2024-05-24T11:28:31.627Z

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Viel Grund zur Freude: Die U21 des SC Paderborn 07 stand in der Saison immer wieder auf und belohnte sich am Ende mit dem Klassenerhalt. F: Heinemann
Viel Grund zur Freude: Die U21 des SC Paderborn 07 stand in der Saison immer wieder auf und belohnte sich am Ende mit dem Klassenerhalt. F: Heinemann

Wahnwitzig. Die U21 des SC Paderborn schafft Klassenerhalt

Die Saison des SC Paderborn 07 II war sicherlich eine der Prägendsten der letzten Jahre. Doch die Mannschaft brach unter dem großen Druck nicht zusammen und belohnte sich am Ende.

Absteiger Nummer Eins? Vor der Oberligasaison 2016/2017 hatten viele die von einer U23 zu einer U21 verjüngte Profireserve des SC Paderborn 07 für diesen Titel ganz oben auf dem Zettel stehen. Die so genannten Experten hätten beinahe recht behalten. Doch SCP-II-Trainer Christoph Müller und sein Team trotzten sogar Widerständen, zu denen sie gar nichts konnten. Der erneute Klassenerhalt des SCP II kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

„Es war eine Saison, die in ihrem Ausmaß ungewöhnlich war“, gibt auch Müller rückblickend zu. Dass es aus sportlicher Sicht schwer werden würde, in einer Oberliga gegen 17 andere gestandene Teams mit einer U21 zu bestehen, war allen Verantwortlichen von Beginn an klar. Dass sich die Situation des Gesamtvereins allerdings so zuspitzen würde, war im Sommer nicht zu erwarten. Zwar gab es schon nach der Saison 2015/2016 Überlegungen, die U21 nach dem Abstieg der Profis aus Liga Zwei in Liga Drei abzumelden, diese wurden dann aber schnell ad acta gelegt. „Wir haben in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen und versucht neue Strukturen aufzubauen. Es wäre schade gewesen, wenn das alles beendet worden wäre, gerade dann, wenn interessante Nachwuchsspieler heranwachsen“, sagt Müller, der schon seit vielen Jahren im Nachwuchsleistungszentrum der Paderborner aktiv ist.

Durchhänger und herbe Pleite nach einem guten Saisonstart

Die U21 startete mit viel Ehrgeiz in die neue Spielzeit. „Wir haben zwei klare Aufträge. Jeden einzelnen Spieler individuell entwickeln und als Kollektiv alles zu versuchen, die Klasse zu halten“, erklärt Müller. Das Projekt Klassenerhalt ließ sich gut an. Aus den ersten fünf Partien überraschten die Paderborner mit sechs Punkten. Dann folgte allerdings eine Durststrecke bis zum 13. Spieltag, in der es nur zwei Zähler gab. Paderborn war im Tabellenkeller angekommen. „Unser Knackpunktspiel war sicher die 1:7-Niederlage beim TSV Marl-Hüls am 11. Spieltag. Spätestens nach dieser Partie war uns allen klar, was wir brauchen, um in der Liga mithalten zu können“, sieht Müller die derbe Pleite aus heutiger Sicht als Weckruf mit positivem Effekt an.

Die Mannschaft entwickelt eine große Mentalität

Denn von da an zeigte seine Mannschaft eine Eigenschaft, welche sie schließlich durch die gesamte Saison tragen sollte, Charakterstärke. Egal, welche Widerstände auch auf die U21 zurollten, das Team nahm sie hin und versuchte, das Beste daraus zu machen. „Es ist in solchen Phasen wichtig, offen mit den Spielern zu sprechen und auch Erfahrungswerte weiterzugeben. Ich glaube, dass dieses Seniorenjahr für meine jungen Spieler sehr lehrreich war und ihnen im Laufe ihrer Karriere noch helfen wird“, ist sich Müller sicher. Nach der erwähnten Durststrecke holte die U21 bis zur Winterpause noch 13 Punkte und gewann dabei auch die Derbys gegen den FC Gütersloh (3:1) und Arminia Bielefeld II (2:0).

