2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Neustadts Torhüter Rick Kiefer macht sich vergeblich lang – dem Rielasinger Elfmetertor zum 0:2 folgten binnen fünf Minuten zwei weitere Treffer zum 0:4-Endstand.   | Foto: Bernd Seger
Neustadts Torhüter Rick Kiefer macht sich vergeblich lang – dem Rielasinger Elfmetertor zum 0:2 folgten binnen fünf Minuten zwei weitere Treffer zum 0:4-Endstand. | Foto: Bernd Seger

Wunder bleibt aus: FC Neustadt scheidet im Pokal aus

Neustadts Fußballer sind nur kurz nach der Pause auf Augenhöhe und unterliegen Rielasingen nach Fünfminuten-Blackout mit 0:4

Verlinkte Inhalte

Wunder lassen sich nicht herbeireden. Nichts war es mit dem erhofften Coup des FC Neustadt gegen den amtierenden südbadischen Pokalsieger FC Rielasingen. Nah am Optimum war aus Sicht der FCN-Fans nur das Wetter mit einem samtweichen Sommerabend. Nur 20 ansehnliche Minuten nach der Pause waren für die Gallmann-Elf im Verbandsligaduell zu wenig, um die ersehnte Überraschung zu erzwingen. Ein fünfminütiger Blackout der Neustädter Hintermannschaft bescherte den Gästen kurz vor Schluss drei Treffer zum zu hoch ausgefallenen 0:4-Endstand.
Rick Kiefer ist kein Toni Turek. Als Mann zwischen den Pfosten ausgebildet im Talentschuppen des SC Freiburg, dann heimgekehrt in den Kasten des FCN, ehe er für ein paar Jahre als freischaffender Mittelfeldstratege beim Stadionnachbarn SV Hölzlebruck in der Bezirksliga am Ball viele Freiräume auf dem Feld hatte – ist er jetzt wieder der Rückhalt im Tor des FC Neustadt. Kiefer ahnt, wohin die Bälle kommen, noch ehe es der Schütze weiß. Das ist auch am Dienstagabend so. Lautstark mahnt er seine Vorderleute zur Ruhe, zeigt drei, vier gute Paraden, minimiert den Druck, den die Gäste vom Anpfiff weg aufbauen, ehe er nach einem Eckball dann doch machtlos ist – Danny Berger trifft aus dem Getümmel der ganz in rot anstürmenden Rielasinger zum 0:1 (24.).

Und dann gibt es da noch Kiefers Gegenüber Dennis Klose (22) vom FC Rielasingen, der vor zehn Tagen und 22 000 Zuschauern beim „Heimspiel“ im Freiburger Schwarzwaldstadion gegen Bundesligist Borussia Dortmund über sich hinauswuchs und maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der Sechstligist gegen den amtierenden deutschen Pokalsieger nur ein 0:4 (0:2) hinnehmen musste. An diesem Abend ist der FCR-Keeper lange beschäftigungslos. Die Neustädter kommen in den ersten zwanzig Minuten nicht aus der eigenen Hälfte heraus, das Dauerpressing der Rielasinger scheint ihnen den Atem zu rauben. Kurz vor der Pause dann doch zwei, drei Konter der übernervös wirkenden Neustädter, doch die Flanke von FCN-Kapitän Sascha Waldvogel auf Torjäger Sam Samma versandet ebenso im Grün, wie ein zu scharf getretener Steilpass von Robin Maier, der sich robust in die Zweikämpfe wirft – und bei einem Zusammenprall mit einem Rielasinger schwer verletzt. Schmerzverzerrt bleibt Maier in der 40. Minute auf dem Rasen liegen, mit dem Halbzeitpfiff naht mit Blaulicht der Notarzt. Erste Diagnose: Schulter ausgekugelt. Die Teamkollegen sind bei ihm, spenden Trost, die Zuschauer halten Abstand.

