2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Wo sonst das Sportleben pulsiert, herrscht seit einer guten Woche gähnende Leere. Den TSV Gau-Odernheim mit seinem florierenden Vereinsheim trifft die Corona-Krise besonders hart.
Wo sonst das Sportleben pulsiert, herrscht seit einer guten Woche gähnende Leere. Den TSV Gau-Odernheim mit seinem florierenden Vereinsheim trifft die Corona-Krise besonders hart. – Foto: BK/Axel Schmitz

"Wollen solidarisch sein"

Gerhard Zibell: Die Krise trifft den TSV Gau-Odernheim hart, aber nicht nur den TSV Gau-Odernheim

Gau-Odernheim. Nein, sagt Gerhard Zibell, es ist nicht an der Zeit, bei der Politik nach finanzieller Unterstützung zu rufen. Sicher, der gegenwärtige Einnahmeverlust in Folge der Corona-Krise trifft den TSV Gau-Odernheim hart. Aber letztlich, reflektiert der Vorsitzende des Petersbergklubs, sollte nach der Entspannung der Lage erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht werden, wie es in allen Vereinen des Kreises Alzey-Worms ausschaut. „Wir sollten in der Krise solidarisch miteinander umgehen. Wir als TSV Gau-Odernheim sind nicht die einzigen“, die in der Klemme stecken.

Seit Freitag vor einer Woche ist das Vereinsheim zu. Niemand klönt mehr an der urigen Vereinstheke. Kein Stammtisch lamentiert. Der große Flachbildschirm, der laufend Bilder vom Profifußball liefert, ist dunkel. Auch das Außengelände ist wie ausgestorben. „Im Sommer ist das hier seit 40 Jahren der Dreh- und Angelpunkt des Vereinslebens“, sagt Gerhard Zibell, während er seinen Blick über das gepflegte Areal schweifen lässt. Obwohl das Vereinsleben wegen der Corona-Pandemie auf unabsehbare Zeit brachliegen wird, wirkt es so, als könnte es direkt wieder in Betrieb genommen werden.

Praktisch von heute auf morgen hatte der TSV Gau-Odernheim den Laden dichtgemacht. „Sogar vor der Empfehlung durch den Südwestdeutschen Fußballverband“, sagt Gerhard Zibell. Die Verantwortung gegenüber dem Publikum, das die Sportanlage auch an Trainingstagen frequentiert, wog weitaus höher als die wirtschaftlichen Folgen dieses Schritts. Und die sind erheblich.

„Eine Katastrophe“, nennt es Gerhard Zibell. Die Vereinsgaststätte ist eine der drei Säulen, aus denen der TSV Gau-Odernheim seinen Sportbetrieb und die Unterhaltungskosten für die Sportanlage finanziert. Wie sehr ihn die Zwangspause trifft, verdeutlich eine andere Bemerkung des Vorsitzenden: „Die laufenden Kosten werden häufig von Außenstehenden unterschätzt. Auch ohne den Virus waren die beiden zurückliegenden Jahre wirtschaftlich ein Ritt auf der Rasierklinge für uns. Wären wir nicht vier Rentner, allen voran Kurt Sander, die sich ehrenamtlich engagieren, dann wäre das alles nicht möglich.“ Die Aufgabe wird nicht leichter werden.

Doch jammern, das ist nicht die Art von Gerhard Zibell. Vielmehr denkt er an die wenigen Vereinsmitarbeiter(innen), die pauschale Aufwandsentschädigungen erhalten. „Da sind zum Beispiel Studierende dabei, die auf das Geld angewiesen sind. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir damit ohne die Einnahmen aus dem Wirtschaftsbetrieb umgehen können“, reflektiert der Vorsitzende.

Aber auch die örtliche Wirtschaft wird spüren, dass der Fußball ruht. Metzger, Bäcker und der Getränkehandel partizipierten am gut gehenden Cateringservice, den der TSV Gau-Odernheim insbesondere an den Verbandsliga-Spieltagen organisierte. Dieses nicht unerhebliche Geschäft bricht weg.

Zibell: Siege und Titel sind nicht das Entscheidende

Zibell geht davon aus, dass die „Welt nach dieser Krise anders aussieht als vor der Krise – auch der Sport“. Auch der TSV Gau-Odernheim wird sich bewegen. „Siege und Meisterschaften sind nicht das Entscheidende. Wir wollen den Leuten Bewegung bieten, das ist das Wichtigste“, propagiert der 69-Jährige.

Welche Konsequenzen das für die sportliche Ausrichtung des TSV Gau-Odernheim konkret hat, wird sich zeigen, alsbald sich das öffentliche Leben normalisiert. Wann das sein wird – offen.

Unabhängig vom Corona-Virus hätte sich in Kürze ohnehin etwas verändert. Am 7. Juni ist die Mitgliederversammlung geplant, zu der Gerhard Zibell den Vorsitz abgeben wird. Weil klar ist, dass „der Verein so, wie ich ihn die letzten 16 Jahre führte, nicht weiterzuführen ist“, wird sich der TSV strukturell neu aufstellen. Insbesondere ist das Ziel, die Führungsaufgaben auf mehr Schultern zu verteilen, um den erforderlichen Zeitaufwand für jeden Einzelnen auf ein bewältigbares Maß zu reduzieren.



Aufrufe: 023.3.2020, 10:02 Uhr
Claus RosenbergAutor