2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Trotz Corona-Pause hat Pascal Eisele (hier vor dem Bergsträßer Kreispokal-Finale 2019) gut Lachen. Der 27-Jährige nutzt die Pause für individuelles Training - und hat dabei Spaß.
Trotz Corona-Pause hat Pascal Eisele (hier vor dem Bergsträßer Kreispokal-Finale 2019) gut Lachen. Der 27-Jährige nutzt die Pause für individuelles Training - und hat dabei Spaß. – Foto: Frank Leber (Archiv)

"Wenn es im Verein brennt, will ich da sein"

Corona-Krise: Der Odenwälder Pascal Eisele ist Weltklasse-Ringer - und Stürmer beim A-Ligisten SV Lörzenbach

Wie gehen Profisportler mit der Corona-Zwangspause um? Erst recht, wenn sie einen Kontaktsport betreiben, in dem körperliche Nähe unumgänglich ist? Ringer Pascal Eisele (Lörzenbach) hat sich sein ganz eigenes Fitnessprogramm zusammengestellt.

Ruhig geht es auch in der Corona-Pause nicht zu im Hause Eisele. Zwar ist an ein ordentliches Training derzeit nicht zu denken, vom Kontaktverbot lässt sich der Odenwälder aber nicht ausbremsen. Zuhause hat sich der 27-Jährige einen Kraftraum eingerichtet, und auch in der Zwangspause setzt er akribisch seinen Trainingsplan um, den er vom Bundestrainer zugeschickt bekommt. Eisele bläst kein Trübsal, sondern versucht, die schwierige Zeit optimal für sich zu nutzen: "Ich muss sagen, dass ich es schon auch genieße, entweder aufs Rad zu steigen oder einfach mal drei Stunden Tischtennis spielen zu können. Das ist bei dem Wetter derzeit optimal. Ich fahre viel Fahrrad, bei uns gibt es ja sehr schöne Strecken."

Mit großen Hoffnungen hatte sich Eisele über Monate akribisch auf sein großes Ziel, die Olympischen Sommerspiele in Tokio im Sommer, vorbereitet. Das freilich ist nun Makulatur, von der Absage erfuhr er kurz vor dem Qualifikationsturnier in Budapest, bei der er eigentlich die Olympia-Norm erfüllen sollte. "Das war schon nervenaufreibend", erinnert er sich. "Ich habe eine WhatsApp bekommen, dass das olympische Turnier abgesagt ist. Das war schon ein komisches Gefühl, und man fragt sich, was passiert denn hier gerade? Man hat zu diesem Zeitpunkt auf jedes Gramm geachtet und darauf, was man isst und was man zu sich nimmt. Jede Trainingseinheit war komplett durchgetaktet, dass man das Maximum herausholen kann. Und dann sitzt man im Auto - und kann das alles auf den Kopf stellen."

Es ist auch für Eisele eine merkwürdige Zeit: "Die eigenen Ziele, der tägliche Rhythmus, der Alltag - all das ist derzeit weit weg", sagt der 27-Jährige nachdenklich. "Alles Dinge, von denen man immer dachte, sie seien extrem wichtig. Und dann merkt man, dass es eben nicht das wichtigste ist, sondern dass es da viele andere Sachen gibt, von denen man niemals geglaubt hätte, dass sie möglich sind."

Mit dem vorerst geplatzten Olympia-Traum geht Eisele aber entspannt um und unterstützt die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Titelkämpfe auf den kommenden Sommer zu verschieben. Denn während der Deutsche Ringer-Bund erst einmal alle sportlichen Aktivitäten auf Eis gelegt hat, haben sich andere Nationen in Eigenquarantäne gesetzt und trainieren weiterhin im gewohnten Umfang. "Das wäre für uns ein Nachteil gewesen. Wir sind seit Wochen ohne Ringen unterwegs, während andere ihre eigenen Regeln machen", sagt Eisele. Er hofft auf die baldige Öffnung der Ringer-Stützpunkte, damit er und seine Teamkollegen zumindest wieder in Kleingruppen den Rückstand aufarbeiten können, der in den letzten Wochen entstanden ist.

Neben dem Ringen muss auch der Fußball, Eiseles zweite Leidenschaft, derzeit ruhen. Nebenbei kickt der 27-Jährige bei seinem Heimatverein SV Lörzenbach in der Kreisliga. Ein Kontrastprogramm zu den zahlreichen Turnieren, die er im Jahr zu bestreiten hat. "Ich mag meine Heimat", betont er. "Ich finde es gut, dass man zusammenhält. Wenn es im Verein brennt, will ich auch da sein. Das ist mir wichtig, um nicht den Kontakt zu verlieren." Stillstand ist nichts für Eisele, der überlegt, sich noch einer weiteren sportlichen Leidenschaft zu widmen. Tischtennis vielleicht? "Das habe ich auch schon überlegt, ob ich das im Verein betreiben soll. Aber dafür bin ich nicht gut genug. Und außerdem", lacht er, "wird dann irgendwann auch mal die Freundin was dagegen haben."

Aufrufe: 022.4.2020, 10:11 Uhr
Frank LeberAutor