2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Rocco Bartsch

Was wäre, wenn es zwei Auf- und keine Absteiger geben würde?

Die FuPa-Redaktion hat dieses von vielen Seiten geforderte Szenario durchgespielt

Der Saison-Abbruch im bayerischen Amateur-Fußball ist eigentlich nur noch Formsache. Vielmehr beschäftigt Spieler, Verantwortliche und Fans mittlerweile, wie die Spielzeit 2019/2021 gewertet wird. Kommt der Paragraph 93 der BFV-Spielordnung zur Anwendung oder findet vielleicht doch ein Alternativ-Modell, das der Verbandsspielausschuss derzeit ausarbeitet, eine Mehrheit der Vereine, deren Meinungsbild demnächst eingeholt werden soll. Aus verschiedensten Kreisen kommt immer wieder der Vorschlag auf dem Tisch, dass es in der "Corona-Spielzeit" keine Absteiger geben und aus jeder Liga die beiden vom Quotienten her besten Teams aufsteigen sollen. Anhand der Verbandsligen und den Spielklassen in Niederbayern haben wir uns die Mühe gemacht, anhand von Rechenbeispielen aufzuzeigen, wieviel Teams - bei einer Regelung mit zwei Auf- und keinen Absteigern - dann in der Saison 2021/2022 in den jeweiligen Ligenebenen vertreten wären.

Regionalliga
Wieviel Mannschaften 2021/2022 der Regionalliga angehören werden, ist noch nicht genau vorherzusagen, weil es aus der 3. Liga definitiv Absteiger geben wird. Die SpVgg Unterhaching steht mit eineinhalb Beinen in der vierten Liga, auch für den FC Bayern München II sieht es nicht sonderlich gut aus. Offen ist zudem, ob der Playoff-Sieger der Regionalliga Bayern, der gegen einen Vertreter der Regionalliga Nord um ein freies Drittliga-Ticket wetteifert, den Sprung in den Profifußball schafft. Im ungünstigsten Fall könnte die Regionalliga Bayern in der nächsten Saison also mit 23 Teams (4 Aufsteiger aus den Bayernligen, keinen Direktabsteiger in die Bayernliga, keinen Aufsteiger in die 3. Liga, 2 Absteiger aus der 3. Liga) besetzt sein. Um die Regionalliga-Sollstärke von 18 Vereinen 2022/2023 wieder zu erreichen, müssten in der kommenden Spielzeit also - im schlechtesten Fall - sieben(!) Direktabsteiger ermittelt werden.

Bayernligen
In den Bayernligen Nord und Süd kämpfen derzeit 35 Teams um Punkte und Tore. Sollte es aus jeder Klasse zwei Auf- und keine Absteiger geben, würden in der Spielzeit 2021/2022 41 Mannschaften an den Start gehen. 4 Vereine dürften rauf in die Regionalliga, aus den fünf Landesligen würden 10 Klubs den Sprung in die zweithöchste Amateurliga schaffen. In der laufenden Runde sind nur zwei Absteiger vorgesehen, ein Jahr später müssten es mindestens sieben Vereine sein.


Landesligen
Sehr komplex wird das Rechnen-Szenario in den Landesligen, in denen aktuell 90 Vereine vertreten sind. 10 Teams dürften eine Liga nach oben klettern, da es aber bayernweit 15 Bezirksligen gibt, würden 30 neue Klubs in die fünfte Liga kommen, die dann mit insgesamt 110 Mannschaften besetzt wäre. Um wieder auf die Sollstärke von 90 (5 Ligen a 18 Teams) zu kommen, müssten 2021/2022 30(!) Absteiger ermittelt werden.


Bezirksligen
In Niederbayern gibt es bis dato - wie in den meisten Bezirken - zwei Bezirksligen, die mit jeweils 16 Vereinen bestückt sind. Vier Klubs dürften sich über den Aufstieg in die Landesliga freuen, aus den vier Kreisligen würden im Gegenzug acht Vereine in die Bezirksliga kommen. Das hätte zur Folge, dass auf Bezirksebene 36 Mannschaft vertreten wäre. Bislang gab es aus den beiden Klassen insgesamt vier Absteiger, in der Folgesaison müssten dann acht Klubs in den sauren Abstiegsapfel beißen. Auch die Relegation würde deutlich erschwert werden, weil davon auszugehen ist, dass es mehr niederbayerische Absteiger aus den Landesligen geben wird. Den im Normalfall acht Relegationsteilnehmern der Bezirks- und Kreisligen droht also das Szenario, vielleicht nur um einen freien Bezirksliga-Platz wetteifern zu dürfen.



Kreisligen
Im Fußballkreis Niederbayern Ost sind für die Kreisliga ursprünglich 28 Plätze vorgesehen. 4 Vereine würden den Sprung in die Bezirksliga schaffen, aus den sechs Kreisklassen 12 Klubs in die Kreisliga gelangen. Das hätte zur Folge, dass den beiden Kreisligen im Fußballkreis Ost 2021/2022 36 Vereine angehören würden. Bisher gab es im Normalfall sechs Direktabsteiger, theoretisch müssten es dann im Sommer 2022 14 Vereine sein. Im Kreis West sieht die Situation etwas anders aus, weil es nur fünf Kreisklasen gibt. Also würde es 34 Kreisligsten geben, von denen (theoretisch) 12 direkt in die Kreisklasse absteigen müssten. Wie in den höheren Ligen würde es auch für die Relegationsteilnehmer äußerst schwierig werden, weil es zu einem vermehrten Abstieg von oben kommt und deshalb vermutlich nur die Mindestanzahl an möglichen Bezirks- bzw. Kreisligaplätzen über den Umweg Regelation frei wären.




Kreisklassen
Im Kreis Ost gibt es sechs Kreisklassen und elf A-Klassen. 84 Klubs sind normalerweise für diese Ligenebene vorgesehen. Lässt man aus jeder Gruppe zwei Vereine aufsteigen und es gibt keine Absteiger, dann würden es 2021/2022 94 Vereine sein. In einer "normalen" Saison werden 12 Direkt-Absteiger in die A-Klassen ermittelt, mit dem möglichen vermehrten Aufstieg wären es 22 Klubs, die nach unten müssten. Im Westen, in dem es fünf Kreisklassen und sieben A-Klassen gibt, sind es normalerweise 70 Vereine, bei dem Modell mit vermehrten Aufstieg wären es 2021/2022 74 Mannschaften. Bis dato gibt es lediglich fünf Direkt-Absteiger, im kommenden Sommer müssten es im Rechenbeispiel neun Klubs sein. Wie in den höheren Ligen würde es auch für die Relegationsteilnehmer äußerst schwierig werden, weil es zu einem vermehrten Abstieg von oben kommt und deshalb vermutlich nur die Mindestanzahl an möglichen Kreisliga- und Kreisklassenplätzen über den Umweg Relegation frei wären.




A-Klassen
Völlig ausgedünnt würden die A-Klassen werden, in denen im Kreis Ost rund 130 Vereine um Punkte und Tore wetteifern. Bei 22 Aufsteigern in die Kreisklasssen müssten die Ligen entweder verkleinert werden oder vielleicht sogar ein oder zwei Staffeln aufgelöst werden. Im Kreis West sind es über 80 Vereine, von denen 14 nach oben wegbrechen würden. Auch hier müssten Lösung gefunden werden, um einen vernünftigen Spielbetrieb gewährleisten zu können. Wie in den höheren Ligen würde es auch für die Relegationsteilnehmer äußerst schwierig werden, weil es zu einem vermehrten Abstieg von oben kommt und deshalb vermutlich nur die Mindestanzahl an möglichen Kreisklassenplätzen über den Umweg Relegation frei wären.

Aufrufe: 027.4.2021, 10:15 Uhr
Thomas SeidlAutor