2024-04-25T14:35:39.956Z

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Gemeinsam Richtung Titelgewinn in der Bayernliga Süd? (von links) Richard Maierhofer, Tobias Beck und Heribert Ketterl.
Gemeinsam Richtung Titelgewinn in der Bayernliga Süd? (von links) Richard Maierhofer, Tobias Beck und Heribert Ketterl. – Foto: Paul Hofer

»Wenn der Bayern-Bus in Hankofen vorfahren würde...«

Das große Winterpausen-Interview, Teil 2: Vorbereitung, Kaderplanung, Aufwand in Liga 4 und Titelträume

Im ersten Teil des großen Interviews mit den Verantwortlichen der SpVgg Hankofen-Hailing haben wir den Superlauf im Herbst und den daraus resultierenden Hype thematisiert. Im zweiten Teil beleuchten wir die Vorbereitung, werfen einen Blick auf die Kaderplanung, diskutieren über den Aufwand in Liga vier - und gibt`s eine klare Ansage Richtung Meisterschaft?

FuPa: Heri, du weist eine erstaunliche Vita auf. 17 Jahre lang warst du raus aus dem Vereinsfußball und bist nach wie vor in der Nachwuchsförderung tätig. Was hast du in all den Jahren mitnehmen können, was dir jetzt zugutekommt?
Heribert Ketterl: Mein riesiges Plus beim Verband war, dass ich immer mit Fußballlehrern zusammenarbeiten durfte. Da bekommt man einen sehr differenzierten Blick auf den Fußball und seine Entwicklungen. Ich habe zum Beispiel mit Michael Köllner (Cheftrainer 1860 München, Anm.d.Red.) zusammengearbeitet, der damals noch Stützpunkt-Koordinator für Ostbayern war. Da waren viele fußballverrückte Typen dabei, von denen ich mir brutal viel abschauen konnte. (schmunzelt) Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich unbedingt noch einen Verein trainieren muss. Aber der Kontakt nach Hankofen ist nie abgerissen und so hat sich das ergeben. Und jetzt lebe ich das Ganze halt auch wieder. (lacht)

Der Erfolg gibt dir Recht. Seitdem du wieder in Hankofen bist, geht`s steil bergauf. Hast du es eigentlich jemals bereut, so lange Zeit keinen Verein gecoacht zu haben?
Heribert Ketterl: Nein. Angebote wären da gewesen, auch von Vereinen, die jetzt Bayernliga spielen. Das war aber jetzt kein Lebensziel von mir, Vereinstrainer zu sein. In Hankofen fühle ich mich jetzt wieder absolut wohl, auch wegen der Verbindung mit Tobi. Und was ich an Hankofen so sehr schätze: Ich kenne die Leute hier sehr gut und kann sie charakterlich einschätzen. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass mir hier jemand das Messer in den Rücken jagen möchte, wenn`s mal nicht so läuft.

Ich glaube für jeden von uns gilt: In einem Klima, indem du dich wohlfühlst, kannst du 100 Prozent Leistung und vielleicht sogar drüber hinaus erbringen - und hier in Hankofen finden wir das vor. Ich bin aber mittlerweile in einem Alter, in dem man nicht mehr zu weit nach vorne planen sollte. (lacht) Das Einzige was ich bereue, dass ich nie die A-Lizenz gemacht habe. Das war beruflich schwierig, weil ich immer an die Schulferien gebunden war.


Die fleißigen Helfer im Hintergrund: Warum Hankofen die beste Abwehr hat.


Tobi, Spielertrainer zu sein hat so seine Tücken, gerade auf diesem Niveau. Du musst deine eigene Leistung bringen, sollst aber auch deine zehn Mannschaftskollegen im Blick haben. Der Spagat gelingt der aber scheinbar mühelos. Was hast du, was andere nicht haben?
Tobias Beck: Es macht mir einfach unglaublich Spaß. Schon bevor ich das Amt in Zusammenarbeit mit Heri übernommen habe, war es ein Ziel von mir, ins Trainergeschäft einzusteigen. Natürlich war`s am Anfang schwer für mich und ich hatte Bedenken, ob die Mannschaft das auch so annimmt. Je höher die Liga, umso schwieriger ist es als Trainer. Alleine hätte ich es nie gemacht. Du kannst einfach nicht alles sehen, das geht gar nicht. Das braucht mir auch keiner erzählen, dass das möglich ist. (schmunzelt) Grundsätzlich hat sich aber am Spielfeld nichts verändert für mich.

