2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Brüder - und beste Freunde: Vincent (links) und Nils Piwernetz trafen sich mit FuPa-Reporter Dieter Rebel im Stadtzentrum von Nürnberg zum Gespräch.
Brüder - und beste Freunde: Vincent (links) und Nils Piwernetz trafen sich mit FuPa-Reporter Dieter Rebel im Stadtzentrum von Nürnberg zum Gespräch. – Foto: Dieter Rebel

Zwei Brüder, zwei Wege, ein Team

Nils und Vincent Piwernetz sind Brüder wie sie im Buche stehen. In der Herangehensweise an den Fußball unterscheiden sie sich jedoch deutlich.

Auf dem ersten Blick gleichen sich die Piwernetz-Brüder wie ein Ei dem anderen - schwarze Haare, sportliche Statur, lässiges Auftreten. Auf den zweiten Blick unterscheiden sich Nils (20) und Vincent (21) dann aber doch deutlicher - vor allem bei der Herangehensweise an den Fußball. Der Jüngere ist Stammspieler im Regionalliga-Team des 1. FC Nürnberg, träumt von einer Profikarriere. Beim Älteren haben sich "die Prioritäten etwas verschoben", wie er offen zugibt. FuPa-Reporter Dieter Rebel hat sich mit den Piwernetz-Brüdern zum Interview getroffen...

Nils, Vincent: Worin unterscheidet Ihr Euch grundlegend?
Nils: Ich denke, wir sind Brüder wie Brüder einfach so sind.

Vincent: Gemeinsamkeiten und Unterschiede selber festzustellen, ist fast nicht möglich. Deshalb ist es schwierig, diese Frage zu beantworten.

Und andersrum gefragt: Wo seht Ihr Eure größten Gemeinsamkeiten?
Nils: Natürlich ist die Leidenschaft für Fußball unsere größte Gemeinsamkeit (Vicent nickt zustimmend). Wir sind also ganz normale junge Kerle...

So "normal" seid Ihr allerdings doch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass Ihr beide Fußballer im gehobenen Amateurniveau seid.
Nils: Für mich ist Fußball zurzeit alles im Leben. Nachdem ich im vergangenen Sommer mein Abitur gemacht habte, möchte ich mich nun ein, zwei Jahre auf den Fußball konzentrieren und den Sprung ins Profigeschäft schaffen. So ganz lasse ich eine Alternative dazu jedoch nicht aus den Augen: Irgendwann demnächst möchte ich ein Studium in die Richtung Sportwissenschaft oder -management beginnen.


Schöne Erinnerungen an die Bolzplatz-Zeiten

(überlegt etwas länger) Ja, der Fußball - er begleitet uns beide schon seit unserer Kindheit. Ich kann mich noch erinnern, als wir in Schwaig bis spät in die Nacht hinein mit unseren Freunden gebolzt haben. Mein Bruder und ich - wir sind also immer zusammen gewesen bis ins Jugendlichen-Alter hinein.

Vincent: Im Vergleich zu Nils hat der Fußball bei mir nicht mehr ganz so den hohen Stellenwert. Durch mein Studium - Sportevent- und Medienmanagement - haben sich die Prioritäten etwas verschoben. Natürlich blicke ich auch gerne auf die Zeit auf dem Bolzplatz zurück. Wir haben ja auch in der Jugend noch zusammengespielt. Ich kann mich eigentlich gar nicht erinnern, dass ich irgendwo mal ohne meinen Bruder war. Schöne Zeiten...

Der Jüngere, Nils, ist Stammspieler in der Regionalliga beim kleinen Club - sorry in diesem Zusammenhang für das "gehobene Amateurniveau" vorher. Der Ältere, Vincent, hat hingegen in den vergangenen Monaten und Jahren nur wenig Spielzeit in Landes-, Bayern- und Regionalliga aufzuweisen. Bist Du deshalb neidisch auf Deinen Bruder, Vincent?
Vincent: Überhaupt nicht. Ich gönne meinem Bruder alles. Ich bin sein größter Unterstützter, aber auch sein größter Kritiker. Ich freue mich für ihn und mit ihm, wenn er starke Leistungen abliefert.

Das mit der wenigen Spielzeit muss man etwas differenzierter sehen. Bei Nürnberg-Buch war ich Stammspieler. Meine Einsätze für Seligenporten waren zwar überschaubar, aber ich muss mich dafür nicht verstecken - immerhin habe ich Regionalliga gespielt. Dass ich für den ATSV bisher nicht so oft auf dem Platz gestanden habe, liegt daran, dass ich im Sommer in ein Loch gefallen bin. Ich konnte zuletzt einfach nicht meine Leistung abrufen. Chipo (ATSV-Trainer Shqipran Skeraj/Anm. d. Red.) hat mir aber versichert, auf mich zu setzen, wenn ich wieder in Form bin.

