Baumberg verfügt über kein Regionalliga-taugliches Stadion und müsste ausweichen.

>>> Zur Tabelle der Oberliga Niederrhein

Die SpVg Schonnebeck hat sich transparent in ihrem Schreiben zu dieser infrastrukturellen Hürde geäußert. Solange kein Großsponsor gefunden werde, ist ein Umzug in eine andere Stadt nicht möglich - auch innerhalb von Essen gibt es derzeit kaum Möglichkeiten, da beispielsweise an der Hafenstraße schon Drittligist Rot-Weiss Essen und das Frauen-Bundesliga-Team der SGS Essen spielen.

Hoher Zuschauerschnitt in der Fremde erfoderlich

Hierzu heißt es von Schonnebeck: "Die Suche nach einer Spielstätte mit Regionalligatauglichkeit gestaltete sich insgesamt sehr schwierig. In Essen gibt es mit dem Stadion an der Hafenstraße derzeit lediglich eine Spielstätte, die den neuen Anforderungen des WDFV gerecht wird. Dieses Stadion wird jedoch bereits durch zwei Mannschaften regelmäßig frequentiert und ist daher für uns als dritten Mieter nicht nutzbar. Ein Ausweichen in die unmittelbare Nachbarschaft, wie zum Beispiel Wattenscheid oder Velbert, wäre nicht nur mit einem sich wiederholenden sehr hohen logistischen Aufwand verbunden, sondern führt auch zu einer enormen finanziellen Belastung durch damit verbundene Mietkosten. Hochgerechnet müssten dann im Schnitt mindestens 550 Zuschauer unsere Spiele in einer Nachbarstadt besuchen, nur um die Mietkosten zu stemmen. Von zusätzlichen Einnahmen zur Deckung der Kosten für Sicherheit und des eigentlichen Etats kann daher gar nicht ausgegangen werden, legt man unseren Zuschauerschnitt von 326 in den bisherigen Oberliga-Heimspielen in dieser Saison zu Grunde. Wir haben viele treue Partner an unserer Seite, aber einen Sponsor, der diese deutlich sechsstelligen Kosten für uns übernimmt, ist wie für die meisten Sportvereine im Ruhrgebiet nicht mal am Horizont zu erkennen. Daher möchte die Spielvereinigung Schonnebeck einen solchen Aufstieg dann auch am heimischen Schetters Busch nicht nur feiern, sondern auch umsetzen."

Schonnebeck führt bereits Gespräche mit der Stadt

Doch aufgeben will die SpVg Schonnebeck nicht, sondern viel eher nachhaltige Voraussetzungen im eigenen Wohnzimmer schaffen. „Es ist Fluch und Segen zugleich, dass wir in diese Situation gekommen sind, uns damit auseinanderzusetzen. Die Mannschaft sorgt mit ihren tollen Leistungen für viel Freude bei unseren Zuschauern. Allerdings muss man auch sehen, dass die Sportfreunde Baumberg verdientermaßen einen enormen Punktevorsprung aufweisen und es sportlich in dieser Saison verdient hätten. Unabhängig davon, ob die SFB einen Lizenzantrag stellen werden, haben wir für unsere Spielvereinigung abwägen müssen und sind im Verein zu dem Entschluss gekommen, dass wir unseren bewährten Schonnebecker Weg nicht verlassen wollen, gesund zu wachsen und nicht aus purer Euphorie und Aktionismus zu handeln. Deshalb werden wir für die kommende Spielzeit 2024/2025 keinen Lizenzantrag stellen", kommentiert Frank Isert, 1. Vorsitzender der Seniorenabteilung. „Wir arbeiten bereits sehr akribisch daran, dass wir ab dem kommenden Jahr nie mehr in diese Situation kommen, dass ein Lizenzantrag an der Spielstätte scheitert. Der Schetters Busch ist unsere Heimat und diesen wollen wir auch für einen möglichen zukünftigen Aufstieg in die Regionalliga ausbauen. Gespräche bezüglich eines Projektes für den Essener Norden, um Regionalliga-Fußball, aber auch sogenannte „Risikospiele“ im Niederrheinpokal austragen zu dürfen, fanden mit Vertretern der Stadt und den Sport- und Bäderbetrieben bereits statt."

>>> Zum Kader der SpVg Schonnebeck

Es ist der Fluch der guten Tat, dass sich die SpVg Schonnebeck mit ihrer talentierten Mannschaft überhaupt schon mit der Regionalliga beschäftigen muss. Der WDFV hat die Regionalliga aus Sicht der Amateurvereine leider zu einer Profi-Liga ausgerufen, weshalb es immer schwieriger wird, aufzusteigen, wenn ein Verein kein taugliches Stadion besitzt. Die Funktionäre sollten sich nochmal ausführlich Gedanken darüber machen, ob diese hohen Herausforderungen Sinn und Zweck des Spielbetriebs sind, zumal nicht alle Vereine ein derartiges Auswärtspotenzial wie Regionalliga-Tabellenführer Alemannia Aachen besitzen. Allein ein Übergangsjahr für kleinere Vereine wäre schon ausreichend, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. So ist es in jedem Fall ein Schlag ins Gesicht für jeden Klub, der sportlich überzeugt hat - und darauf kommt es zuvorderst an.

Aufrufe: 026.3.2024, 18:45 Uhr
André NückelAutor