2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Burglengenfelds tatendurstiger neuer Co-Spielertrainer: Erkan Kara
Burglengenfelds tatendurstiger neuer Co-Spielertrainer: Erkan Kara – Foto: Selina Sofie

»Mit dem ASV wieder das gewisse Etwas rüberbringen«

Erkan Kara kommt als spielender Co-Trainer zu Burglengenfeld und skizziert ehrgeizige Planspiele und Ziele.

33 Jahre alt, aber noch längst nicht satt – das ist Erkan Kara, der sich in diesem Sommer dem Fußball-Landesligisten ASV Burglengenfeld angeschlossen hat. Genauer gesagt als spielender Co-Trainer an der Seite des Übungsleiters Timo Studtrucker. Kara sprüht vor Tatendrang und möchte seiner neuen Mannschaft wieder das, wie er es nennt, „never give up“-Gen einhauchen, so dass die Gegner künftig wieder höchst ungern gegen den ASV antreten möchten. Im Interview mit FuPa spricht der langjährige Landesliga-Abwehrboss über Ziele, Pläne und Erwartungen.

Hallo Erkan. Die Relegationsphase hast Du bereits mit Deiner neuen Mannschaft miterlebt. Und was für ein Happy End das war! Was macht in Deinen Augen das Team und den Verein aus?

Erkan Kara (33): Schon zu meiner Ettmannsdorfer Zeit habe ich mit großen Augen nach Burglengenfeld geschaut. Denn der ASV ist schon immer eine unangenehme Truppe, die nie aufgibt, die bis zum Ende fightet und alles gibt. Sie war immer total schwer zu bespielen. Und genau das, im Einklang mit den Funktionären und den im positiven Sinne schon auch speziellen Fans, macht den Verein aus: ein unglaublicher Zusammenhalt und Leidenschaft auf und neben dem Platz. Da stimmt die Harmonie einfach. Und dies war ein riesiger Prunk für die Restrückrunde, dass die Jungs den Klassenerhalt noch erreichen konnten. Ich freue mich, ab sofort Teil davon zu sein.

Als kompromissloser Verteidiger beim SC Ettmannsdorf hast Du Dir über die Jahre in der Szene einen Namen gemacht. Nach einem Abstecher zu Dürnsricht geht's nun zur lokalen Landesliga-Konkurrenz nach Burglengenfeld. Mit einem lachenden Auge: Von Deinem Wechsel dürften die Ettmannsdorfer nicht gern gehört haben...

Kara: Die Zeit in Ettmannsdorf war schön, mittlerweile ist aber viel Zeit vergangen und Gras drüber gewachsen. Mit vielen Spielern stehe ich noch in sehr gutem Kontakt. Da gibt es überhaupt nichts Negatives, was zwischen mir und aktiven Spielern dort stehen würde. Ich glaube, es freut die Spieler in Ettmannsdorf, dass ich wieder – wenngleich natürlich bei einem Rivalen – in der Landesliga aktiv bin und dass man sich zum Derby wieder sieht.

Du trittst als spielender Co-Trainer an die Seite Timo Studtruckers. Was sind Deine konkreten Ziele mit dem ASV und wie möchtest Du ihm weiterhelfen?

Kara: Meine Ziele mit dem ASV sind genauso ehrgeizig wie in meiner ganzen Fußballerlaufbahn. Ich will den ASV mit allem was ich habe – all meinem Herzblut, meiner Leidenschaft und meiner Fußball-Verrücktheit – unterstützen auf allen Ebenen und mich voll einbringen. Der Mannschaft will ich eine gewisse Stabilität verleihen, ob das nun auf oder neben dem Platz sein wird, wird man sehen.

An ihm war selten ein Vorbeikommen: Erkan Kara im SCE-Trikot gegen seinen künftigen Arbeitgeber.
An ihm war selten ein Vorbeikommen: Erkan Kara im SCE-Trikot gegen seinen künftigen Arbeitgeber. – Foto: MZ-Archiv

Dieses gewisse Etwas in Sachen Niemals-Aufgeben, was immer eines meiner größten Stärken war, möchte ich vor allem den jungen Spielern beim ASV einhauchen. Der Mannschaft eben dieses „never give up“-Gen einhauchen, so dass der ASV wieder eine richtig unangenehm zu bespielende Mannschaft wird. Selber will ich natürlich wieder rankommen und auf dem Platz stehen, um dort zusätzlich für Stabilität zu sorgen. Von jetzt auf gleich geht das natürlich nicht. Der nötige Wille und der Ehrgeiz sind aber immer noch in mir.

