2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines

Wenn ein Absteiger plötzlich aussteigt

Der vorzeitige Rückzug eines Vereins bereitet oft der ganzen Liga Probleme

Für Hunderte von Vereinen hat die neue Saison längst begonnen. Spieler- und Trainerwechsel sind vielfach schon vollzogen, Training und Tespiele haben wieder begonnen und bei manchen Vereinen geht es auch noch darum: Melden wir alle Mannschaften wie im Vorjahr an, sogar eine mehr, eher eine weniger? Nicht immer halten alle Teams bis zum Saisonende durch, manche müssen leider "unterwegs" aussteigen. Das hat Auswirkungen auf die ganze Liga.

Die Rettung ist zum Greifen nahe: Die Mannschaft steht einen Punkt vor einem Abstiegsplatz, es sind noch fünf Spiele zu absolvieren – das sollte doch klappen. Doch über Nacht dann die Ernüchterung: Der Tabellenletzte, rechnerisch ohnehin schon abgestiegen, hat sein Team zurück gezogen. Und weil damit automatisch alle Ergebnisse dieses Vereins aus der Wertung fallen, ist die gerade noch erreichbare Rettung plötzlich unmöglich – das Team findet sich am Tabellenende wieder, abgeschlagen ohne jede Chance auf den Klassenerhalt.

Viele Mannschaften – auch im Fußballverband Mittelrhein – kennen dieses Problem vor allem in den unteren Amateurligen. Mannschaften können die Saison nicht zu Ende spielen – aus unterschiedlichen Gründen, weil der Kader auseinanderfällt; Spieler verlassen den Verein, andere sind verletzt – ein vollzähliges Team ist nicht mehr aufzustellen. Geschieht dies nach dem fünftletzten Spieltag, sind die Folgen überschaubar: Alle bis dahin gespielten Partien werden gewertet, bei den noch ausstehenden Spielen hat der Gegner automatisch 2:0 gewonnen. Ganz anders ist dies, wenn eine Mannschaft sich schon früher zurück zieht. Geschieht dies beispielsweise sechs Tage vor Saisonschluss, so fällt diese Elf komplett aus der Wertung, alle gegen diese Mannschaft erkämpften Punkte und Toren werden gestrichen – das kann zu erheblichen Verschiebungen im Tabellenbild führen, manchmal – siehe oben – eben auch zum Abstieg.

Trifft dieses Schicksal einen Verein ist die Enttäuschung groß. Die Arbeit einer ganzen Saison ist zunichte gemacht, ohne dass man noch hätte eingreifen können. Diese Regelung wird von vielen als ungerecht empfunden – wenn auch die meisten einräumen, das eine gerechte Lösung nur schwer zu finden sein dürfte. Sich darüber Gedanken zu machen, wäre Aufgabe der Verbände, an der Spitze des Deutschen Fußballbundes.

Ein Spieler, dessen Verein im Raum Aachen jetzt aus genau diesen Gründen abgestiegen ist, hat deshalb nun einen Brief an den Wolfgang Niersbach geschrieben, den Präsidenten des DFB, mit Kopie an den Verband Mittelrhein. Dort schildert er, welche Anstrengungen, wie viel Engagement und Leidenschaft erforderlich war, um das Team in der Kreisliga zu halten – und wie groß die Ernüchterung, ja Verzweiflung war, als der Abstieg buchstäblich über Nacht hereinbrach. Die Enttäuschung in dem Brief ist greifbar: „Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde", so heißt es dort, „befand man sich – ohne eigenes Verschulden – abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz und alles , worauf man noch vor wenigen Stunden mit Stolz geschaut hat, glich einem Trümmerfeld". Als besonders ungerecht wird empfunden, dass in diesem Einzelfall zwar die 1. Mannschaft eines Vereins zurück gezogen worden war, gleichzeitig aber die 2. Mannschaft geordnet und vollzählig die Saison zu Ende spielte.

Dem engagierten Fußballer kommen in diesem Brief, ob der Gedanke des Fairplay hier nicht mit Füßen getreten wird. Und er fragt sich, ob das ganze Engagement für den Verein und insbesondere für den Fußballsport da noch Sinn macht. Und er richtet die dringende Bitte an den DFB „im Rahmen Ihrer Tätigkeit und Verantwortung alles Mögliche zu unternehmen, solche Vorgehensweise durch eine Reform der Spielordnung zu unterbinden." Eine Antwort steht noch aus.

Aufrufe: 019.7.2013, 17:19 Uhr
Ingmar Keller, FuPa-Team KölnAutor