Heribert Ketterl: Und die Sechserposition ist natürlich auch ideal für einen Spielertrainer! Außerdem haben wir um uns herum ein super Team, das möchte ich auch einmal erwähnen. Unser Torwarttrainer Markus Mitterreiter zum Beispiel leistet tolle Arbeit und hat großen Anteil am Erfolg. Er hat die Torhüter deutlich weiterentwickelt, nicht zuletzt deshalb haben wir die beste Abwehr der Liga.

Richard Maierhofer: Es hat meiner Meinung nach große Vorteile, einen Trainer an der Seitenlinie und einen am Feld zu haben. Bei anderen Vereinen hat der Trainer einen verlängerten Arm auf dem Platz. Bei uns kann Tobi Dinge ganz kurzfristig auf dem Feld entscheiden, weil er Situationen anders sieht wie von draußen. Da hat Tobi eine sehr gute Wahrnehmung.

– Foto: Hofer Paul


Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren. Am 19. Februar geht`s in Hallbergmoos los. Woran wird gezielt noch gefeilt, um wieder in den Lauf wie im Herbst reinzukommen?
Heribert Ketterl: Wir haben in der Vorrunde einiges entwickeln können und die Balance recht gut gefunden zwischen Arbeit gegen den Ball und dem Spiel im Ballbesitz. Wir konnten mehr Ruhe in unser Spiel bringen und gleichzeitig die Zielstrebigkeit erhöhen. Die Herausforderung ist jetzt, dass wir das wieder reinbringen. Und die Grundvoraussetzung wird wieder sein: Selbstbewusstsein, aber auch Demut vor dem Gegner. Wir dürfen nicht überheblich sein, brauchen aber unser Licht auch nicht unter den Scheffel stellen. Diese Balance müssen wir wieder reinbringen.

Tobias Beck: Körperlich sind wir schon auf einem sehr ordentlichen Niveau. Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die wir verbessern müssen. Ich denke da zum Beispiel an die Umschaltmomente, in der Hinsicht haben wir in der Hinrunde schon einige Schwächen offenbart. Wir haben uns im Aufbauspiel einiges überlegt, was wir noch verbessern wollen. Zudem werden wir noch zwei, drei Varianten für unser Pressingspiel einstudieren.

Ein Thema, das in der Pandemie-Zeit immer wieder für hitzige Diskussionen sorgt: 2G bei Spielern. Unabhängig davon, ob die Regelung aufrecht erhalten wird, gibt`s da bei euch Probleme?
Richard Maierhofer: In dieser Causa sind wir gut aufgestellt. Wir haben an die Spieler appelliert, auf ihren Impfstatus zu achten. Deshalb ist das bei uns kein Problem, wir können auf jeden Spieler zurückgreifen.


Kaderplanung: Zwei, drei Verstärkungen wären schon nötig...


Stichwort Planung kommende Saison: Richard, für dich wahrscheinlich im Moment ein Spagat. Hast du schon zwei Listen angefertigt? Ein möglicher Kader für die Bayernliga und eben einer für die Regionalliga.
Richard Maierhofer: Nein, so ist es nicht. (lacht) Aber natürlich unterhalten wir uns über diese Thematik. Gerade im Testspiel beim FC Augsburg II haben wir noch einmal verdeutlicht bekommen, dass die Intensität in der Regionalliga noch einmal um einiges höher ist. Es wäre schon gut für uns, wenn wir den ein oder anderen gestandenen Regionalliga-Spieler für uns gewinnen könnten. Leider in unserer Region und mit unseren Mitteln nicht ganz so einfach. Das heißt, wir brauchen wieder viele und gute Ideen, um Verstärkungen zu uns lotsen zu können. (schmunzelt)

Verrückte Dinge wird`s also eher nicht geben. Heißt: Die Philosophie, auf junge und willige Spieler aus der Umgebung zu setzen, wird sich in Hankofen nicht ändern?
Richard Maierhofer: Nein, definitiv nicht. Unser Kader hat zu einem Großteil schon für die kommende Saison zugesagt. In der Regionalliga würden wir sicher zwei, drei Spieler mehr brauchen, die uns auch qualitativ weiterbringen.

