„Aber es war wohl nicht Kassel, sondern Darmstadt“, schiebt Kahric nach, der sich noch ein großes Stadion-Oval erinnert. Da haben das Aue-Stadion und Kassel und das Böllenfalltor in Darmstadt durchaus Ähnlichkeiten. Aber egal – die Zeit damals ist längst abgehakt, vergessen, oder doch noch nicht so ganz: „Ich sollte zwei Wochen mit ins Trainingslager. Trainer war Ekkhard Krautzun“. Kahric lehnte ab, entschied sich gegen die weitere Profikarriere, für den FC Memmingen in der seinerzeit noch drittklassigen Bayernliga und vor allem seine Familie. Was er bis heute nicht bereut hat – und der Verein ebenso wenig, die Familie noch weniger.
Vielleicht waren es diese Erinnerungen, die seine Kritik an der Mannschaft nach der klaren 0:3 Niederlage bei Hessen Kassel relativ milde ausfallen ließen. Memmingen wurde zur zweiten Heimat, hier wuchsen seine Söhne Ejnar und Edin auf. Kahric war in Sicherheit als gleich nach seinem Wechsel Anfang der 1990iger Jahre im damaligen Jugoslawien der Krieg tobte und auch in seinem Heimatort ehemalige Freunde und Nachbarn aufeinander schossen.
Der 52-Jährige ist Fußball besessen, studiert akribisch jeden Gegner und man hat den Eindruck, dass er jedes Spiel irgendwo auf der Welt gesehen hat, das im Fernsehen ausgestrahlt wird. „Aber es gibt Wichtigeres als Fußball“, sagt Kahric angesichts der Schweigeminute, die auch in Kassel vor dem Spiel für die Katastrophen-Opfer in Japan eingelegt wurde. Auch die Familie ist wichtiger. Deshalb wird er am Dienstag im Nachholspiel beim TSV 1860 München II nicht auf der Bank sitzen und durch seinen Co-Trainer Thomas Reinhardt vertreten. Für ein paar Tage reist Kahric nach Bosnien. Der Grund: Der erste Todestag seiner Mutter. Es gibt ein Wiedersehen mit seiner Schwester. Am Samstag ist er wieder in Memmingen, wenn es gegen den SVW Wiesbaden II geht. Für Kahric ist es dann das „wichtigste Spiel der Rückrunde“. Ein Sieg und der Klassenerhalt wäre für den Aufsteiger wohl schon unerwartet frühzeitig in trockenen Tüchern.