2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Immer engagiert, immer motivierend: Jockel Weinz an der Seitenlinie.	Archivfoto: pa/Schmitz
Immer engagiert, immer motivierend: Jockel Weinz an der Seitenlinie. Archivfoto: pa/Schmitz

Wichtig ist gleiches Recht für alle

Für Jockel Weinz steht das Menschliche beim Trainerjob absolut im Vordergrund

Wörrstadt. Der künftige Trainer des FSV Saulheim, Jockel Weinz, gilt als einer der emotionalsten seiner Zunft. Das stachelt seine Spieler an, auch wenn seine Art sicher nicht jedem liegt. Nach einem einjährigen Ausflug in den Frauenfußball – Weinz trainierte zusammen mit Jessica Wissmann die Regionalligaspielerinnen der TuS Wörrstadt – kehrt der 55-Jährige nun wieder in den Männerfußball zurück.

Herr Weinz, sie definieren Ihre Arbeit auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie stark über die Motivation.

Der Kern meiner Arbeit ist, dass ich jeden einzelnen da abhole, wo er sich befindet und wir dann den Weg gemeinsam gehen. Das bedeutet, dass mir jeder Einzelne im Team gleich wichtig ist, egal ob Spielmacher oder Ersatzspieler. Du musst immer das gesamte Bild im Auge haben. Und ich glaube, das ist mir in Bodenheim ganz gut gelungen.

Gibt es so etwas wie Grundgedanken, der ihre Arbeit wie ein roter Faden durchzieht?

Schon. In einer Gruppe, die funktionieren soll, ist für mich der oberste Leitsatz, dass gleiches Recht für alle gilt. Und da beziehe ich mich mit ein. Wir erinnern uns ja alle noch an die Zeit, in der die jungen Spieler den arrivierten die Bälle geschleppt haben, zum Teil gibt es das ja heute noch. Bei mir müssen alle mit anpacken. Und meine zusätzliche Aufgabe ist es, mich mit jedem, mit dem ich zusammenarbeite, auseinandersetzen. Das sind nicht nur die Spieler, es sind auch die anderen Menschen im Betreuerteam, das sind die fleißigen Helfer, die dafür sorgen, dass donnerstags bei der Mannschaftsbesprechung das Essen auf dem Tisch steht und sonntags alles reibungslos abläuft.

Klingt nach jeder Menge anstrengender Arbeit.

Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas entweder ganz, oder gar nicht mache. Dabei bin ich ja schon viel ruhiger geworden, nehme mich nicht mehr so wichtig, wie vor 20 Jahren. Aber Erfolg hast du nur, wenn du dir und deiner Linie treu bleibst und jene, die mit dir arbeiten, überzeugst. Schulterklopfer brauche ich keine.

Das ist Ihr Stil, aber andere Trainer haben mit anderen Konzepten auch Erfolg.

Es gibt eine Menge guter Trainer hier in Rheinhessen, die ganz unterschiedlich an die Sache rangehen. Ali Cakici ist eher ein Fußball-Anarchist, Jürgen Collet kommt über die Disziplin-Schiene, in Alzey ist Tino Häuser mit der Mannschaft in die Verbandsliga aufgestiegen, hat also auch viel mehr richtig als falsch gemacht. Jeder muss seinen Weg finden. Gonsenheim ist für mich überragend.

Und jeder Trainer muss wohl auch die Mannschaft finden, die zu ihm passt. Wie gut haben Sie in den Frauenfußball in Wörrstadt gepasst?

Ich denke schon, dass ich da einiges bewegen konnte, und auch ich habe viel in dieser Saison gelernt.

Zum Beispiel?

Dass Frauen im Sport wesentlich mehr hinterfragen. So viel, dass dir manchmal wirklich die Geduld ausgeht, wenn du denen zum x-ten Mal erklärst, das taktische Abläufe wesentliche Bestandteile sind. Andererseits, in Männermannschaften werden oft entscheide Fragen nicht gestellt, obwohl man etwas eigentlich nicht verstanden hat. Weil Spieler Angst haben, sich lächerlich zu machen. Dabei gibt es wirklich keine dummen Fragen.

Es klingt aber schon so, als habe Sie ihr Jahr in Wörrstadt einiges an Nerven gekostet?

Männer und Frauen ticken verschieden, das kennen wir ja von Zuhause. Wenn du eine Frauenmannschaft trainierst, hast du das multipliziert mit 18. Und dann war es auch abseits des Platzes nicht so, wie bei meinen anderen Stationen. In den Männermannschaften waren meine Spieler für mich immer so etwas wie Söhne für mich. Das war in Wörrstadt anders. Wir sind uns zwischenmenschlich nicht so nah gekommen.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal ein Frauenteam zu betreuen?

Ich glaube eher nicht. Obwohl ich größte Hochachtung vor deren Einsatz habe. Eine Alina Wagner nimmt 70, 80 Kilometer Anfahrt in Kauf, um zum Training zu kommen. Und das viermal pro Woche. Das hat einen anderen Stellenwert als bei den Fußball-Söldnern, einige wechseln jede Saison den Verein und werden dafür auch noch belohnt. Andererseits: Die wenig attraktiven Spielzeiten verhindern größere Zuschauerzahlen. Und was die Stadt Wörrstadt mit ihrem sportlichen Aushängeschild macht, ist eine Frechheit.

Nun geht es also wieder in den Männerbereich. Was ist für Sie am FSV Saulheim faszinierend?

Ich freue mich auf den Verein, weil ich dort auf ein Team treffe, bei dem mein Vorgänger Oliver Schmitt schon hervorragende Arbeit geleistet hat. Aber ich freue mich auch allgemein, wieder im Männerfußball tätig zu sein. Bei den Frauen ist das alles eben weniger intensiv. Und deshalb ist das mit den Männern doch eher mein Ding.



Aufrufe: 025.6.2017, 16:00 Uhr
Carsten DietelAutor