Torjäger: Profileihgabe Tim Mannek (r.) traf neunmal für die U21. F: Heinemann

Vielleicht wäre sogar das Derbysieg-Triple drin gewesen. Allerdings sickerte kurz vor dem Heimspiel gegen den SV Lippstadt am 16. Spieltag durch, dass der SCP07 als Gesamtverein nicht in der Lage sein würde, die Kosten für die gestiegenen Sicherheitsauflagen rund um die Partie zu stemmen. Daher trat Paderborn sein Heimrecht ab und unterlag in Lippstadt mit 1:2. Es waren die ersten Anzeichen für die dunklen Wolken, die sich bereits rund um den Gesamtverein zusammenzogen und automatisch auch die U21 in der Rückrunde belasten würden.

Auch die Rückrunde beginnt für die U21 nicht unbelastet

Denn nicht nur die Reserve, auch die Profis befanden sich im Abstiegskampf. „Wir haben im Sommer bei der Kaderzusammenstellung bewusst auf Spieler gesetzt, die widerstandsfähig sind. Natürlich kann der Druck, der ab der Rückrunde auf dem Team lag, eine so junge Mannschaft zerbrechen. Das dies nicht passiert ist, kann ich gar nicht hoch genug loben. Alle waren immer da und wollten. Wir haben zusammen immer versucht, Ruhe zu bewahren und unseren Teil aus sportlicher Sicht zu leisten. Das war schwer genug, denn alle Teams um uns herum hatten noch einmal personell nachgelegt“, betont Müller. Der Start in die Rückrunde klappte allerdings wieder.

F: Heinemann
F: Heinemann
Aufstieg: Dardan Karimani (l.) kam schon für die U21 zum Einsatz, obwohl er noch ein U19 Spieler war. Zur neuen SAison gehört er zu den Profis. F: Heinemann

Am 19. Spieltag gab es einen 2:1-Sieg über die TuS Ennepetal. Danach folgten vier Partien mit nur einem Punkt, ehe sich Siege und Niederlagen mehr und mehr abwechselten. Zu den Highlights zählen sicherlich der 1:0-Erfolg gegen den Tabellenführer und späteren Oberligameister TuS Erndtebrück am 24. Spieltag und die 6:0-Revanche gegen Marl-Hüls vier Wochen später. Spätestens jetzt bewegte sich die U21 mit jedem Gegner auf Augenhöhe und machte körperliche Unterlegenheit durch taktische Disziplin, kollektiven Einsatz und viel Mentalität wett.

Drei Spieltage vor dem Saisonende scheint das Ende besiegelt zu sein

Trotzdem, drei Spieltage vor dem Saisonende sah es rund um den Nachwuchs immer düsterer aus. Trotz bis dato beachtlicher 34 Punkte auf der Habenseite schien es nicht zu reichen. Paderborn hatte mit den Duellen gegen Arminia Bielefeld II, den SV Lippstadt und den späteren Vizemeister Westfalia Rhynern das schwerste Restprogramm aller Teams aus dem Tabellenkeller. Gleichzeitig deutete sich der sportliche Abstieg der Profis in die Regionalliga mehr und mehr an. Es war klar, dass die U21 bei einem Abstieg der ersten Mannschaft in den Amateurbereich nicht mehr zu halten war.

Spielte sich in den Fokus: Semir Saric gehört zur neuen Saison zum Kader der Profis. F: Heinemann

Doch die zweite Mannschaft hielt auch diesem Druck eisern stand. Gegen Bielefeld gab es einen 2:1-Sieg, beim SV Lippstadt wurde mit 2:3 gewonnen und mit einem 3:0-Heimerfolg über Rhynern konnte am letzten Spieltag der Klassenerhalt aus eigener Hand festgemacht werden. Der SCP-II beendete die Saison mit 43 Punkten auf Tabellenplatz 12. „Mit der Ausbeute hätten wir in der vergangenen Saison nicht so lange zittern müssen. Auch das hebt die Leistung der Mannschaft noch einmal an“, so Müller. Nicht nur in der Hinsicht, war die Saison der U21 des SC Paderborn 07 ein voller Erfolg.

