2024-05-31T10:52:53.652Z

Interview
Ist inzwischen in der fünften Saison Trainer des VfR Neuburg: Derzeit belegt Christian Krzyzanowski mit seiner Mannschaft in der Landesliga Südwest den zweiten Platz.
Ist inzwischen in der fünften Saison Trainer des VfR Neuburg: Derzeit belegt Christian Krzyzanowski mit seiner Mannschaft in der Landesliga Südwest den zweiten Platz. – Foto: Daniel Worsch

„Wir sollten bodenständig bleiben“

Trainer Christian Krzyzanowski spricht über die Saison, die Entwicklung und die Ziele des VfR Neuburg und verrät, warum er Platz eins noch für möglich hält +++ Über seine persönliche Zukunft hat er noch nicht entschieden

Der VfR Neuburg überwintert in der Landesliga Südwest als Zweiter. Über die aktuelle Saison und auch die nähere Zukunft spricht Trainer Christian Krzyzanowski im Interview mit der Neuburger Rundschau.

Christian Krzyzanowski, welche Note von 1 bis 6 würden Sie dem VfR Neuburg für die bisherige Saison geben?

Krzyzanowski: Eine 1-.

Warum?

Krzyzanowski: Zum einen bin ich mit unserer Punktausbeute zufrieden. Wir haben vier mehr geholt als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison. Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt, erst zweimal verloren, hat 15 Tore mehr geschossen und belegt trotz einer schwierigen Phase mit sieben Spielen ohne Sieg Platz zwei. Eine glatte 1 würde ich nur geben, wenn wir auf Tabellenplatz eins stünden.

Der FC Gundelfingen hat vier Punkte Vorsprung, dazu zwei Spiele weniger absolviert. Ist er überhaupt noch abzufangen?

Krzyzanowski: Ja, auf alle Fälle. Wer die Mannschaft und mich kennt, weiß, dass wir zwar mit Platz zwei zufrieden sind. Sehr zufrieden sind wir aber erst, wenn wir auf Platz eins sind. Rechnerisch ist noch alles möglich. Wir tun allerdings gut daran, uns auf uns selbst zu konzentrieren und mit guten Leistungen Platz zwei zu sichern. Aber natürlich haben wir Rang eins noch im Auge. Wir spielen noch beim FC Gundelfingen, der im Gegensatz zu uns bisher keine schlechte Phase hatte und von Verletzungen verschont geblieben ist. Wenn Gundelfingen schwächelt, sollten wir bereit sein.

Der VfR Neuburg blieb zwischenzeitlich sieben Spiele sieglos. Ist das Verletzungspech die einzige Erklärung für diese Negativserie?

Krzyzanowski: Nein, das ist nicht die einzige Erklärung. Es fehlte auch das nötige Spielglück, unglückliche Schiedsrichterentscheidungen und Formkrisen einzelner Spieler kamen hinzu. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir von diesen sieben Spielen nur eines verloren haben und es die Mannschaft trotz der vielen Ausfälle gut gemacht hat. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir mehr Punkte geholt hätten, wenn alle Mann an Bord gewesen wären und nicht zeitgleich mehrere Leistungsträger ausgefallen wären.

Der VfR hat sich im Sommer hochkarätig verstärkt. Viele ehemalige Regionalligaspieler sind im Kader. Ist der Aufstieg daher Pflicht?

Krzyzanowski: Nein. Wir haben am Anfang der Saison gesagt, dass wir oben mitspielen und besser abschneiden wollen als in der vorigen Saison, als wir Vierter waren. Man muss bei diesem Thema aufpassen und betrachten, warum die Spieler zu uns gekommen sind. Sie wurden nicht mit viel Geld überhäuft. Wir haben Überzeugungsarbeit geleistet, ihnen die jahrelange gute Arbeit des Vereins und unsere sportlichen Ziele dargestellt. Ich glaube, dass der Wohlfühlfaktor beim VfR eine Rolle spielt.

Aber mittelfristig soll es mit dem VfR Neuburg weiter nach oben gehen?

