2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Seit 51 Jahren ist der Straubinger Bert Hierl im ostbayerischen Amateurfußball unterwegs.
Seit 51 Jahren ist der Straubinger Bert Hierl im ostbayerischen Amateurfußball unterwegs. – Foto: Mark Glatki

Bert Hierl verlässt die Fußballbühne

Jede Menge Erinnerungen schwingen beim Rückzug des 68-Jährigen mit – Vieles an der heutigen Entwicklung des Amateurfußballs stört ihn

Das Spiel mit dem runden Leder hat Bert Hierl schon in jungen Jahren gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Als Teammanager respektive Sponsor in Bogen, später beim VfB Straubing und bis zum jetzigen Zeitpunkt bei der Fortuna Regensburg hat sich Hierl über die Jahre einen Namen im ostbayerischen Raum gemacht – und sich dabei ein großes Netzwerk aufgebaut. Nun entschloss sich der 68-jährige Unternehmer aus Straubing dazu, in „Fußballrente“ zu gehen. Zumindest so gut wie. Uns hat er verraten, was seine schönsten Momente waren und welche Veränderungen im Amateurfußball ihn besonders stören.

FuPa: Bert, vorab: wie geht es Dir gesundheitlich?
Bert Hierl (68): Im Großen und Ganzen gut. In den Beinen habe ich Nervenprobleme und kann daher kaum noch laufen. Aber es gibt schlimmere Krankheiten.


Mit Deinen 68 Jahren verabschiedest Du Dich am Jahresende endgültig aus der „Fußballszene“. Zumindest in offizieller Funktion. Weshalb ziehst Du ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt den Schlussstrich?
Ganz einfach, weil Winterpause ist. Das war die Überlegung. Ich habe aber schon immer wieder überlegt, wann ich diesen Schritt mache. Jetzt habe ich gesagt, es reicht.


Es schwingt sicherlich eine riesengroße Portion Wehmut bei Dir mit...
Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, ein riesiges Netzwerk aufgebaut. Das war immer mein Hobby – über 51 Jahre lang. Unter dem Strich war es schon eine schöne Zeit. Wehmut schwingt schon mit, ja.


Keine Frage, Du hast in all der Zeit viel erlebt. Höhen, Tiefen, zig Aufstiege. Welche Momente und Erinnerungen bleiben besonders haften?
Am schönsten waren die Aufstiege mit dem VfB Straubing von der Kreisklasse bis in die Landesliga. Ich habe viele „Dummköpfe“ kennengelernt – aber auch gute Leute, dir mir wirklich im Hinterkopf hängengeblieben sind.


Wen zum Beispiel?
Axel Dichtl, der in Salzweg und beim VfB Straubing Trainer war, Franz Hilmer, der Vorstand des TSV Bogen, und von der Fortuna Regensburg Lucas Altenstrasser, mit dem sich trotz des relativ großen Altersunterschiedes eine richtige Freundschaft entwickelt hat, sowie Helmut Zeiml und Hans Meichel. Insgesamt habe ich bei der Fortuna überhaupt die besten Leute kennengelernt.


Knapp sechs Jahre lang hattest Du Dich VfB Straubing als Manager und Sponsor engagiert. Aus dem ehemaligen Kreisklassisten ist in der Zwischenzeit ein Landesligist geworden – wenngleich gegenwärtig der Abstieg droht. Wie schätzt Du – von außen – die Lage am Peterswöhrd ein?
Ich glaube, dass sie die Landesliga diesmal nicht halten können. Danach wird man weitersehen. Nur mit jungen Spielern geht's halt auch nicht.

Und was traust Du Deinem letzten Verein, dem SV Fortuna Regensburg, noch zu?
In dieser Saison traue ich der Mannschaft Platz zwei durchaus zu. Platz eins wird schwierig. Und dann muss man halt sehen, wie mögliche Relegationsspiele laufen. Das Team wird in der Abwehr wieder stärker durch den Winterneuzugang Tom Liebherr von Sonthofen sowie Rückkehrer Tom Schmidbauer. Den Bayernliga-Aufstieg traue ich der Fortuna auf alle Fälle zu. Das ist ja überfällig. Letzte Saison haben wir eine tolle Serie hingelegt. Das kann durchaus wiederkommen.


Bleibst Du der Fortuna denn anderweitig erhalten?
Im Förderkreis der Fortuna mache ich jetzt dann ein wenig intensiver mit als zuvor, damit ich nicht ganz den Anschluss verliere. Ich werde weiterhin bei allen Spielen dabei sein und wenn man mich braucht, um beispielsweise irgendeinen Kontakt herzustellen, helfe ich auch in Zukunft ein bisschen dazu.


Der Amateurfußball hat Dich bereits in jungen Jahren gepackt und nicht mehr losgelassen. Was fasziniert Dich auch im gehobenen Alter noch an diesem Sport? Und weshalb bist Du mit Profifußball hingegen nie ganz warm geworden?
Versuchen, weiter aufzusteigen. Das war der größte Reiz. Beim Profifußball muss ich irgendwie einen räumlichen Bezug schon auch haben, was bei mir in Straubing eben nicht gegeben ist. Und zu Bayern München gehen kann ja jeder (schmunzelt).


Du warst lange zwischen der 6. und 8. Liga unterwegs. Was hat sich in diesen Sphären in den letzten Jahrzehnten verändert, welche Unterschiede zu früher machst Du aus?
Dass Spieler immer mehr kosten, fällt am meisten auf. Es wird alles zu teuer. Außerdem wird die Bereitschaft für Verantwortliche, mitzuhelfen, immer geringer. Mehr und mehr Vereine merken, dass es kaum noch ehrenamtliche Kräfte gibt. So richtig viele Zuschauer hat quasi keiner mehr. 100 oder 120, und das bis in die Landesliga hoch. Es lohnt sich für keinen. Da ist Hankofen vielleicht eine Ausnahme, die richtig was daraus gemacht haben mit ihrem kleinen Platz. Dort gibt es eine tolle Entwicklung.


Auch unser Portal FuPa hat Dich früh fasziniert, nicht umsonst hast Du die Anfangszeit in der Oberpfalz als Franchisenehmer maßgeblich mitbegleitet...
Ich habe gewusst, da kann man etwas daraus machen und dass ich da dazu helfe. Einige Leute sind heute noch dabei. Dann ist alles vielleicht sogar ein bisschen schneller gegangen als gedacht.


Das Interview führte Florian Würthele.
Aufrufe: 015.12.2022, 16:50 Uhr
Florian WürtheleAutor