2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Zeit des SV Memmelsdorf auf Verbandsebene war - freilich - eine schöne Sache. Im Rückblick arbeitet der jetztige Vereinsboss Christian Kahl aber auch die Kehrseite der Medaille heraus.
Die Zeit des SV Memmelsdorf auf Verbandsebene war - freilich - eine schöne Sache. Im Rückblick arbeitet der jetztige Vereinsboss Christian Kahl aber auch die Kehrseite der Medaille heraus. – Foto: Peter Mularczyk

Bayernliga - es war einmal (8): »Es wurde viel kaputt gemacht«

Mit Ammerthal, Neudrossenfeld und Ansbach sind drei Absteiger der Saison 2014/15 stärker als zuvor zurückgekommen. Danz im Gegensatz dazu: Memmelsdorf.

Bayernliga – allein dieser Name löst Emotionen aus, gilt doch diese Spielklasse als Sehnsuchtsort schlechthin. Lange Jahre war sie die höchste Amateurliga Bayerns, seit 2012 muss sie der Regionalliga den Vortritt lassen. Aber auch die vergangenen elf Jahre haben unzählige Geschichten zu erzählen. FuPa wirft in unregelmäßigen Abständen einen Blick auf die Absteiger der einzelnen Spielzeiten. Was ist aus den Vereinen, die sich nach unten verabschieden mussten, geworden? Bayernliga - es war einmal. Teil 8: Saison 2014/15.

DJK Ammerthal (14. Tabellenplatz)

Die Oberpfälzer aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach gehören mittlerweile zum Inventar der Bayernliga Nord. In der Saison des Abstieges 2014/15 war das noch nicht der Fall - obwohl die DJK nach dem erstmaligen Aufstieg 2012 bereits drei Jahre 5. Liga spielte. Der Wiederaufstieg glückte sofort. 2015/16 wurde Ammerthal Meister der Landesliga Mitte. "Der Abstieg war kein Ausrutscher", macht Sportdirektor Tobias Rösl deutlich. "Sondern es wurde die Qualität der Bayernliga falsch eingeschätzt."

Bereits früh hätte man damals festgestellt, dass es eben nicht reichen wird. Und bereits vor dem Gang in die Landesliga hat man deshalb entsprechende Planungen in die Wege geleitet, sodass die Bayernliga nachhaltiger in Angriff genommen werden kann. "Deshalb hat es auch nie eine negative Stimmung gegeben in Folge der Saison 2014/15", blickt Rösl zurück. Er und seine MItstreiter haben offensichtlich die richtigen Rückschlüsse gezogen und Entscheidungen getroffen. Die jüngsten Erfolge der DJK Ammerthal sprechen eine eindeutige Sprache.

"Wir haben uns stetig weiterentwickelt", stellt der Sportdirektor fest. Untermauert wird seine Aussage durch die Tabellenplatzierungen der vergangenen Spielzeiten. Ammerthal ist im erweiterten Spitzenfeld der Bayernliga Nord angekommen. Wohin die Reise geht? Bei einer Anwort auf diese Frage will sich Tobias Rösl nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. "Das ist von vielen Faktoren abhängig", weiß er, und ergänzt: "Wir werden fleißig, demütig, mit dem, was möglich ist, agieren und das Bestmögliche herausholen."

Die Bayernliga ohne Ammerthal - inzwischen nicht mehr so leicht vorstellbar.
Die Bayernliga ohne Ammerthal - inzwischen nicht mehr so leicht vorstellbar. – Foto: Florian Würthele

SpVgg Ansbach (15. Tabellenplatz)

Der direkte Wiederabstieg der Nullneuner im Sommer 2015 war ein Schock, "viele Spieler haben dann den Verein verlassen". Ein Neuanfang wurde nötig. Dieser hat sich aber im Nachhinein als glückliche Fügung, was alleine die Tatsache deutlich macht, dass die SpVgg Ansbach inzwischen das 2. Jahr Regionalliga spielt, erwiesen.

"Der Abstieg war notwendig, um etwas Neues und sehr Gutes entstehen zu lassen", blickt Christoph Hasselmeier, der damals als Spieler dabei war, später Trainer wurde und nun Sportlicher Leiter ist, zurück. "Der Kader war dann ganz anders. Viel jünger und hungriger. Wir haben auf Spieler gesetzt, denen das Kollektiv wichtiger war." Eine Schlüsselrolle nahm bei der Neuausrichtung der damaligen Trainer Andreas Heid ein. "Er hat einen überragenden Job gemacht, der bis heute die Basis des Erfolges bildet."

Der "Ansbacher Weg" ist inzwischen hinlänglich bekannt. Man setzt auf Eigengewächse auf allen Ebenen und man zieht an einem Strang, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Mit Spielern aus der eigenen Jugend wie Michi Sperr, Patrick Kroiß und Jonas Bayerlein haben die Mittelfranken aber nicht nur für eine bessere Identifikation gesorgt. Diese Jungs haben auch richtig Qualität. Die Landesliga-Meisterschaft 2015/16 und der Regionalliga-Aufstieg 2022 sind eindrucksvolle Zeugen davon. Es verwundert also nicht, wenn Christoph Hasselmeier sagt: "Wir sind zufrieden."