So viele Spieler wie schon lange nicht mehr steigen zu den Profis auf

Mit Semir Saric, Dardan Karimani, Fatih Ufuk und Ron Schallenberg schafften so viele Spieler wie schon lange nicht mehr den Sprung aus dem Nachwuchs in den Profikader der Saison 2017/2018. Alle vier sind nicht - so wie in den letzten Jahren beim SCP üblich - nur zur Erfüllung der vom DFB vorgegebenen Nachwuchsspielerquote vorgesehen, sondern echte Alternativen. Aykut Soyak, der bereits seit Sommer zu den Profis gehörte, spielte sich in der Endphase in die Stammelf des Drittligakaders und war einer der wenigen Lichtblicke. Durch den Zwangsabstieg von 1860 München von Liga Zwei in die Regionalliga sieht es aktuell so aus, als würden die Profis in der kommenden Saison weiterhin in der dritten Liga auflaufen. Der DFB entscheidet darüber bis zum 12. Juli, sendete aber bereits positive Signale aus. Es wäre das Happy-End einer wahnwitzigen Saison, die bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen hat.

Die Zukunft des Trainerteams ist noch unklar

Auch mit Blick auf die neue Spielzeit. Einige Leistungsträger werden den Verein verlassen und auch die Zukunft des Trainerteams Christoph Müller und Christopher John ist unklar.

Enger Draht: Christoph Müller (M.) und sein Co-Trainer Christopher John (verdeckt li.) hatten einen engen Draht zu den Spielern. Hier lassen sich Ron Schallenberg (2.v.r.) und Mustafa Dogan (Nr. 26) neue Anweisungen geben. F: Heinemann

Müllers Vertrag hat nur bei Drittligazugehörigkeit der Profis noch eine Laufzeit bis 2018. „Bleiben wir in der dritten Liga, dann gibt es auch zur neuen Saison eine U21 in der Oberliga. Das ist klar. Wir warten jetzt auf die endgültige Entscheidung und führen in der Zeit unsere Gespräche. Uns ist wichtig, dass die aktuelle Entwicklung nachhaltig weitergeht, damit wir auch in Zukunft möglichst vielen Spielern aus dem Nachwuchs die Chance auf Profifußball bieten können“, sagt Müller.

Bereits jetzt ist klar, dass auch die neue Saison schwierig wird

Der Trainingsstart ist für die Woche zwischen dem 26. und dem 30. Juni angesetzt. Dann geht alles wieder bei Null los. Einfacher wird es aufgrund der aktuell noch vorliegenden Unsicherheiten in Sachen Kaderzusammenstellung wieder nicht. Es bleibt für alle Beteiligten zu hoffen, dass die nächste Saison nicht auf eine derart extreme Weise durchlaufen werden muss. Ungewöhnlich wird aber auch sie sicher wieder werden.

Die Saisonstatistik

Einsatz (Gesamt/Ein-/Auswechselungen): Jonas Brammen (16/0/0), Till Brinkmann (12/0/0), Dominique Soethe (6/0/0), Hendrik Brauer (31/0/1), Sergio Pinto (31/4/2), Jan-Steven Erisa (22/1/5), Paul Nitsch (20/3/4), Julian Linnemann (15/4/2), Igor Safonov (15/5/2), Florian Ruck (8/0/0), Thomas Specht (5/5/0), Felix Herzenbruch (3/0/0), Nils Köhler (30/1/5), Josip Majic (27/8/10), Aykur Soyak (23/0/4), Anton Safonov (23/6/5), Ron Schallenberg (21/0/2), Mustafa Dogan (17/9/6), Cagatay Karaca (17/14/1), Marcel Salokat (15/4/2), Alex Wall (14/11/3), Cellou Diallo (13/3/3), Dardan Karimani (11/6/5), Fatih Ufuk (1/0/0), Semir Saric (28/0/12), Tim Mannek (22/0/17), Max Teipel (18/8/8), Admir Saric (9/8/1), Roope Riski (1/0/0), Dino Medjedovic (1/0/0).

Torschützen: Tim Mannek (9), Semir Saric, Josip Majic, Marcel Salokat, Aykut Soyak (je 5), Mustafa Dogan (4), Max Teipel (3), Sergio Pinto, Nils Köhler, Cellou Diallo (2), Roope Riski, Admir Saric, Cagatay Karaca, Anton Safonov (je 1).

Gelb-Rote-Karten: Sergio Pinto, Anton Safonov,

Rote Karten: Anton Safonov

Aufrufe: 07.6.2017, 21:26 Uhr
Mark HeinemannAutor