2024-05-24T11:28:31.627Z

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Das Fußballspiel zwischen Mainz 05 und dem SC Freiburg in Armsheim war erlaubt, Zuschauern das Betreten des Sportplatzes aber nicht. Ordnungskräfte von Polizei und VG-Verwaltung wachten am Zaun über die Einhaltung der Corona-Regeln.
Das Fußballspiel zwischen Mainz 05 und dem SC Freiburg in Armsheim war erlaubt, Zuschauern das Betreten des Sportplatzes aber nicht. Ordnungskräfte von Polizei und VG-Verwaltung wachten am Zaun über die Einhaltung der Corona-Regeln. – Foto: pakalski-express/Axel Schmitz

Zutritt zum Stadion verboten

TSV Armsheim schafft ideale Bedingungen fürs Spiel zwischen den Nachwuchsfußballern von Mainz 05 und dem SC Freiburg

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Armsheim. Normalerweise, sagt Jarek Wlodarz, wären 400 Zuschauer bei diesem Spiel dabei gewesen. Das ist der eine Teil der Wahrheit. Der andere: Das Fußballspiel zwischen der B-Jugend des FSV Mainz 05 und dem SC Freiburg hätte dann auch nicht in Armsheim stattgefunden.

Nun denn: Die Partie, in der sich die Fußballer aus den Nachwuchsleistungszentren gegenüberstanden, stieg in Armsheim. Die Mainzer siegten 7:3. Und die meisten Tore waren so schön herausgespielt, dass sie mehr als die vereinzelten Klatscher auf dem riesigen Areal verdient hatten. Aber mehr als eine Handvoll Offizieller, darunter TSV-Vorsitzender Jarek Wlodarz, durften sich neben den beteiligten Mannschaften, dem Schiedsrichter und den Teambegleitern auf der Sportanlage nicht aufhalten. Die Öffentlichkeit war ausgeschlossen. So sah es das von der Kreisverwaltung genehmigte Hygiene-Konzept vor. Und der gastgebende TSV Armsheim hielt sich eisern dran.

Alle Beteiligten verhalten sich verantwortungsbewusst

Die Abläufe auf dem vereinseigenen Sportplatz wirkten gut eingespielt. Klar, schießlich waren die Mainzer nunmehr zum vierten Mal schon zu Gast am Helmut-Link-Weg. Dort kickten sie bereits gegen den Karlsruher SC, den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern. Innerhalb des eingezäunten Geländes haben sich Routinen eingeschliffen, die das Corona-Infektionsrisiko gen Null tendieren lassen.

Corona-Tests höchstens 24 Stunden vorm Anpfiff sind obligatorisch. „Fiele da einer positiv aus, die Begegnung würde sofort abgesagt“, erläutert der Mainzer Trainer Florian Diel. Und obwohl Spieler wie Trainer und Funktionäre wissen, wie minimal die Ansteckungsgefahr in Anbetracht der vorausgehenden Kontrollen ist, halten sie sich genauestens an die definierten Hygiene-Vorschriften. „Beeindruckend“, sagt TSV-Abteilungsleiter Eduard Panhof ob dieser Disziplin: „Wüsste man, dass das im Amateurfußball überall so gehandhabt und so funktionieren würde, man könnte tatsächlich das Spielverbot aufheben“.

Fußballer, Trainer und Schiedsrichter in Armsheim wissen aber auch, was auf dem Spiel steht. Ein Fußballspiel, das sich im Nachhinein als Infektionsherd herausstellt, könnte die Debatte über die Freiheiten, die sie genießen, neu entflammen. Die Freiheiten, die Kaderathleten genießen, und die Experten wie Heinz-Jürgen Schlösser, der Verbandssportlehrer des Südwestdeutschen Fußballverbands, begrüßen: „Was hier passiert, ist Teil der Berufsausbildung der jungen Spieler“, sagt der Wormser, der aufgrund seiner Position Zutritt zum Armsheimer Stadion hatte.

Würde man diese Fußballer zum Pausieren verdonnern, man würde ihre wirtschaftliche Zukunft bedrohen, sagt Schlösser. Das ist der Unterschied zu den Amateuren, deren Existenz weder aktuell noch in spe davon betroffen ist, ob sie in Zeiten hoher Inzidenzzahlen Fußball spielen können oder nicht.

