2024-05-15T11:26:56.817Z

Der Spieltag
Dieser Kopfball brachte den SSV Ulm 1846 zurück ins Spiel: Lennart Stoll traf in dieser Szene zum 1:2. Am Ende hieß es 3:3 gegen den FSV Frankfurt.
Dieser Kopfball brachte den SSV Ulm 1846 zurück ins Spiel: Lennart Stoll traf in dieser Szene zum 1:2. Am Ende hieß es 3:3 gegen den FSV Frankfurt. – Foto: Horst Hörger

„Wir waren wild unterwegs“

SSV Ulm 1846 spielt zum Saisonauftakt 3:3 gegen den FSV Frankfurt +++ Trainer Thomas Wörle spricht von einem verdienten Punkt, ganz zufrieden ist er aber nicht

Es war der Moment, in dem Lennart Stoll mit seinem Treffer zum 1:2 nicht nur seine Mannschaft zurück ins Spiel brachte, sondern auch die Zuschauer im Donaustadion von den Sitzen riss. Zuvor war es ruhig geworden auf den Tribünen, die Partie schien zugunsten der Gäste gelaufen zu sein. Bis sich Stoll nach einem Eckball am langen Pfosten nach oben schraubte und mit einem wuchtigen Kopfball unter die Latte verkürzte. Der 25-Jährige selbst freute sich freilich über sein erstes Saisontor, sah sich aber letztlich nicht in der Schlüsselrolle. Stoll sagte nach der Partie: „Es war wichtig, dass wir nicht aufgegeben und immer weitergemacht haben. Hut ab vor dieser Moral der Mannschaft.“

Diese Mentalität war aber auch dringend notwendig. Denn während gegen den 1. FC Nürnberg den Spatzen im DFB-Pokal vor einer Woche ein spätes Gegentor zum 0:1 das Genick brach, machte ihnen gegen Frankfurt zum Auftakt der Saison in der Regionalliga Südwest vor 1573 Zuschauern ein früher Treffer der Hessen zu schaffen. Schon in der vierten Minute gerieten die Hausherren in Rückstand. „Unglücklicher kann so eine Saison natürlich nicht losgehen“, meinte Stoll. Nach einer Ecke stieg Leonhard von Schrötter in der Strafraummitte am höchsten, köpfte den Ball gegen den Innenpfosten und von dort sprang er ins Netz. Ein bisschen Glück war da freilich auch dabei. Und das wiederum fehlte den Ulmern auf der anderen Seite im weiteren Verlauf der ersten Hälfte gleich mehrmals. Die Leidenschaft konnte man ihnen nicht absprechen, den Willen auch nicht. Aber Frankfurt spielte fortan geschickt, Ulms Trainer Thomas Wörle nannte es „abgezockt“. Dennoch kam der SSV in den ersten 45 Minuten zu zahlreichen gefährlichen Möglichkeiten. Gästetrainer Angelo Barletta meinte: „Die haben uns ja so erdrückt, dass es schon beängstigend war.“ Lediglich der erfolgreiche Abschluss fehlte. In der 13. Minute parierte Frankfurts Schlussmann mit einem großartigen Reflex auf der Torlinie einen Kopfball von Anton Fink aus kurzer Distanz. Phil Harres wurde gleich zweimal einschussbereit in letzter Sekunde gestört (33., 45.). Und mit etwas gutem Willen taugt auch ein Fernschuss von Lennart Stoll (23.) noch als Chance für die Gastgeber, der Ball zischte bei diesem Versuch aber meterweit über das Tor der Frankfurter.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit folgte die nächste eiskalte Dusche, bei schwülwarmen Temperaturen aber keineswegs erfrischend. Im Gegenteil. Für die Ulmer wurde es nach dem 0:2 durch Arif Güclü (49.) eine schier aussichtslose Aufgabe. Von einer solchen fast schon 100-prozentigen Effektivität, wie sie der Gegner an den Tag legte, konnten sie an diesem Abend nur träumen. „Wir hatten ein riesen Chancenplus. Hätten wir eine ähnliche Quote gehabt, wären wir als klarer Sieger vom Platz gegangen“, sagte Coach Wörle. Er tauschte in der 54. Minute gleich drei Akteure aus. Und es war der gewünschte Hallo-Wach-Effekt. Erst vollendete, wie erwähnt, Stoll mit dem Kopf eine Jann-Ecke zum 1:2 (58.), nur wenige Sekunden später glich Nicolas Jann mit einem satten Schuss aus gut elf Metern zum 2:2 aus (59.). Das Spiel schien gedreht – bis Frankfurt zum dritten Mal gefährlich vor dem Ulmer Tor auftauchte und durch Jake Hirst auch zum dritten Mal traf (67.). Das tat weh. Im Kopf. In den Beinen. Im Fußball-Herz. „Eigentlich bist du danach tot. Doch da hat man gesehen, welchen Charakter diese Mannschaft hat“, erklärte Wörle. Der SSV erarbeitete sich weitere Chancen durch Rühle (72.) und Harres (77., 87.), doch die waren nicht zwingend genug. So kam es am Ende, wie in Minute vier auf der einen Seite, auch vor dem Frankfurter Tor auf das Quäntchen Glück an. Die Kugel zischte durch die Abwehrreihen, Adrian Beck hielt den Fuß hin und vollendete zum 3:3. „Das war letztlich völlig verdient“, sagte Wörle und sein Gegenüber Barletta nickte zustimmend. Lokalsport NU

Aufrufe: 015.8.2021, 21:37 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Stephan SchöttlAutor