Seine ersten Schritte im Herrenbereich für die SpVgg Ansbach machte Patrick Kroiß in der Landesliga.
Seine ersten Schritte im Herrenbereich für die SpVgg Ansbach machte Patrick Kroiß in der Landesliga. – Foto: Hans Will

TSV Neudrossenfeld (17. Tabellenplatz)

Man weiß, wo man herkommt im 3500-Seelen-Ort in Oberfranken. Deshalb übt man sich in Demut und ist stolz auf das Erreichte. Die Verantwortlichen um Manager Daniel Stöcker ruhen sich aber nicht darauf aus, sondern wollen den Verein immer weiterentwickeln. Und das gelingt ihnen auch. "Die aktuelle sportliche Situation als Aufsteiger ist herausragend. Allerdings müssen wir hart dafür arbeiten, im Gesamtverein an unterschiedlichen Stellen, um das in der Rückrunde und auch zukünftig bestätigen zu können."

Diese Worte machen deutlich: Nach dem Abstieg 2015 ist der TSV Neudrossenfeld in die Bayernliga zurückgekehrt. Es war zwar ein Anlauf von sechs Spielzeiten nötig, die entscheidenden Personen haben aber nie die Geduld verloren. Und nun werden sie dafür belohnt. Die "Drusserfelder" spielen als Neuling eine starke Runde, rangieren zur Winterpause auf Rang 6. Stöcker drückt aber auf die Euphoriebremse: "Ob das Bayernliga-Dasein nun auf solideren Beinen steht, muss sich noch zeigen. Wir stehen im Moment gut da, aber haben in einer engen und starken Liga noch überhaupt nichts erreicht."

Der Sportliche Leiter des Aufsteigers ist im puren Realismus Zuhause. Er sieht nicht nur die sportliche Seite, sondern auch das Drumherum. Und angesichts der Infrastruktur kommt bei ihm Freude auf. "Wir haben den Hauptplatz zum Kunstrasen umgebaut, das Sportheim komplett umgestaltet und saniert und nicht zuletzt die Heimkabine modern hergerichtet." Die Richtung also stimmt - in vielen Bereichen. Und dennoch will Daniel Stöcker nicht zu weit in die Zukunft blicken: "Der Fußball ist so schnelllebig, dass man oftmals nicht mal abschätzen kann, was in einem halben Jahr ist."

Im Gegensatz zur ersten Stippvisite scheint die Bayernliga beim TSV Neudrossenfeld nun auf stabileren Füßen zu stehen.
Im Gegensatz zur ersten Stippvisite scheint die Bayernliga beim TSV Neudrossenfeld nun auf stabileren Füßen zu stehen. – Foto: HMB Media/ Julien Becker

SV Memmelsdorf (18. Tabellenplatz)

Die Zeiten, in denen die Landesliga in Memmelsdorf die Standard-Spielklasse war und vier Bayernliga-Jahre das i-Tüpfelchen, sind vorbei. Die Realität der Oberfranken heißt nicht mehr Verbandsebene, sondern A-Klasse. Und auch dort, in der Gruppe "Bamberg 1", ist der SV nur Vorletzter - mit zwei Punkten Vorsprung auf den ETSV Bamberg, der zwei Spiele weniger absolviert hat.

Die Frage aller Fragen: Was ist passiert? "Das Geld war durch Corona knapp. Trotzdem haben wir es geschafft, bis 2023 in der Landesliga weiterzumachen. Der Kern der Mannschaft und der Trainer haben das Finanzielle hinten angestellt und wir konnten mit jungen Talenten neu aufbauen", blickt 1. Vorsitzender Christian Kahl zurück. Das sportliche Ziel, der Klassenerhalt in der 6. Liga, wurde allerdings verfehlt. Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf. "Es sind so gut wie alle Spieler verschwunden", stellt Kahl nüchtern fest.

Und so wurde aus der Zweiten die 1. Mannschaft. Und weil die Reserve mit Bezirksliga schlicht und einfach überfordert gewesen wäre, haben sich die Verantwortlichen dafür entschieden, in der A-Klasse an den Start zu gehen. "Es ist sicher toll, sagen zu können, dass der SVM ein ehemals ruhmreicher Fußballverein war", erklärt der Vereinsboss. "Durch diese Erfolge wurde aber auch viel im Verein kaputt gemacht. Die Memmelsdorfer Spieler, die den Verein erst dahingebracht haben, wurden plötzlich nicht mehr gebraucht. Damit haben mehr und mehr Memmelsdorfer das Interesse am SVM verloren." Das will Kahl nun wieder ändern. Und er sieht Licht am Ende des Tunnels: "Wir sind auf einem guten Weg den Verein wieder gesund hinzustellen, so dass unsere Nachwuchs auch wieder eine sportliche Perspektive hat."

Aufrufe: 028.1.2024, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor