2024-05-02T16:12:49.858Z

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Manni Schwabl: Der SpVgg-Präsident schreibt sich gute Jugendarbeit auf die Fahnen – im Herrenkader lässt sich das kaum ablesen.
Manni Schwabl: Der SpVgg-Präsident schreibt sich gute Jugendarbeit auf die Fahnen – im Herrenkader lässt sich das kaum ablesen. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Ausbildungsklub Unterhaching? SpVgg schickt zweitälteste Regionalliga-Truppe auf den Platz

Schwabl betont Bemühungen im Nachwuchsbereich

Die SpVgg Unterhaching steht für Nachwuchsarbeit, das betont Präsident Manni Schwabl immer wieder. Aber die Realität in der eigenen Herrenmannschaft sieht anders aus.

Unterhaching – Immer wieder wird er in der Vorstadt beschworen, der „Hachinger Weg“. In knappen Worten heißt das: Die SpVgg Unterhaching setze sich wie kaum ein anderer Verein für die Entwicklung junger Spieler ein.

Gebetsmühlenartig stellt Präsident Manni Schwabl diese selbstverordnete Sonderrolle immer wieder hervor, zuletzt nach dem Scheitern der deutschen Nationalmannschaft bei der WM-Katar. Im Gespräch mit der SZ kritisiert er geringe Förderung des DFB für gute Jugendarbeit und betont, die SpVgg Unterhaching würde – im Gegensatz zu anderen Klubs – schon bei den ganz jungen Kickern ansetzen.

Keine 3. Liga auf dem „Hachinger Weg“? SpVgg Unterhaching ist mit zweitältestem Regioanlliga-Team erfolgreich

Jugendwahn in der Vorstadt ist beim Blick auf die Herrenmannschaft aber nicht zu erkennen. Sandro Wagner schickte über die Hinrunde eine der ältesten Mannschaften der Regionalliga Bayern auf den Rasen. Durchschnittliche 25,9 Jahre war sein Team alt. Betagter war nur die Mannschaft von Viktoria Aschaffenburg (26,4 Jahre).

Das zeigt: So sehr Unterhaching vom eigenen Nachwuchs schwärmt, irgendwo stößt der Verein sportlich an seine Grenzen. Die SpVgg will in die 3. Liga. Als Tabellenführer ist sie dabei auf dem richtigen Weg. „Jugend forscht“ sieht allerdings anders aus. Mit Bopiel Mashigo und Viktor Zentrich kommen nur zwei Spieler unter 20 Jahren auf über 1.000 Spielminuten. Der Hachinger Hoffnungsträger Maurice Krattenmacher kam 848 Minuten zum Einsatz. Ganz ohne Erfahrung ist Erfolg kaum möglich. „Talentförderung würde ich immer eintauschen gegen einen guten Tabellenplatz“, gelobte Schwabl Anfang 2021.

2020/21 setzte in der 3. Liga kein Team so viele Jugendspieler ein, wie die SpVgg Unterhaching. Das Ergebnis: Der Abstieg. Für Schwabl aber kein Grund, die eigene Parole zu hinterfragen, im Gegenteil: „Wir setzen drastischer denn je auf den eigenen Nachwuchs“, sagte er damals zu Fussball Vorort / FuPa-Oberbayern.

Schwabl fordert mehr Einsätze für junge Spieler – derweil setzt Haching in der Regionalliga auf Erfahrung



Gleichzeitig bemängelt Schwabl, deutsche Klubs würden ihren Talenten zu wenig Vertrauen schenken. In den obersten Spielklassen kämen junge Spieler kaum zum Einsatz und würden nach wenigen Fehlern direkt wieder rausfliegen.

Der Hachinger Kader ist im Schnitt 23,13 Jahre alt (Platz fünf der Regionalliga). Gespielt wird aber mit einer deutlich älteren Mannschaft. Die im Sommer unter anderem mit drei Oldies aufgerüstet wurde: Mathias Fetsch (34), René Vollath (32) und Maximilian Welzmüller (32).

SpVgg Unterhaching: Kein Jugendwahn im Herrenkader – Talente sollen weiterverkauft werden

Aber die Hachinger-Philospohie sei erfolgreich, sagt Schwabl. Um wieder einmal das liebste Hachinger Beispiel zu nennen: Karim Adeyemi. Der damals 15-Jährige war beim FC Bayern aus dem Raster gefallen, Schwabl nahm ihn in der Vorstadt unter seine Fittiche. Dann wechselte Adeyemi erst zu RB Salzburg, dann zu Borussia Dortmund. Mittlerweile ist er 20 Jahre alt und A-Nationalspieler. Der SpVgg hat er dank einer Weiterverkaufsklausel eine stattliche Summe eingebracht.

Denn das ist auch Teil des „Hachinger Wegs“. Talente sollen nicht nur entwickelt, sondern vor allem auch gewinnbringend abgegeben werden. Darin sieht Schwabl die einzige Chance, als unterklassiger Verein finanziell wettbewerbsfähig und gleichzeitig erfolgreich zu sein. Im eigenen Herrenkader schlägt der Jugendwahn derweil nicht um sich. Und auch die finanziellen Erfolge lassen auf sich warten. Seit Adeyemi brachte nur Nico Mantl eine nennenswerte Ablöse. Er ging für zwei Millionen Euro zu RB Salzburg.

Wenn sich ein Youngster aber ablösefrei verabschieden will, kann die SpVgg Unterhaching auch zickig werden. Das bekam Felix Göttlicher 2021/22 zu spüren. Als er ankündigte, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen, saß er auf Schwabl-Dekret ein halbes Jahr lang auf der Tribüne. (moe)

Aufrufe: 09.1.2023, 13:10 Uhr
Moritz BletzingerAutor