„Chancen verwerten!“, titelte am Sonntag die Stadionzeitung des FC Wegberg-Beeck. Vermutlich war es auch eine der häufigsten Aussagen, die die Spieler des Clubs in den vergangenen Wochen vom Trainergespann Stephan Houben und Mike Schmalenberg zu hören bekamen. Doch erneut spielte sich ein Drehbuch ab, das frappierend an die 1:2-Niederlage gegen Teutonia Weiden erinnerte: Wieder ging man in Führung, wieder gab man die Partie gegen einen Aufsteiger her. Einziger Unterschied: Dank eines Tores von Nils Hühne in letzter Sekunde reicht es doch noch für das 2:2 gegen den FC Pesch und damit für den ersten Zähler der Spielzeit.
Die erste Hälfte war symbolisch für den bisherigen Saisonverlauf. Beeck agierte besonders in den ersten 30 Minuten zielstrebig, ballsicher und sammelte Chance um Chance. Das Ergebnis nach 45 Minuten auf der Anzeigetafel: 1:1, denn mit dem Halbzeitpfiff egalisierte Kian Assadollahi die Führung der Gastgeber. Deren Gelegenheiten hätten auch einen Halbzeitstand von 6:1 ermöglicht. „Doch wir vergessen, das 2:0 zu schießen“, ärgerte sich ein „vollkommen enttäuschter“ Mike Schmalenberg.
So versuchte es etwa Marc Kleefisch nach sieben Zeigerumdrehungen artistisch mit der Hacke, scheiterte aber an Torhüter Mertcan Akar. Kurz darauf landete eine flache Hereingabe von der rechten Seite bei Alessio Tafa. Der zog von links ab, vom Pfosten prallte der Ball an das Bein von Bünyamin Koyoncu und von da doch noch ins Tor (11.).
Beeck blieb weiter auf dem Gaspedal. Bei einer Ecke hätten Timo Agaltsev und Nils Hühne gleichermaßen unbedrängt einköpfen können, behinderten sich jedoch gegenseitig (15.). Nur eine Minute später bediente Kleefisch Agaltsev mit einem perfekten Steilpass, dieser legte sich jedoch den Ball zu weit vor, der somit leichte Beute für Akar war. Und auch Kleefisch hätte nach einem guten Pass in die Schnittstelle einschieben können, scheiterte aber ebenso am Pescher Torwart (21.).
Wie gefährlich dieser Chancenwucher sein könnte, deutete Takumu Yamahara in der 31. Minute an. Er sah, dass Stefan Jakimovski etwas zu weit vor seinem Tor stand – sein Schuss aus rund 30 Metern prallte jedoch an die Oberkante der Latte. Zwei Minuten später muss Jakimovski selbst eingreifen gegen einen platzierten Versuch von Emmanuel Williams.
Die Hausherren bemühten sich, wieder mehr Zugriff zu bekommen, wurden dann aber schließlich nach einer eigenen Ecke bestraft. Akar brachte den Ball in der Nachspielzeit der ersten Hälfte schnell wieder ins Spiel und mehrere Beecker schienen eher den Halbzeitpfiff zu erwarten, statt energisch nachzusetzen. Die Kölner Gäste bedankten sich für so viel Freiraum, Assadollahi bewies von der Strafraumkante ein gutes Auge für die rechte untere Ecke (45.+1).
Der zweite Durchgang startete weniger ereignisreich als der erste. Beeck leistete sich zu viele Abspielfehler, um dem Tor von Akar wirklich gefährlich zu werden.
Erneut kanalisierte sich das Unglück der Beecker innerhalb einer Spielminute: Leo Mirgartz legte im Strafraum mustergültig auf Merlin Schlosser ab, aus wenigen Metern und völlig unbedrängt jagte er das Leder jedoch mindestens zwei Etagen über das Tor (70.). Die Strafe folgte prompt. Der eingewechselte Francisco San Jose Justo blieb nach einem Kontakt liegen, der Ball wurde zu Jakimovski zurückgespielt. Unter Druck von Malik Basar trat dieser jedoch völlig ohne Not am Ball vorbei. Basar verwertete prompt (71.), und schon war das Spiel gedreht.
Beeck erhöhte noch mal den Druck, doch wie schon zuvor fehlte auch in der Schlussviertelstunde die zündende Idee, um doch noch einen Punkt mitzunehmen – obwohl die Gäste aus der Domstadt die letzten Minuten zu zehnt absolvieren mussten, nachdem Walid Sekkour Gelb-Rot sah und auch Coach Abdullah Keseroglu auf die Tribüne verwiesen wurde. Ein kleines Happy End sollte es aber doch noch geben: San Jose Justo legte von rechts quer in die Mitte, wo Hühne die Übersicht bewahrte und zum 2:2 einschob.
„Natürlich ist das eine moralische Geschichte, aber wir haben hier zwei Punkte liegengelassen. Und mir haben in der zweiten Halbzeit auch schon die Emotionen teilweise gefehlt“, wollte sich Schmalenberg damit nicht zufriedengeben. „Das ist dann kein Pech, sondern auch fehlendes Können, unsere Qualität abzurufen. Die Ausbeute ist unbefriedigend und wir müssen das analysieren. Denn so kann es nicht weitergehen“, stellte er unumwunden klar nach dem missglückten Saisonstart.
Beeck: Jakimovski - Bini (67. San Jose Justo), Hühne, Daniels, Mirgartz - Braun, Schlosser, Leersmacher (76. Fensky), Tafa (46. Yilmaz) - Kleefisch, Agaltsev (46. Behrami)
Dieser Artikel kommt von unserem Partner Aachener Zeitung. Noch mehr spannende Portraits, Reportagen, Livesstreams, Interviews und Analysen zu deinen Lieblingsteams in der Region findest du auf http://www.aachener-zeitung.de