Mit gerade einmal 20 Jahren gehört Nils Piwernetz zum Stammpersonal der Nürnberger Regionalliga-Vertretung.
Mit gerade einmal 20 Jahren gehört Nils Piwernetz zum Stammpersonal der Nürnberger Regionalliga-Vertretung. – Foto: Helmut Weiderer

Warum ist der Jüngere der Erfolgreichere, Vincent? Hat er mehr Talent, eine bessere Einstellung – oder einfach das nötige Glück?
Vincent: Nee, Glück ist es bei ihm auf keinem Fall. Er bringt schon über einen zu langen Zeitraum konstant seine Leistung, um von Glück oder Zufall zu sprechen. Auch ich hatte Angebote vom Club und von Fürth, wollte aber diesen Weg nicht einschlagen. In jungen Jahren hieß es immer, Nils hätte die bessere Einstellung. Das stimmt auch, so ehrlich muss ich sein. Zuletzt hat er mich dann zudem in Sachen Technik und Taktik deutlich abgehängt. Nils ist nicht umsonst Jugend-Nationalspieler.

Welche Tipps kannst Du Deinem Bruder geben, Nils, damit es auch bei ihm mit Regionalliga-Stammspieler klappt?
Nils: Vincent benötigt keine Tipps von mir. Wir beide wissen, dass er nur fit sein muss - der Rest ergibt sich dann von selbst. Gibt er Gas im Training, kann er locker Regionalliga spielen. Vielleicht doch ein kleiner Ratschlag. (An Vincent gerichtet) Hau Dich immer voll rein.


Die große Liebe zu Nürnberg

Bitte ergänze folgenden Satz, Vincent. Wenn Nils endgültig Profi wird, dann...
Vincent: ...freue ich mich unglaublich für ihn. Ich werde sehr stolz auf ihn sein, wenn er es schafft. An unserem Verhältnis wird sich dadurch aber nichts ändern. Er bleibt, wie er ist - davon bin ich überzeugt.

Bitte ergänze folgenden Satz, Nils. Wenn der Vincent mich in Sachen Spielklasse überholt, dann...
Nils: ...sind wir beide Profis geworden (lacht). Vincent konnte in diesem Fall seinen Trainingsfleiß steigern und dadurch endlich sein Potenzial abrufen.

Ihr spielt beide im Ballungszentrum Nürnberg/Erlangen/Fürth. Wie groß ist Eure Heimatverbundenheit?
Nils:
Ich liebe meine Heimat, die Stadt Nürnberg. Ich genieße es, Zuhause bei meiner Familie wohnen zu dürfen. Deshalb habe ich in den vergangenen Jahren auch das ein oder andere Angebot abgelehnt. Es gab bisher keinen Grund, den FCN zu verlassen. Deshalb wäre es mein größter Wunsch, hier meine ersten Profischritte zu machen. Klappt das aber nicht, würde ich meine Heimat schweren Herzens verlassen, um anderswo den Durchbruch zu schaffen.

Vincent Piwernetz absolvierte in seiner bisherigen Karriere u.a. vier Regionalliga-Einsätze für den SV Seligenporten.
Vincent Piwernetz absolvierte in seiner bisherigen Karriere u.a. vier Regionalliga-Einsätze für den SV Seligenporten. – Foto: Mario Wiedel

Vincent: Ganz ehrlich: Ich bin Bayern-Fan (lacht). Ich bin also nicht so auf Nürnberg fixiert wie Nils, weshalb ich auch großen Respekt vor ihm habe. Er ist absolut loyal dem Club gegenüber.

Wie würdest Ihr heute - jeder hat seinen eigenen Weg einschlagen - Euer Verhältnis beschreiben?
Nils: Super. Wir haben seit unserer Kindheit denselben Freundeskreis - und unternehmen auch zu Zweit sehr viel miteinander. Es ist beispielsweise schon Tradition, dass wir gemeinsam in den Urlaub fahren. Unser Verhältnis ist nicht nur gut, sondern vor allem ehrlich. Wir können uns gegenseitig kritisieren, ohne dass einer dann beleidigt ist.

Vincent: Ein besseres Bruder-Verhältnis gibt's nicht. Wir sind sowas wie beste Freunde.

Wer von Euch gibt dem jeweils anderem die meisten Tipps? Der Ältere dem Jüngeren? Oder der Erfolgreiche dem weniger Erfolgreichen?
Nils: Vincent gibt mir mehr Tipps als umgekehrt - also der Ältere dem Jüngeren. Er hat einfach mehr Lebenserfahrung - und hat übrigens auch vor mir bereits Regionalliga gespielt. (Vincent nickt verlegen, aber zustimmend)


Nils: »Das Profigeschäft ist mein Ziel«

Wäre es für Euch vorstellbar, in einem Team zu spielen - oder würde das nicht gut gehen?
Vincent: Das wäre mein größter Traum. Nils und ich - wir wären unschlagbar. Für den Trainer wäre diese Konstellation aber nicht lustig, weil wir beide uns immer gegenseitig extrem aufziehen. Spott und Ironie gehört bei uns dazu.

Nils: (lacht) Für mich wäre es sicher interessant, am Ende meiner Karriere noch einmal mit Vincent zusammen zu spielen. In naher Zukunft ist das Profigeschäft mein Ziel.

Abschließend ein Blick nach vorne: Wie stellt Ihr Euch Eure Zukunft vor?
Nils: Ich will mein Geld mit Fußball verdienen, ganz klar. Nichtsdestotrotz möchte ich aber mein Studium durchziehen.

Vincent: Grundsätzlich bin ich da relativ offen. Ich lasse das Ganze eher auf mich zukommen.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 011.5.2020, 12:00 Uhr
Dieter RebelAutor