Wie ein D/A-Talent mit Rückschlägen umgeht

Christian Rusch stößt in der vergangenen Saison zum Kader der ersten Mannschaft, fehlt aber verletzungsbedingt in der schließlich nach wenigen Spielen abgebrochenen Saison. In der Vorbereitung auf die Spielzeit 2021/22 hinterlässt er auf D/A-Trainer Lars Jagemann einen bleibenden Eindruck und überzeugt in den Vorbereitungsspielen und im Training. Und dann das.Im Landespokal-Finale gegen den SV Meppen wechselt ihn Jagemann ein. Vor dem entscheidenden Elfmeterschießen fragt Jagemann seinen Schützling, ob er an den Punkt treten will. Klar will er. Rusch hat in der Jugend noch nie einen Elfmeter verschossen. Der Mann sprüht vor Selbstvertrauen. Und verschießt.

Rusch braucht lange, um das Trauma von Meppen zu verarbeiten. Schließlich hing die Qualifikation für den DFB-Pokal an seinem Schuss. "Ich habe das lange nicht realisiert. Das fühlte sich irgendwie falsch an", sagt der 20-jährige Defensivspieler. Er habe schlecht geschlafen.

Auswechslung nach 25 Minuten

Am vergangenen Sonntag stand das Spiel beim HSV II an. Rusch war in der Startelf. Auf seiner Seite spielten die Gegner mit ihm Katz und Maus. Jagemann nahm Rusch nach 25 Minuten vom Feld. Freunde und Familie saßen auf der Tribüne. "Ich hatte mich so auf das Spiel gefreut", sagt Rusch. Nach der Auswechslung sei er traurig und verärgert gewesen.

Seine eigene Leistung zu reflektieren sei schwer, sagt er. Die Trainersicht könne er nachvollziehen. Aber er ist einer, der immer spielen will. Rusch überlegt, was er falsch gemacht hat. Die erfahrenen Spieler helfen ihm dabei. Christian Rusch lernt in diesen Tagen viel dazu. Über sich und über den Fußball.

Über das aus seiner persönlichen Sicht verkorkste HSV-Spiel kommt er schneller hinweg als über die Pokal-Niederlage gegen Meppen. Die Kollegen bei der Arbeit sprachen ihn an, wildfremde Menschen auf der Straße sprangen ihm bei und sagten: "Mach dir nichts draus!" Mitspieler wie Oliver Ioannou, Nikola Serra oder Nico von der Reith klopften ihm auf die Schulter und rechneten ihm hoch an, dass er sich überhaupt getraut hat. Das Wichtigste: Niemand hat ihm einen Vorwurf gemacht. Nicht nach dem HSV-Spiel und wegen des Elfmeters erst recht nicht.

Respekt für die Gegenspieler

"Aus solchen Fehlern lernt er", sagt Trainer Lars Jagemann. Den Coach haben die Leistungen seines Nachwuchstalentes in der Vorbereitung überzeugt. "Ich habe ihn ja nicht aus Jux und Tollerei aufgestellt", sagt Jagemann. Außerdem habe Rusch die Fehler auf seiner Abwehrseite nicht allein gemacht.

Nach dem frühen Aus gegen des HSV zollte Rusch seinen überragenden Gegenspielern Respekt, Jugendnationalspielern, top ausgebildeten Talenten auf dem Sprung ins Profitum. Per Video hat Rusch seine Fehler jetzt längst analysiert. Er lernt. "Wann muss ich auf sie draufgehen, wann wegbleiben? Wann spielt er offensiv, wann defensiv?" Während des Spiels habe er gar nicht registriert, dass er oft falsch lag. Wichtig sei am Ende allerdings das Team gewesen, der 4:2-Sieg gegen den HSV, egal mit welchem Personal. Mentale Stärke stelle sich mit der Erfahrung ein."Ich habe Lehrgeld gezahlt", sagt Christian Rusch. Aber das Selbstvertrauen sei weiter da. Er werde sich nicht abschrecken lassen. "Wenn ich die ganze Zeit mit schlechter Laune rumlaufe, kann ich nicht hundert Prozent Leistung bringen", sagt er.

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