Es ist ein Abend, den die Fans beider Teams auch nach dem Seitenwechsel genießen wollen. Entspannt, gebräunt, mit Flipflops unter den Zehen, stehen gut gelaunte Urlauber, die den Pokalkampf als abendliches I-Tüpfelchen nach einem Tag genussvollen Müßiggangs erleben, neben jenen, denen anzusehen ist, dass sie geschafft sind nach einem harten Arbeitsalltag in einem wankelmütigen Schwarzwälder Hochsommer. Kickern zuzuschauen macht hungrig. In Peru, erzählt einer, der es nicht erwarten kann, dem Grill näher zu kommen, gebe es bei Fußballspielen Meerschweinchen als Snack. So viel Exotik ist an der Gutach ein bisschen viel verlangt. In Neustadt ist an diesem Abend die dicke Rote erste Wahl – mit Regionalliga-Qualität.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit sind die Neustädter nicht wiederzuerkennen. Die Zaghaftigkeit ist wie weggeblasen, es scheint als wolle jeder, nicht zuletzt für Robin Maier, sein Bestes geben. Es sind 20 ordentliche Minuten, die die Neustädter nun bieten, angetrieben durch den agilen Ralf Schubnell, der 30 Sekunden nach Wiederanpfiff und in der 49. Minute das 1:1 auf dem Fuß hat und jeweils knapp vergibt. „Wir wollten diese Nadelstiche setzen“, wird FCN-Trainer Benjamin Gallmann später erklären, „wir wollten unsere kleine Chance nutzen“. Der Ausgleich liegt tatsächlich in der Luft, doch der robuste, aber in seiner Angriffslust bisweilen allzu ungestüme Sam Samma läuft sich ebenso in der Rielasinger Hintermannschaft fest, wie der mit einer dicken Kniebandage für Maier aufs Feld gekommene Tobias Gutscher bei einem nicht energisch genug durchgezogenen Alleingang in der 61. Minute.

Die Rielasinger scheinen kurzzeitig irritiert. Gleich sieben mögliche Auswechselspieler des Dortmund-Herausforderers machen sich in der 70. Minute an der Außenlinie warm. Ein Zeichen der Nervosität? Ein Bluff! Wie aus dem Nichts toben sich die Rielasinger Stürmer binnen fünf Minuten aus. Mit Josip Katavas Notbremse und dem verwandelten Foulelfmeter zum 0:2 (75.) beginnt die fünfminütige Blackoutphase der Neustädter Hintermannschaft. Lekavski mit seinem zweiten Treffer zum 0:3 und Stark (80.) machen den Rielasinger 4:0-Erfolg perfekt. Ein Kurzdebakel, das FCN-Schlussmann Rick Kiefer sprachlos macht. Wie vom Donner gerührt kauern die Neustädter nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen. Trainer Benjamin Gallmann findet als erster zurück zu Wortgewalt: „Wir waren keine vier Tore schlechter.“ Seine Mannschaft habe gut verteidigt, „aber wir haben es versäumt, die Konter konsequent zu Ende zu spielen“. Die Revanche ist schon terminiert: Am Sonntag, 10. September, gastiert der FC Neustadt zum Verbandsligaduell in Rielasingen.
FC Neustadt – FC Rielasingen-Arlen 0:4 (0:1)
Neustadt: Kiefer – Papa, Weerakkody, Bruhn (83. Eckert), Falkowski, Maier (40. Gutscher), Katava, Schubnell, D’Antino, Samma (83. Schanz), Waldvogel. Rielasingen: Klose – Kling, Greuter, Compagnucci, Bertsch, Winterhalder, Strauß, Stark (79. Heller), Lekavski (79. Wellhäuser), Berger, Stark. Tore: 0:1 Berger (24.), 0:2 Lekavski (75./FE), 0:3 Lekavski (77.), 0:4 Stark (80.). Schiedsrichter: Nübling (Sexau). Zuschauer: 200.
Aufrufe: 022.8.2017, 20:51 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor