Augenthaler: »Bis in die Morgenstunden ins Nachtleben eingetaucht«

Klaus Augenthaler vorzustellen ist eigentlich gar nicht notwendig. Der mittlerweile 65-jährige Ex-Profi, zählte zu seiner aktiven Zeit selbst, ohne die Präsenz und Eleganz eines Franz Beckenbauer oder Paul Breitner zu haben, zu den ganz großen Persönlichkeiten des FC Bayern München sowie auf dem Höhepunkt seiner erfolgreichen Laufbahn auch in der deutschen Nationalmannschaft. Sieben deutsche Meistertitel, drei DFB-Pokal-Erfolge, sowie der WM-Sieg 1990 bescherten dem gebürtigen Niederbayern (Fürstenzell) auch internationale Anerkennung.

Nach der Beendigung seiner aktiven Laufbahn, die er nur beim FC Bayern verbrachte, lernte er als Assistent u. a. von Beckenbauer, Rehhagel und Trapattoni das Trainerhandwerk. Über die mit Erfolg gekrönten Stationen Grazer AK und 1. FC Nürnberg heuerte Augenthaler im Mai 2003 ausgerechnet als Couch bei Bayer 04 Leverkusen an, dem damaligen Erzkonkurrenten des FC Bayern. Der frühere Nationalspieler rettete den amtierenden Vizemeister vor dem drohenden Abstieg und führte die Werkself mit seiner ihm gegebenen Art im Jahr 2004 sogar zurück in die Champions League. Mit den Trainer-Stationen beim damaligen Drittligisten SpVgg Unterhaching und dem Oberpfälzer Landesligisten SV Donaustauf beendete Augenthaler seine Trainer-Karriere. 2017 kehrte „Auge“, wie von allen Fans damals gerufen wurde, zum FC Bayern als Nachwuchstrainer und FC-Bayern-TV Experte zurück.


Lieber Klaus Augenthaler, wir sind stolz, so eine Legende wie Dich auf unserer Sportanlage in Rieden begrüßen zu dürfen. Wie gefällt Dir unsere Fußballheimat und wie wichtig ist es Dir, mit Deinem Einsatz bei der Sternstunden-Mannschaft für Kinder in Not mitzuhelfen?
Klaus Augenthaler (65): So eine gepflegte und großartige Sportanlage habe ich im ländlichen Raum lange nicht mehr gesehen. Gerne spiele ich immer wieder einmal für den FC Sternstunden, das soziale Engagement ist mir sehr wichtig, ich bin seit 4 Jahren auch Botschafter der Leukämiehilfe Ostbayern.


Du hast als Fußballer nahezu alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Welcher Titel ist Dir im Nachhinein besonders wichtig und welchen Fußballmoment in Deiner Karriere wirst Du nie mehr in deinem Leben vergessen?
Mein erster Titel, sprich die erste deutsche Meisterschaft 1980 mit dem FC Bayern, war schon etwas ganz Besonderes, da denkt man immer wieder gerne zurück. Aber auch der Empfang am Frankfurter Römer nach dem WM-Sieg 1990 in Italien wird mir unvergessen bleiben. Gerne denke ich auch an das Tor des Jahrzehnts 1989, dass ich mit einem 49 Meter Weitschuss gegen Uli Stein erzielte. Generell die schönsten Momente sind aber immer die, wenn man den Platz als Sieger verlässt.


Jetzt kann man ja darüber sprechen, weil es schon lange verjährt ist: Gab es schon mal ausschweifende Partys oder ein Trinkgelage unter euch Spielern und das ganz ohne offiziell angesetzter Feier vom Verein?
Oh ja, in den jungen Jahren war das schon öfter mal der Fall. Am Mittwoch war immer trainingsfrei, am Abend davor sind wir dann schon einige Male bis in die Morgenstunden ins Schwabinger Nachtleben eingetaucht.


Wer wird Deutscher Fußballmeister 2022/2023 und warum?
Gute Frage, ich denke, dass Bayern und Dortmund ihre restlichen Spiele allesamt gewinnen werden und so auch die 11. Deutsche Meisterschaft wieder in München gefeiert wird.


Natürlich hat sich der Fußball in den Jahren stetig weiterentwickelt und man kann das mit eurer damaligen Zeit nicht mehr 1:1 vergleichen. Aber welchen Tipp würdest Du einen Nachwuchskicker geben, der unbedingt Fußball-Profi werden möchte?
Es kommt immer darauf an, wie alt und talentiert der Spieler ist. Der Spaß am Fußball sollte dabei immer eine übergeordnete Rolle spielen. Wichtig ist, dass die jungen Leute nicht vorzeitig von den Trainern unter Druck gesetzt werden, es muss auch weiterhin erlaubt bleiben, Fehler zu machen.


Das Interview führte Peter Gattaut.