Timo Studtrucker kennst Du ja bereits aus gemeinsamen Jahren beim SC Ettmannsdorf...

Ich freue mich unglaublich, mit Timo zusammenzuarbeiten. Er und ich denken ziemlich gleich in Sachen Fußball und sind oft auf einer Wellenlänge. Ich schätze ihn extrem als Trainer; er arbeitet auf allen Ebenen richtig profihaft, hat ein großes Fachwissen und eine brutale Menschenführung. Auch in schwierigen Situationen weiß er, wie er mit dem Ganzen umgehen muss. Da will ich mir natürlich viel abschauen, Timo gleichzeitig aber auch unterstützen und entlasten. Vor allem in der Gegnerbeobachtung oder der Analyse von Spielen.

In allerhöchster Not wurde dem Abstieg doch noch von der Schippe gesprungen. Welche Erwartungen hast Du an die neue Landesliga-Saison?

Kara: Das ist immer schwer einzuschätzen, weil die Landesliga wirklich eine gute Liga mit guten Truppen und Einzelspielern ist. Wir selbst müssen schauen, nicht wieder komplett hinten drin zu stehen. Das würde allerdings in meinen Augen den Anspruch, den der ASV Burglengenfeld, die Stadt und die Zuschauer in Burglengenfeld haben, nicht gerecht werden. Oben mitzuspielen wäre natürlich auch nicht realistisch. Wir wollen mit dem ASV wieder das gewisse Etwas rüberbringen, auch in Richtung Zuschauer und Stadt – dass wir einen guten und leidenschaftlichen Landesliga-Fußball zeigen, tabellarisch ohne Sorgen nach hinten, und wir immer wieder mal ambitionierte Spitzenmannschaften ärgern. Ich bin mir sicher, dass das klappen wird und hoffe, dass wir die „positiven Vibes“ der vergangenen Wochen in die neue Saison mitnehmen können. Wichtig ist, den ASV wieder zu dem zu machen, was ihn auszeichnet bzw. ausgezeichnet hat. Niemand soll gern gegen den ASV antreten!

Mittlerweile bist Du 33. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, wie lang gedenkst Du noch dem runden Leder nachzujagen? Oder ist das kaum planbar?

Kara: Ich glaube, auch dieses Alter hat irgendwo seine Vorteile (schmunzelt). Man sieht bestimmte, auch schwierige Situationen ein bisschen anders und meistert diese anders als in jungen Jahren, bringt man doch eine gewisse Erfahrung mit. Ich will so lange spielen, wie es mein Körper hergibt und solange es Spaß macht. Gott sei Dank bin ich bisher einigermaßen verletzungsfrei geblieben. Ab und zu muss man halt auf die Zähne beißen und dann sollten ein paar Spiele oder ein paar Jahre schon noch gehen. Aber das muss man realistisch sehen: kann man zu dem und dem Zeitpunkt noch helfen oder nicht mehr?

Und was die „Karriere nach der Karriere“ angeht...?

Kara: Der Fußball wird mich wahrscheinlich nie loslassen. Seit ungefähr 27 Jahren bin ich durchgehend auf Fußballplätzen zu finden. Das würde auch nach meiner aktiven Zeit weiterhin so sein. Natürlich hat man in der Corona-Zeit – was man so sagen kann, wenn man das ganze Leben lang gefühlt nur auf dem Fußballplatz war – gesehen, was das Leben sonst so zu bieten hat. Aber irgendwo ist Fußball halt auch mit mein Leben. Die Karriere nach der Karriere ist für mich aktuell überhaupt kein Thema. Das wichtigste für mich ist, beim ASV eine gute Arbeit zu leisten und dort meinen Teil dazu beizutragen, unsere Ziele zu erreichen. Was danach kommt, daran denke ich aktuell überhaupt nicht.

Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 029.6.2022, 13:30 Uhr
Florian WürtheleAutor