Krzyzanowski: Das ist ein schwieriges Thema. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Der Verein war 31 Jahre lang nicht in der Landesliga. Wir müssen bodenständig und geerdet bleiben. Ziel muss es sein, Neuburg über viele Jahre als Landesligastandort zu sichern. Gerade für die jungen Spieler, die nachkommen, wäre das von Bedeutung. Es kann nicht das Bestreben sein, jedes Jahr Spieler aus der Regionalliga zu holen. Unsere zweite Mannschaft hat eine gute Entwicklung genommen, wir haben gute Jugendtrainer. Wir wollen den eigenen Nachwuchs fördern, was in einigen Jahren Früchte tragen wird.

Im Gegenzug haben vor der Saison einige langjährige VfR-Spieler den Verein verlassen. Wie schwierig war es für Sie als Trainer, diese Entscheidungen zu treffen?

Krzyzanowski: Es waren sehr schwierige Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Mir ist es wichtig, dass diese nichts mit den Spielern als Person zu tun haben. Es wird im Interesse des Vereins gehandelt. Wir schicken keinen Spieler weg, jeder hätte bleiben können. Allerdings mussten wir uns verstärken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist schade, dass der ein oder andere verdiente Spieler letztendlich gegangen ist. Ich weiß, was sie für den Verein geleistet haben. Aber man muss es als Ganzes sehen. Leider bleibt der ein oder andere auf der Strecke.

Ist in der Winterpause etwas geplant?

Krzyzanowski: Abgänge wird es meines Wissens keine geben. Eventuell bekommen wir mit Michael Belousow (FC Pipinsried, Anm. d. Red.) einen Neuzugang. Er trainierte zuletzt bei uns mit, allerdings sind noch einige Dinge zu klären.

Wie wird der VfR Neuburg aus Ihrer Sicht in der Stadt und der Region wahrgenommen?

Krzyzanowski: Erst einmal ist festzuhalten, dass die sportliche Entwicklung der vergangenen viereinhalb Jahre als VfR-Familie gelungen ist. Für diesen Erfolg sind mehrere Leute verantwortlich. Mein Trainerteam um Co-Trainer Alexander Egen, Torwarttrainer Bernhard Dittenhauser und Konditionstrainer Peter Maier. Dazu das Betreuerteam, der Platzwart, die Abteilungsleitung um Roland Egen und Roland Portune, Vorsitzender Martin Pfautsch und Harald Rogalinski. Alle investieren viel Zeit und Herzblut in den Verein. Ich glaube, wir werden draußen gut angenommen. Wer zuschaut, sieht, dass wir offensiven und spektakulären Fußball spielen. Der Zuschauerschnitt ist mit 280 gleich hoch wir voriges Jahr. Wenn wir weiterhin gute Leistungen abliefern, bin ich überzeugt, dass noch mehr kommen.

Kommen wir zum Abschluss zu Ihnen persönlich. Sie sind jetzt im fünften Jahr Trainer des VfR. Treten nach so einem langen Zeitraum erste Ermüdungserscheinungen auf?

Krzyzanowski: Solange man erfolgreich ist, macht es Spaß. Wichtig ist auch, dass in Phasen, in denen es nicht so gelaufen ist, ich nie den Eindruck gehabt habe, dass es negative Stimmung gegen mich gegeben hat. Ich konnte in Ruhe arbeiten und hatte das Gefühl, dass der Vorstand voll hinter mir steht. Klar ist jedoch auch, dass ich nach dieser intensiven Zeit, es war das intensivste halbe Jahr beim VfR, erst einmal alles sackenlassen, mich ausruhen und mehr Zeit mit der Familie verbringen will. Power und Energie sind aber vorhanden. Wie es im kommenden Sommer weitergeht, werden wir Anfang Januar besprechen.

Wollen Sie grundsätzlich weitermachen?

Krzyzanowski: Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Jetzt gilt es, abzuschalten und einen klaren Kopf zu bekommen.

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Aufrufe: 07.12.2019, 08:44 Uhr
Neuburger Rundschau / Benjamin SigmundAutor