2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Der Neusser Ben Manga hält sich aktuell in der Heimat auf.
Der Neusser Ben Manga hält sich aktuell in der Heimat auf. – Foto: Timo Babic

Ben Manga sieht 2024 mit Spannung entgegen

Der Neusser sucht nach seinem ersten Auslandsabenteuer im englischen Watford nach einer neuen Herausforderung im Profifußball.

Wer in den vergangenen Wochen durch Neuss geschlendert ist, dem konnte es passieren, dass plötzlich Ben Manga vor ihm stand. Eben jener Ben Manga, den noch viele Amateurfußballer aus dem Rhein-Kreis Neuss aus seiner Zeit bei der Rheinkraft und dem VfR Neuss sowie beim TuS Grevenbroich kennen.

Und weil der inzwischen 49-Jährige den Kontakt in die Heimat auch nie abgebrochen hat und bodenständig geblieben ist, nachdem er im Profifußball ganz groß durchgestartet war, haben viele seine Karriere verfolgt. Eine Karriere, die ihn vor ziemlich genau einem Jahr als Technischer Direktor des englischen Zweitligisten Watford FC erstmals ins Ausland führte. Doch weil ihn dort schon nach zehn Monaten das Aus ereilte, ist er nun wieder zurück in seiner Wohnung in Düsseldorf. Klar, dass er sich ab und an auch in Neuss, wo seine Eltern noch leben, und Umgebung sehen lässt.

„Auch wenn ich es mir mit einem Fünf-Jahres-Vertrag natürlich etwas anders vorgestellt hätte, blicke ich trotzdem positiv auf meine Zeit in England zurück. Ich habe viel gelernt und zahlreiche Kontakte zu Spielern und Verantwortlichen aufgebaut“, sagt Ben Manga, der zumindest vordergründig keinen Groll gegenüber Watford hegt. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse.“ Der italienische Klubbesitzer Gino Pozzo, der in seiner Heimat auch bei Udinese Calcio das Sagen hat, sei bekannt dafür, dass er schnell die Geduld mit seinen Mitarbeitern verlieren kann. Eigentlich hatte Pozzo den Neusser nach England gelockt, weil der sich nach dem verletzungsbedingten Ende seiner Profikarriere (Durchbruch bei Fortuna Düsseldorf) über die Jahre bei seinen Stationen in Aachen, Stuttgart, Hoffenheim und allen voran Eintracht Frankfurt einen exzellenten Ruf als Entdecker großer Talente erarbeitet hatte. Schließlich hatte die gelungene Transferpolitik von Ben Manga, der bei den Hessen bis zum Direktor Profifußball aufstieg, großen Anteil am sensationellen Europa-League-Erfolg der Frankfurter im Jahr 2022.

In Watford sollte Manga zusammen mit Trainer Slaven Bilic eine Mannschaft formen, die die Rückkehr in die Premier League schaffen kann. „Das hat sich für mich sehr spannend angehört“, sagt Manga auch noch aus heutiger Sicht. So spannend, dass er im November sogar einen noch viereinhalb Jahre laufenden Vertrag in Frankfurt auflöste und mit dem Wechsel in die englische Championship auf viel Geld verzichtete. „Was bringt mir ein guter Vertrag, wenn ich unglücklich bin. Mir ist es noch nie ausschließlich um Geld gegangen. Bei mir steht immer die Leidenschaft für den Fußball im Mittelpunkt“, betont Manga. Weil er aber erst mitten in der Saison auf die Insel wechselte, konnte er kaum noch Einfluss auf Neuverpflichtungen nehmen. Und nach der Entlassung von Slaven Bilic und der Verpflichtung von Valerien Ismael als dessen Nachfolger lief auch die Transferperiode im Sommer nicht nach Mangas Vorstellungen: „Ich hole keine Ü30-Spieler, sondern bin dafür bekannt, junge und dynamische Leute mit großem Potenzial zu verpflichten.“

Und weil er trotz der eher unspektakulären Episode in England im Profifußball wegen seines besonderen Näschens für Talente nach wie vor hoch im Kurs steht, stehen die Interessenten gerade Schlange. Fast täglich führt er Gespräche mit Vereinen aus ganz Europa. Bei einem neuen Engagement will er sich auch nicht auf ein bestimmtes Land festlegen, auch wenn er in der ehemaligen spanischen KolonieÄquatorialguinea geboren wurde und deswegen eine große Affinität zu Spanien hat, wo auch viele Verwandte leben. „Ich muss das Gefühl haben, dass ich etwas bewegen kann. Das Projekt muss knallen“, erklärt Manga. Er weiß seine Lebensgefährtin und deren Tochter hinter sich, sie würden ihn überall hin begleiten. „Das neue Jahr wird sehr spannend für mich, schließlich bin ich fast 23 Jahre im Geschäft und zum ersten Mal arbeitssuchend. Aber ich gehe davon aus, dass ich im Sommer ein neues Engagement habe.“ Ruhiger schlafen lässt ihn, dass ihn Watford weiterbezahlt, bis er dort seinen Vertrag wegen eines neuen Jobs auflöst.

Aber auch wenn Ben Manga seit seiner Rückkehr viel zu tun hat, ist er froh, dass er sich in der Heimat zwischendurch Zeit nehmen kann, um Freunde zu treffen oder einfach mal mit alten Weggefährten eine Runde Fußball zu spielen. Seine dicksten Kumpels aus dem Profizirkus sind Markus Anfang (aktuell Trainer in Dresden) und Dimitrios Grammozis (aktuell Trainer in Kaiserslautern), doch auch zu alten Freunden aus seiner Zeit als Amateurspieler im Rhein-Kreis Neuss hat er noch Kontakt. „Ich bin noch derselbe Ben wie früher. Wenn ich jemanden von früher treffe, freue ich mich total. Ich bin Neusser und bleibe Neusser“, erklärt Ben Manga, der auch ein Familienmensch ist. Weihnachten hatte er die Bude in Düsseldorf voll und auch Silvester verbringt er im Kreise seiner Liebsten. Ehe es dann im Januar wieder daran geht, eine neue Herausforderung im Profifußball zu finden.

Aufrufe: 031.12.2023, 18:30 Uhr
NGZ / David BeinekeAutor