2024-05-02T16:12:49.858Z

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Jahn-Trainer Matthias Neumann plädiert für mehr Fairness im Amateurfußball.  Foto: Leitenstorfer
Jahn-Trainer Matthias Neumann plädiert für mehr Fairness im Amateurfußball. Foto: Leitenstorfer

Weniger Härte, mehr Fußball

Ein eindringlicher Appell von Jahn-Trainer Matthias Neumann an seine Kollegen

Die Saison ist nun endgültig zu Ende. Für Jahn Landsberg war es eine Saison mit Höhepunkten, aber auch extremen Tiefschlägen: Zwei Spieler wurden so schwer verletzt, dass ihr Leben nur durch Notoperationen gerettet werden konnte. Für Jahn-Trainer Matthias Neumann waren es diese Ereignisse, die ihn über einen Rücktritt nachdenken ließen – und über die Entwicklung im Amateur-Fußball allgemein.

Die beiden extrem schweren Verletzungen mögen Ausnahmen gewesen sein, doch im Rahmen seiner Zulassungsarbeit beschäftigt sich der angehende Lehrer Matthias Neumann mit Brutalität im Fußball, und da sind die Fakten ernüchternd: „40 Prozent der schweren Verletzungen passieren im Fußball nach einem groben Foul, in anderen Sportarten sind es nur zehn Prozent.“ Außerdem stehe Fußball in der Liste der gefährlichen Sportarten „ganz weit oben“.

Die Rede ist dabei vom Amateur-Fußball. „Ein Sieg zählt oft mehr, als ordentlich Fußball zu spielen“, lautet seine Erklärung dafür. Doch genau das sei eigentlich unverständlich, denn „viele bauen einen Druck auf, den man doch in den unteren Klassen gar nicht hat“. Die Folge: Fairplay bleibe auf der Strecke.

Nach dem ersten Gedanken, alles „hinzuschmeißen“, wie Neumann in einem Brief an die Redaktion des Landsberger Tagblattes mitteilte, entschloss er sich dann doch, „nicht wegzulaufen, sondern mich meiner Verantwortung zu stellen“.

Gleichzeitig betont er, dass er alleine nicht in der Lage sei, die Richtung, in die der Amateurfußball gehe, zu ändern. „Ich bitte alle aktiven Spieler, in gewissen Situationen zurückzuziehen und nicht mit äußerster Konsequenz zu agieren, um die Gesundheit ihrer Sportkameraden zu schonen.“ Zudem sollten die Trainer sich Gedanken über ihre Vorbildrolle machen, und auch die Zuschauer lässt Neumann nicht außen vor: „Emotionen ja, Beleidigungen nein“, ist seine Forderung.

Dabei geht Neumann aber auch mit sich selbst ins Gericht, denn er hatte seine Spieler im Relegationsspiel gegen Gernlinden auch aufgefordert, körperlich mehr dagegenzuhalten. „Ich weiß nicht, ob das richtig war“, sagt Neumann im Nachhinein. Doch er macht sich Gedanken – und überlegt, wie man dieses Bewusstsein wieder wecken könnte. „Vielleicht kann man alle Kapitäne eine Art Vertrag unterschreiben lassen, dass sie und ihr Team sich verpflichten, auf die Gesundheit der Spieler Rücksicht zu nehmen und die Entscheidungen der Schiedsrichter zu akzeptieren“, lautet einer seiner Vorschläge. Denn, davon geht Neumann aus: „Ich denke, wenn man sich wieder bewusst macht, was da geschieht, kann man auch die Handlungen beeinflussen.“

Bei Jahn Landsberg hatte man in der vergangenen Saison bereits die Aktion „Respekt = 100% Sport“ ins Leben gerufen: Die Gastmannschaften erhielten Fragebögen, die Mannschaften liefen mit Jugend-Teams ein, und sowohl Schiedsrichter als auch Gegner hatten einen Obstkorb in der Kabine stehen. „Das ist sehr gut angekommen“, sagt Neumann. Interessanterweise ist allerdings Jahn Landsberg selbst seitdem in der Fairplay-Tabelle des Bayerischen Fußballverbandes nach unten gerutscht. Dies sieht Neumann im Zusammenhang mit dem Aufstieg in die Kreisklasse – in der A-Klasse seien beispielsweise die Spiele gegen zweite Mannschaften eine so klare Sache gewesen, dass es kaum zu Fouls gekommen sei. Da es also noch einiges zu tun gibt, werde die Aktion bei Jahn weiter ausgebaut. Unter anderem wird eine Projekt-Woche zusammen mit der Mittelschule Landsberg und dem Ignaz-Kögler-Gymnasium durchgeführt. Doch es wird noch viel mehr nötig sein, um wieder mehr Fairness in den Amateurfußball zu bringen. Und damit wendet sich Neumann an alle Funktionäre: „Bitte entwickelt Projekte, welche die Brutalität im Sport verringern.“

Aufrufe: 017.6.2014, 06:09 Uhr
Landsberger Tagblatt / Margit MesselhäuserAutor