2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
– Foto: Volkhard Patten

Zwischen Konsole und Rasenplatz

eSport: +++ Dietrich Essert greift für die SG Barockstadt seit dieser Saison in Fifa zum Joypad und ist parallel in der Fußball-Kreisoberliga für die FSG Vogelsberg aktiv +++

Lauterbach. Dietrich Essert wechselt zur SG Barockstadt, verlässt allerdings nicht die FSG Vogelsberg. Nein, der langjährige Fußballer des VfL Lauterbach hat keine Förder- oder Doppelspiel-Lizenz, wie es sie beispielsweise im Basketball, Eishockey oder Handball gibt. Für eine Förderlizenz ist der 33-Jährige freilich zu alt. Dietrich Essert – besser bekannt als „Dima“ – hat sich dem eSports verschrieben. Und greift hier für die jüngste Abteilung der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz zum Joypad, wie man das Steuergerät der Konsole bezeichnet.

Mit Erscheinen des Spiels „Fifa 20“ hat die SG Barockstadt eingegriffen in das virtuelle Fußballspiel. Gespielt wird der Modus „Pro Club“; das heißt, jeder Spieler steuert eine virtuelle Figur – und nur die. „Man erstellt sich seinen eigenen Pro Spieler. Dessen verschiedene Skills wie Antritt, Schießen, Flanken und so weiter, können trainiert und verbessert werden“, kläre Essert auf. Im Prinzip läuft es ab, wie ein normales Fußballspiel auf dem Rasen. Nur eben kürzer. „Eine Halbzeit dauert sechs Minuten“, so Essert, der für sein Team als Rechtsverteidiger aufläuft. „So, wie bei der FSG Vogelsberg“, schmunzelt der Familienvater, der für die Aufnahme bei der SG Barockstadt ein Bewerbungsverfahren durchlaufen hat. Virtual Manager Benjamin Wagner (VM) überzeugte der Lauterbacher, sodass Essert nun Bestandteil der ersten Mannschaft ist. Der VM entscheidet über die Aufstellung für den jeweiligen Spieltag. Anders als im normalen Fußball sind Ein- und Auswechslungen nicht möglich. Hingegen wird ein Spieler, der des Feldes verwiesen wird, entsprechend seines Vergehens gesperrt.

Die SG Barockstadt hat insgesamt drei Teams; die erste und zweite Mannschaft spielen an der Playstation 4, das andere Team an der Xbox. Aktiv sind die Domstädter in der Virtual Pro League (VPL)-Bundesliga, der National Gaming League (NGL)-Premiership League 2 und der VPL-EuroLeague. Hauptspieltage sind Sonntag und Montage, jeweils in den Abendstunden. „Die Gegner kommen von anderen Vereinen, darunter auch namhafte wie Hessen Kassel oder Austria Wien“, so Essert. In jeder Liga gibt es 15 Teams, die eine Vor- und eine Rückrunde ausspielen, mit Auf- und Abstieg sowie einer Transferperiode. „Es gibt offizielle Verträge, die einen an den Verein binden, Man kann auch die Vereine wechseln, natürlich virtuell“, bestätigt Essert, der darauf, dass sich die Vereine untereinander einig sein müssten hinsichtlich des Zustandekommens eines Wechsels. So wie beim „richtigen“ Fußball auch. Und wie im echten Fußball, gehört auch beim Kick an der Konsole das regelmäßige Training dazu. Einziger Unterschied: Die Spieler kommen nicht an einem Ort zusammen. „Wir trainieren dienstags und donnerstags ab 19.30 Uhr“, berichtet Essert, der betont: „Jeder sitzt bei sich zu Hause, mit einem Headset auf dem Kopf zum Chatten und verbunden über das Internet.“

Dies eröffnet natürlich Möglichkeiten, die eine normale Fußballmannschaft kaum haben dürfte, wie die Zusammensetzung des Teams der SG Barockstadt zeigt. „Die meisten kommen schon aus der Umgebung rund um Fulda. Allerdings haben wir auch einen Mitspieler aus Berlin“, so Dima. Der Außendienstmitarbeiter eines Elektrofachmarkts in der Kreisstadt betont, dass man von Vereinsseite trotzdem sehr viel Wert auf ein gemeinsames Miteinander legt: „Exklusiv für unseren Club haben wir eine Jahreskarte für die Heimspiele der Hessenliga-Mannschaft der SG Barockstadt erhalten. Die nutzen viele aus unserem eSports-Team auch regelmäßig. Aber auch abseits der Spiele unternehmen wir das eine oder andere.“ Darüber hinaus hat jedes Teammitglied ein offizielles Trikot der SG Barockstadt erhalten, das identisch mit dem normalen Fußballtrikot des Hessenligisten ist.

Man merkt deutlich, dass bei Dietrich Essert ein wenig Stolz mitschwingt. Stolz darüber, Teil dieses jungen Projekts zu sein. Gleichwohl gibt er klar zu verstehen, dass er im Falle von Überschneidungen dem eigenen Spiel den Vorzug gibt. „Das ist auch ganz klar mit den Verantwortlichen der SG Barockstadt abgesprochen: Wenn meine Mannschaft, die FSG Vogelsberg, ein Spiel hat, dann geht das vor. Ich stehe immer noch lieber selbst auf dem Platz, als auf der Couch vor der Konsole zu sitzen.“ Essert liebe die Bewegung an der frischen Luft, was auch seine andere große Leidenschaft unterstreicht: Der 33-Jährige ist ein großer Vogelfreund, besitzt mittlerweile sieben Grau-Papageien, die er in einer großen Voliere hält. Außerdem wollen auch seine beiden Hunde bewegt werden. Und dann gibt es natürlich seine Tochter, die noch etwas von ihrem Papa haben soll.



E-Sport erklärt

- Der Begriff eSports bezeichnet den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computerspielen. In der Regel wird der Wettkampf mit Hilfe des Mehrspielermodus eines Computerspieles ausgetragen. Die Regeln des Wettkampfes werden durch die Software (Computerspiel) und externe Wettkampfbestimmungen, wie dem Reglement des Wettkampfveranstalters, vorgegeben. eSport wird sowohl auf Personal Computern (PC) als auch auf Spielkonsolen betrieben. Die Wettkampfteilnehmer werden E-Sportler genannt; pro Computerspiel kann es mehrere Disziplinen geben. Die meisten Computerspiele werden entweder als Individualsport oder Mannschaftssport betrieben. Bei einzelnen Computerspielen gibt es sowohl auf Individual- als auch auf Mannschaftsebene Wettkämpfe.

. Neben der Beherrschung des eigentlichen Computerspiels benötigen die Spieler verschiedene motorische und geistige Fähigkeiten, um im Wettkampf erfolgreich zu sein. Motorisch sind für den Spieler vor allem Hand-Augen-Koordination und Reaktionsgeschwindigkeit von Bedeutung. Räumliches Orientierungsvermögen, Spielübersicht, Spielverständnis, taktische Ausrichtung, Durchhaltevermögen, vorausschauendes und laterales Denken zählen zu den geistigen Anforderungen. E-Sport wird nur in wenigen Ländern von den etablierten Sportverbänden als Sportart anerkannt. Der Deutsche Olympische Sportbund stuft E-Sport nicht als Sportart ein. Dennoch beherbergen zunehmend auch „traditionelle“ Sportvereine und -teams E-Sport-Abteilungen. Quelle: Wikipedia

Aufrufe: 014.11.2019, 17:11 Uhr
Kai KopfAutor