Spiel gegen Kaiserslautern sorgt für Aufregung

Für Aufregung sorgten die Spiele dennoch. Besonders hoch kochten die Emotionen vor 14 Tagen, als der 1. FC Kaiserslautern mit seiner B-Jugend in Armsheim vorbeischaute. Da echauffierten sich Jugendtrainer via Facebook, dass beim TSV gegen das Fußballverbot verstoßen werden. Was nicht stimmte. Die Coronaverordnung erlaubt Spiele von Kaderathleten.

Nicht erlaubt hingegen sind Zuschauer. Und von denen gab es trotz aller Geheimhaltungsversprechen, die sich die Beteiligten auferlegt hatten, bei der Begegnung zwischen den 05ern und dem 1. FC Kaiserslautern gleich scharenweise. Hinterm Zaun, also jenseits des Sportplatzes, bildeten sich teilweise Grüppchen, was geltenden Corona-Regeln widerspricht. „Es waren sehr viele Eltern drunter“, mutmaßten sie beim TSV.

Ordnungskräfte schon vorm Anpfiff im Helmut-Link-Weg

Bei der Partie gegen den SC Freiburg waren die Ordnungshüter proaktiv. Noch ehe das Spiel angepfiffen war, rückten Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes an, um die diesmal verhältnismäßig wenigen Kiebitze über die Rechtslage aufzuklären. Für einen völlig zuschauerfreien Raum konnten sie über die anderthalb Stunden aber auch nicht sorgen. Wenigstens klumpte es nicht wie 14 Tage zuvor, als es zu kuriosen Auswüchsen kam. Es soll sogar Zuschauer gegeben haben, die die Bewohner der am Sportplatz anliegenden Häuser fragten, ob sie das Spiel nicht aus deren Wohnung heraus verfolgen dürften.

Manche amüsiert diese Anekdote. Andere, etwa Eduard Panhof, deutet sie als Hinweis auf die Sehnsucht der Bevölkerung, endlich wieder Amateurfußball erleben zu können. Der Wunsch sei allmählich so groß, dass er die merkwürdigsten Blüten treibt.

Der TSV-Abteilungsleiter geht davon aus, dass die politischen Restriktionen im Amateurfußball in den kommenden Wochen fallen werden, was er sehr begrüßt. Dass in den vergangenen Monaten massive Einschränkungen verhängt werden mussten, um eine weitere unkontrollierbare Verbreitung von Sars-Covid 19 zu verhindern, sagt er aber auch. Eben weil Fußball nicht nur Sport bedeute, sondern auch eine soziale Komponente habe. Da Kontakte im erforderlichen Maße einzudämmen, habe auch er als Ding der Unmöglichkeit betrachtet.

Eben an dieser Stelle hakt Heinz-Jürgen Schlösser ein. Der Verbandssportlehrer brach eine Lanze für den TSV Schott Mainz und Wormatia Worms, bei denen der höherklassige Jugendspielbetrieb genauso hätte fortgeführt werden können, wie bei Mainz 05. „Sie verfügen über die Voraussetzungen dafür“, glaubt der Wormser. Status quo aber ist, dass der Jugendspielbetrieb bei diesen beiden Klubs genauso ruht wie bei allen anderen bundesdeutschen Amateurklubs.

Die Mainzer, sagt 05-Coach Florian Diel, waren „froh und dankbar“, dass ihnen der TSV Armsheim den Platz für die Privatspiele überließ. Daheim, im Bruchwegstadion, konnten sie wegen der dortigen Corona-Verordung keine Partie austragen. Also begaben sie sich auf die Suche nach einer Alternative. Geradezu ideale Möglichkeiten fanden sie beim TSV Armsheim: Der Platz ist umzäunt und absperrbar, dazu verfügt er über ein corona-gerecht umzugestaltendes Gebäude, das unter anderem Umkleideräume und Sanitäranlagen beherbergt. Und über Vereinskräfte, die aus rot-weißen Flatterbändern und Pfeilen aus Klebebändern eine pandemiekonforme Welt schufen.

Mainz 05, so signalisierte Florian Diel nach dem abschließenden Spiel nun gegen Freiburg, werde sich für die Gastfreundschaft des TSV revanchieren. Vielleicht mit einem attraktiven Freundschaftsspiel der Jugend. Dann, wenn wieder Publikum auf den Sportplatz darf, also wieder „normale“ Zeiten herrschen. Jarek Wlodarz‘ Prognose von den 400 Zuschauern wird also wahrscheinlich tatsächlich noch einmal getestet. Ob die dann aber so einen dynamischen und unterhaltsamen Schlagabtausch wie beim 7:3-Sieg der Mainzer über den SC Freiburg erleben, muss sich weisen.



Aufrufe: 020.5.2021, 09:00 Uhr
Claus RosenbergAutor