Heribert Ketterl: Wenn`s wirklich klappen sollte, würden uns ein paar Verstärkungen sicher gut tun. Aber nicht unbedingt gealterte Ex-Profis von weit her. Außer es zieht jemand nach Hankofen, der kann dann schon gerne bei uns mitmachen. (lacht)


Halbprofessionelle Liga: Können den Aufwand alle stemmen?


Der Aufwand in der Regionalliga würde noch einmal deutlich steigen. Würde das einige Spieler vor Probleme stellen? Beruflich in Vollzeit und 4. Liga ist nicht so einfach.
Tobias Beck: Bis jetzt haben wir nichts mitbekommen, dass es zu Problemen kommen könnte. Es würde bei drei Trainingseinheiten bleiben, das Pensum würde nicht signifikant erhöht werden. Weil sonst könnte es schon sein, dass es für den ein oder anderen zu viel wird.

Heribert Ketterl: Wir trainieren sehr intensiv, da brauchen wir uns nichts vorwerfen lassen. Man muss da aber auch ein wenig differenzieren: Die Profireserven trainieren jeden Tag, weil dort die Jungs den Sprung nach oben schaffen wollen. Bei uns stehen die Spieler im Berufsleben oder studieren, die brauchen auch mal eine Pause, um die nötige Frische zu haben. Außer wir sehen mal die Entwicklung, dass wir körperlich oder taktisch durchhängen, dann müssten wir schon die ein oder andere Trainingseinheit mehr einstreuen, da sind wir uns einig.

Richard Maierhofer: Ich glaube gar nicht, dass der Aufwand für die Spieler so anders wäre als bisher. Wie gesagt, das Trainingspensum würde sich nicht groß ändern. Und ob wir nun nach Kottern oder Aschaffenburg fahren, da ist nicht viel Unterschied. Einen Tag musst du so oder so opfern. Für den Verein mit dem ganzen Drumherum würde es allerdings einen erheblichen Mehraufwand bedeuten.

– Foto: Hofer Paul


Zielsetzung für die Frühjahrsrunde: Geht ihr nun in die Offensive? Ja, wir wollen...
Richard Maierhofer: Wir wollen jetzt schon das verteidigen, was wir bisher erreicht haben. Wir haben elf Punkte Vorsprung, wissen aber auch, dass der schnell mal dahinschmelzen kann. Aber ja, wir wollen unsere Position verteidigen. Sonst bräuchten wir gar nicht auf den Platz gehen, wenn wir dieses Ziel nicht hätten.

Heribert Ketterl: Die Konkurrenz schläft nicht. Sicher wird da noch einmal ein Angriff kommen. Aber wir konzentrieren uns auf uns und wollen durchziehen. Dann müssen uns die anderen erst einmal da vorne wegbringen.

Tobias Beck: Ein Spieler hat mir erzählt, dass sein Arbeitskollege schon durchgerechnet hat, welches Spiel wir gewinnen müssen bzw. verlieren können. Auf solche Rechenspiele dürfen wir uns gar nicht einlassen und müssen das ausblenden. Was am Ende dann rauskommt, werden wir sehen. (grinst)

Wir sind am Ende angekommen. Letzte Frage: Träumt ihr schon vom Auftritt im Grünwalder Stadion?
Richard Maierhofer: Derlei Gedanken sind mir tatsächlich noch nicht gekommen. (schmunzelt) Wenn der Bayern-Bus in Hankofen vorfahren würde, das hätte freilich schon Flair. (grinst)

Tobias Beck: Da ist aber noch weit hin. (lacht) Klar wäre es schön, ich habe in Schalding schon ein paar Regionalliga-Spiele machen dürfen, da ist schon was geboten. Es liegt aber noch ein sehr harter Weg vor uns mit ganz viel Arbeit und Fleiß.

Heribert Ketterl: Es liegt an der Mannschaft. Die Jungs haben`s in der Hand. Wenn sie wollen und klar bleiben, dann haben wir eine sehr gute Ausgangslage.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 013.2.2022, 07:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor