2024-05-02T16:12:49.858Z

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Viel Grund zum Jubeln hatten die Zähringerinnen (links Annika Himmelsbach und Anna-Marie Bathe)  in der vergangenen Verbandsliga-Saison.   Foto: Achim Keller
Viel Grund zum Jubeln hatten die Zähringerinnen (links Annika Himmelsbach und Anna-Marie Bathe) in der vergangenen Verbandsliga-Saison. Foto: Achim Keller

Was die Frauen von Alemannia Zähringen so stark macht

Freiburger Vorstädterinnen feiern Aufstieg mit erster und zweiter Mannschaft +++ Intensive Betreuung und Videoanalysen

Ein großer und engagierter Trainerstab, Videoanalysen und eine App haben es möglich gemacht: Die Fußballerinnen des TSV Alemannia Freiburg-Zähringen steigen in die Oberliga auf. Den Tabellenzweiten in der Verbandsliga ließen die Zähringerinnen weit hinter sich. Auch die zweite Mannschaft steigt in die Bezirksliga auf. Spielführerin Elisa Emminger und Trainer Fabian Hederer von der ersten Mannschaft erklären ihr Erfolgsrezept – und richten den Blick nach vorne.

Die Bilanz
20 Siege, eine Niederlage, einmal Unentschieden: Die Bilanz der Frauen vom TSV Alemannia Zähringen kann sich sehen lassen. Mittelfeldspielerin Juliane Meier, die zuvor beim Erstligisten SC Freiburg gespielt hatte, ging mit 23 Treffern als Vize-Torschützenkönigin aus der Saison. Mit 21 Punkten Abstand ließ der Verein die SG Vimbuch, Tabellenzweite in der Verbandsliga, weit hinter sich. Das Torverhältnis: 71 Tore bei 19 Gegentoren. Das Ziel Oberliga, das sich Trainer Fabian Hederer (27) bei seinem Antritt vor zwei Jahren zusammen mit Laurent Schorsch, dem sportlichen Leiter der Frauenabteilung gesetzt hatte, ist damit erreicht: „Das ist jetzt ein bisschen schneller passiert, als wir es uns erträumt haben.“

Der Wohlfühlfaktor
Die Spielerinnen erhalten auch in der Oberliga kein Gehalt, trotzdem nimmt der Fußball einen großen Teil der Freizeit in Anspruch. Trainiert wird dreimal die Woche, am Freitagabend werden die Spiele vor- und nachbesprochen. Umso wichtiger sei es, dass sich die Frauen gut aufgehoben fühlten und sich weiter entwickeln könnten. „Wir wollen, dass es den Mädels hier gut geht. Alles andere ergibt sich“, sagt Fabian Hederer. Oft steht der Frauenfußball im Schatten der Männer – beim TSV ist das anders. Spielführerin Elisa Emminger (28) sagt, dass die Frauenmannschaft in Zähringen viel größere Anerkennung genieße, als sie es von ihrem vorherigen Verein kannte. Hederer ergänzt: „Die Mädels sind als am höchsten spielende Mannschaft das Aushängeschild des Vereins.“


Recherche und Videoanalysen
Insgesamt sechs Trainer betreuen die erste Mannschaft: „Sie stecken viel Zeit und Energie in den Aufbau der Mannschaft und pushen sich dabei auch gegenseitig“, sagt Elisa Emminger. Jedes Spiel wird von einem Betreuer auf Video gebannt und von zwei Trainern gesichtet. „Ich schaue mir jedes Spiel dreimal an und schneide die wichtigsten Szenen zusammen“, erklärt Fabian Hederer. Am Freitagabend wird anhand dieses Zusammenschnitts und einer Power-Point-Präsentation das Spiel mit den Spielerinnen analysiert. Auch die gegnerische Mannschaft fließt dabei mit ein – vor jedem Spiel recherchieren die Trainer Stärken und Schwächen der Kontrahentinnen. Wie viel Zeit er in die Trainerarbeit steckt, will Hederer lieber nicht wissen: „Das würde mich sicher erschrecken.“

Individuelle Betreuung dank App
Über eine Smartphone-App übermittelt jede Spielerin ihre Befindlichkeit nach dem Training. So können die Trainer individuell auf ihre Bedürfnisse eingehen – und erkennen zuverlässig, wenn eine Spielerin überlastet ist, Einzeltraining oder eine Pause braucht. „So können wir Verletzungen vorbeugen“, sagt Hederer. Zum Trainerstab gehört auch ein Athletik-Coach, der mit den Spielerinnen bei Bedarf Übungen zur Stabilisation, Koordination und Regeneration macht.

Die Nähe zum SC Freiburg
Mit dem SC Freiburg gibt es einen Top-Ausbilder vor der Tür. Alemannia will Hederer zufolge auch eine Anlaufstelle für Spielerinnen sein, die den Sprung in die erste Mannschaft beim SC nicht schaffen oder wollen. Beispiel Juliane Meier: „Eine Ausnahme-Spielerin, die sich dazu entschieden hat, ein bisschen kürzer zu treten“, sagt Hederer.


Die Tücken des Aufstiegs
Der Aufstieg bringt nicht nur sportliche Herausforderungen mit sich. Die Fahrten werden deutlich länger: Nach Bellenberg oder Hegnach brauche man drei bis dreieinhalb Stunden. In der Verbandsliga sei man maximal anderthalb Stunden unterwegs gewesen, die Fahrten bestritten die Zähringerinnen mit privaten Pkw. Vor einem Spiel möchte Trainer Hederer seine Mädels ungern dreieinhalb Stunden fahren lassen. Deshalb will der Trainerstab für die Auswärtsspiele einen Mannschaftsbus chartern. Auch an den eigenen Platz werden nun höhere Ansprüche gestellt – demnächst wird er begutachtet.

Die Zukunft in der Oberliga
Niederlagen sind die Zähringer Frauen nicht mehr gewohnt, nun aber ist Klassenerhalt oberstes Ziel. Zwei weitere Freiburger Mannschaften hatten den Sprung in die Oberliga geschafft, der PSV Freiburg und der FC St. Georgen – dauerhaft halten konnten sie sich aber nicht. Elisa Emminger stellt sich darauf ein, dass die Zeiten, in denen ihre Mannschaft das Spiel dominierte, in der Oberliga vorbei sind. Sie glaubt: „Der Start ist entscheidend. Wenn wir merken, dass wir mithalten können, gibt uns das Aufwind.“ Das Auftaktspiel wird der erste Härtetest: Am 9. September treffen die Zähringerinnen auf den Vizemeister SV Hegnach.

Aufrufe: 019.7.2018, 19:00 Uhr
Moritz Lehmann (BZ)Autor