2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
So kennt man ihn: Michael Schuldig wird jedoch nicht mehr auf dem Platz zu sehen sein. Ein zukünftiges Engagement an der Seitenlinie will er aber nicht ausschließen. "Dass ich mal Trainer werde, kann passieren. "  ©MZV
So kennt man ihn: Michael Schuldig wird jedoch nicht mehr auf dem Platz zu sehen sein. Ein zukünftiges Engagement an der Seitenlinie will er aber nicht ausschließen. "Dass ich mal Trainer werde, kann passieren. " ©MZV

Wie es sich anfühlt, nie wieder kicken zu können

Der Oranienburger Michael Schuldig hat eine Meniskus-Verletzung, die dazu führte, dass er wohl nie wieder für den OFC spielen wird

Es ist still geworden um Michael Schuldig. Der Fußballer des Oranienburger FC Eintracht hat sich vom aktiven Geschehen auf dem Platz zurückgezogen. Der Grund: Probleme mit dem Meniskus lassen keinen leistungsorientierten Sport für den 26-Jährigen mehr zu.

Wer Michael Schuldig auf seine Knieprobleme anspricht, wird dennoch keinem niedergeschlagenen Fußballer gegenüberstehen, der damit hadert, nie wieder die Töppen schnüren zu können. Vielmehr wird man einen jungen Mann erleben, der nicht müde wird zu betonen, dass er "ein glückliches Leben" führt. Bei jedem Spieler würde die Laufbahn irgendwann einmal enden. Bei dem einen später und bei dem anderen eben früher, sagt Schuldig.

Die Denkweise des OFC-Kickers beeindruckt. Er versucht, das Positivste aus seiner Situation herauszuziehen. "Ich habe gerne Fußball gespielt und fehlen wird mir das natürlich auch. Aber meine Trauer hält sich letztlich doch in Grenzen. Ich sehe es so, dass sich jetzt für mich wieder neue Türen öffnen werden."

Warum Michael Schuldig so abgeklärt mit dem Thema umgeht, lässt sich für ihn leicht beantworten. "Ich habe ein stabiles Familien-Umfeld, eine tolle Frau und natürlich meine zweijährige Tochter. Für sie habe ich es zuletzt fast immer geschafft, da zu sein." Zudem erfordere sein Job ein gewisses Maß an körperlicher Fitness. "Als Erzieher muss ich mich bewegen können. Deshalb ist die Entscheidung aufzuhören, recht leicht."

Die Leidensgeschichte des Michael Schuldig begann im Oktober 2011. Im Spiel gegen Fortuna Babelsberg verdrehte sich der Oranienburger das rechte Knie. "Nach einer Woche hat sich alles wieder ganz gut angefühlt", erklärt Schuldig, warum er nur wenig später wieder auf dem Platz stand. Allerdings ließ der nächste Schockmoment für den Spieler nicht lange auf sich warten. Erneut gab es Probleme mit dem Kniegelenk, weshalb der 26-Jährige diesmal einen Arzt aufsuchte. "Eine MRT-Untersuchung hat dann ergeben, dass ich einen Korbhenkelriss im Meniskus habe." Im Anschluss an die folgende Operation habe er zunächst ein gutes Gefühl gehabt. Bis ihm eines Tages aus heiterem Himmel erneut etwas zu schaffen machte: "Ich habe gemerkt, dass ich mir in normalen Alltagssituationen immer wieder den Meniskus eingeklemmt habe. Daraufhin bin ich im Januar 2012 zu einem Spezialisten gegangen, der die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat. Man hätte in der ersten OP meinen Meniskus wohl nähen können, aber es wurde unsauber etwas herausgeschnitten."

Die logische Konsequenz war deshalb, dass sich Michael Schuldig einem zweiten Eingriff unterziehen musste. Schon damals habe der behandelnde Arzt zu ihm gesagt, dass es besser wäre, mit dem Fußball aufzuhören. Doch der Fußballer kämpfte sich noch einmal heran, trug wieder das Trikot des Oranienburger FC Eintracht. Bis ein Tag X im Herbst des vergangenen Jahres die Laufbahn des Kickers endgültig beendete. "Die Belastung war wohl ab Sommer zu hoch. Als mein Knie dann wieder dick wurde, wusste ich, dass es für mich mit dem Fußball vorbei ist."

Weitere Behandlungen im Virchow-Klinikum Berlin brachten ans Licht, dass der Meniskus des Oranienburgers stark beschädigt ist und selbst der Knorpel im Knie erste Abnutzungerscheinungen aufweist. Deshalb wird Michael Schuldig noch einmal operiert werden müssen. Vermutlich im Frühjahr 2016 werde ihm dann ein organischer oder künstlicher Meniskus eingesetzt, sagt er.

Was für ihn bleibt, sind die Gedanken an eine tolle Zeit, die er auf dem Platz erlebt hat. Bereits mit vier Jahren begann Michael Schuldig beim Oranienburger FC Eintracht mit dem Fußballspielen und umso älter er wurde, je mehr spielte das runde Leder für ihn eine größere Rolle. Ab der sechsten Klasse ging es dann neben dem obligatorischen Trainingseinheiten im Verein zusätzlich noch auf einen Hartplatz in der Kreisstadt. "Auf dem waren wir eigentlich fast täglich mit ein paar Jungs, bis es dunkel wurde."

Dass dem technisch beschlagenen Spieler ein Talent in die Wiege gelegt wurde, welches nicht jeder Kicker mit auf seinen Weg bekommt, ist Michael Schuldig durchaus bewusst. So war als Jugendlicher auch der Wechsel auf eine Sportschule ein Thema - die Entscheidung fiel letztlich dagegen aus. Auch als er dann im Männerbereich erfolgreich Fuß fasste, stand ein Wechsel aus Oranienburg nie zur Debatte, eintreffende Offerten anderer Vereine wurden stets ausgeschlagen. Zu wohl fühlt sich Michael Schuldig in seiner gewohnten Umgebung. "Klar, Talent war bei mir da und vielleicht habe ich nicht genug daraus gemacht. Ich war aber auch sehr faul. Es hat mir nie Spaß gemacht, mich richtig zu quälen, weshalb ich immer ein paar Kilos zu viel hatte. Mit ein bisschen Abstand ist das so, wie es gelaufen ist, aber alles okay. Ich bin super zufrieden mit meinem Leben."

Die Prioritäten des Michael Schuldig haben sich verschoben. Sein nächstes Großprojekt ist daher nicht der Gewinn der Meisterschaft mit einer Fußball-Mannschaft, sondern der anstehende Hausbau. "Ich bin einfach zu sehr Familienmensch." Was seine Knie-Probleme betrifft, sagt er: "Wenn ich irgendwann wieder ohne Beschwerden vernünftig im Alltag leben kann, wäre das super und für mich perfekt."

Aufrufe: 018.4.2015, 20:44 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor