2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
43 Jahre alt und dennoch nicht zu bremsen: Brückens Torjäger Eloy Campos (links) bringt die Kreuznacher Bezirksligisten mit seinen Toren regelmäßig zur Verzweiflung.	Foto: fupa/Coutandin
43 Jahre alt und dennoch nicht zu bremsen: Brückens Torjäger Eloy Campos (links) bringt die Kreuznacher Bezirksligisten mit seinen Toren regelmäßig zur Verzweiflung. Foto: fupa/Coutandin

Bezirksliga: Geheimnis der Birkenfeld-DNA

Warum sich die Kreuznacher Bezirksligisten gegen die Mannschaften aus dem Nachbarkreis so schwer tun

Region. Jan Schmidt, Eloy Campos, Jan-Uwe Audri, Christian Jahn oder Marco Ort. Namen, die auch in dieser Saison wieder die Abwehrbeine der Kreuznacher Teams in der Fußball-Bezirksliga zum Zittern bringen. Konkret geht es um die Torjäger der Mannschaften aus dem Kreis Birkenfeld. Namentlich wohlbekannt und dennoch finden die Kontrahenten von der Nahe regelmäßig keine Lösungen, die Schlüsselspieler der gegnerischen Teams in den Griff zu bekommen.

Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit reicht aus

„Erklären kann ich mir das ehrlich gesagt überhaupt nicht“, sagte etwa Engin Karadeniz nach der jüngsten 3:4-Pleite seines TSV Langenlonsheim-Laubenheim. 11 Tore hatte Niederwörresbachs Angreifer Jan Schmidt bis zum Duell mit den Rot-Weißen auf dem Konto und damit fast drei Viertel der Gesamttore des SV (16) erzielt. „Es ist nicht so, dass wir nicht darüber gesprochen hätten“, ärgert der 30-Jährige sich, dass Schmidt auch gegen „LaLo“ wieder dreimal zuschlug. Dabei sei der Niederwörresbacher körperlich oder von seiner Veranlagung her kein Überspieler für die Klasse. „Er ist einfach ein Vollstrecker und wird natürlich von seinen Mitspielern immer wieder gesucht“, adelt Karadeniz den Top-Torjäger der laufenden Saison. Das 32-jährige Herzstück der Niederwörresbacher Offensive hielt die TSV-Defensive am Boden wie in der Luft permanent auf Trab. „In den entscheidenden Situationen haben wir einfach geschlafen“, erklärt Engin Karadeniz.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Sascha Witt. Vor der 1:3-Pleite gegen den FC Brücken hatte der Trainer der SG Guldenbachtal ausdrücklich vor Gäste-Spielertrainer Eloy Campos gewarnt. „Aber wir haben es dann einfach zu naiv verteidigt“, hadert der 45-Jährige, der selbst noch gegen das 43-jährige Schlitzohr des FCB gespielt hat. „Da musst du hellwach sein und ganz nah dran, sonst hast du schlechte Karten“, nennt Witt die Gründe, warum Campos mit seinem Dreierpack die SGG fast im Alleingang besiegte. „Zwei Standards und einmal hat er uns nach einem individuellen Fehler alt aussehen lassen“, fasst Witt die Situationen zu den Campos-Treffern zusammen.

Ebenfalls kaum zu bremsen ist Jan-Uwe Audri von Aufsteiger FSV BW Idar-Oberstein, der bereits auf zehn Tore für den Überraschungstabellenführer kommt. „Wir haben solch eine enorme Qualität, da ist es fast egal, wen wir vor dem Tor anspielen“, erklärte Trainer Eugen Karpunov (4 Tore) Mitte September im FuPa-Interview. Zwölf von 19 Treffern des SC Birkenfeld teilen sich dagegen Marco Orth und Christian Jahn. Einer von beiden traf in den bisherigen Saisonspielen immer, oft nach ruhenden Bällen bei denen sich die Teams aus dem Kreuznacher Raum ohnehin schwertun. „Da musst du den Ball einfach mal auf den Rahmen nehmen, sonst liegt er wenig später bei dir im Tor“, brachte es Tino Häuser, der nun bei der SG Pfaffen-Schwabenheim/Bosenheim seinen Hut nehmen musste, gleich zu Saisonbeginn auf den Punkt.

Fehler werden meist gnadenlos bestraft

Wer zu lange braucht, oder den Ernst der Lage unterschätzt, wird von den Birkenfeldern regelmäßig bestraft. Was mit Blick in den Rückspiegel fehlt, ist der Lerneffekt. „Die Art und Weise, wie sie spielen, ist ja nichts Neues“, sagte auch Weinsheims Trainer Detlev Christmann, dem ebenfalls ein Rätsel ist, wie man Tore immer wieder nach demselben einfachen Schema kassieren könne. „Das tut gegen Mannschaften, die kompakt stehen und einen sehr einfachen Fußball spielen, natürlich besonders weh.“ Und auch in dieser Spielzeit deutet bislang alles darauf hin, dass die Mannschaften aus dem Raum Birkenfeld und Sobernheim mit dieser Spielweise meist das bessere Ende für sich haben, wenn es gegen Teams aus Bad Kreuznach geht. Von bislang 34 direkten Duellen gewannen die Birkenfelder Teams 20.

Lediglich zehn davon gingen an die Kreuznacher Vertreter, vier endeten Remis. Auch an der Tabelle lässt sich das ablesen, ist die SG Guldenbachtal auf Rang acht derzeit doch die bestplatzierte Kreuznacher Mannschaft. „So lange man nicht in jeder Situation hellwach ist und ruhende Bälle verhindert, wird sich daran auch nicht so viel ändern“, prophezeit Detlev Christmann, dessen Mannschaft beim 3:2 in Schmittweiler aber auch schon gezeigt hat, dass es anders gehen kann. Bislang jedoch, wie bei vielen der Kreuznacher Teams, eher eine Ausnahme denn die Regel.



Aufrufe: 08.10.2022, 08:00 Uhr
Martin ImruckAutor