2024-05-17T14:19:24.476Z

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In der Springau hatten die Gegner der SG Freiensteinau einst einen sehr schweren Stand. 	Foto: Henning
In der Springau hatten die Gegner der SG Freiensteinau einst einen sehr schweren Stand. Foto: Henning

Vor dem Anpfiff wurde die Sense geschwungen

VERLORENE PLÄTZE: +++ Verlorene Plätze 40 Jahre lang diente Margeritenwiese als gefürchtete Heimstätte der Fußballer der SG Freiensteinau +++

Freiensteinau. Wer von Nieder-Moos kommend eingangs das Ortsschild passiert, dem ist kaum noch bewusst, dass „rechter Hand“ dieses Eingangsbereiches der Kerngemeinde mal die fußballerische Geburtsstunde der Sport-Gemeinschaft Freiensteinau geschlagen hat. Man schrieb Februar 1947, als bei einem Dämmerschoppen in der Backstube von Johann Wahn auf Initiative von Elektromeister Hans Knapp und weiteren acht Taufpaten die SGF gegründet wurde. Mit dem Vorsitzenden Karl Leipold an Spitze erlangte der Verein nach mehreren Monaten eine Spielgenehmigung für die fußballhungrigen Männer.

Zunächst wurde kurzzeitig auf einer zum Sportplatz hergerichteten Wiese Richtung Weidenau gespielt, ehe dann der Umzug an die Springau folgte. Bevor hier jedoch sonntags dem runden Leder nachgejagt werden konnte, standen – bis die Rasenmäher Einzug hielten – am Morgen des jeweiligen Spieltages erst einmal Mäharbeiten mit der Sense auf dem Programm, bei denen für eine ordentliche „Maat“ gesorgte werden musste. Und hier waren es sowohl die älteren Spieler als auch und hilfsbereite Anhänger, die mit dem Arbeitsgerät gut umgehen konnten.

Auf dem Platz wurde lange Jahre Fußball-Geschichte geschrieben. Es wurden Aufstiege gefeiert, jährlich Turniere angeboten, aber auch ein Abstieg musste hingenommen werden, obwohl die „Blau-Weißen“ als heim- und kampfstark galten. In den Reihen der SGFler sorgten gestandene, aber auch junge, hungrige Fußballer für schöne Erfolge. In „Freiensteinau Punkte zu holen, war schon nicht einfach“, wissen ehemalige Fußballer aus dem Altkreis Lauterbach.

Wenn man bedenkt, dass es hier keine Umkleide- oder auch Waschgelegenheiten sowie für die Zuschauer auch keine Unterstellmöglichkeiten gab, dann war eigentlich ab 1979 das in Betrieb genommene und gerne als „Jahrhundertwerk“ bezeichnete Sportzentrum ein sportlicher Segen für Aktive und Fans. Dennoch diente der einstige Platz in der Springau weiterhin als Ausweichplatz oder auch als Spielstätte für den Nachwuchs, dessen Förderung schon in früheren Jahren bei der SGF eine wichtige Rolle einnahm.

Allerdings spielten Ende der 80er Jahre wasserschutzrechtliche Gründe dafür, dass die 40 Jahre alte „Kampfstätte“ geschlossen werden musste. Heute präsentiert sich der einstige Sportplatz als blühende Wiese, mit unzählig vielen Margeriten versehen. „Und auf dieser heutigen Blumenwiese haben wir uns für damalige Verhältnisse fußballerisch sichtbar wohlgefühlt. Wir waren froh, überhaupt einen ordentlichen Sportplatz aufweisen zu können“, erinnert sich der 83-jährige Friedel Scheddel-Mohr. Er erinnert sich auch daran, dass er zusammen mit seinem Freund Norbert Hämel schon als knapp 16-Jähriger in die „Erste“ kamen, damals ein kleines Novum. Auch der frühere Torjäger Reinhold Merz denkt noch gerne daran, wie er als Jugendlicher zusammen mit Edgar Seipel mit 17 Jahren in das Seniorenteam „rutschte“. Später allerdings stellte der neue Platz am Sportzentrum in gewissem Sinne schon eine etwas andere Spielkultur mit besonderem Umfeld dar, sind sich die einstigen Aktiven darüber einig, die sich für ihre fußballerische Nachkommen natürlich auch einen zweiten Platz wünschen.



Verlorene Plätze

- In unserer Serie stellen wir die Plätze vor, an denen einstmals Sport betrieben wurde und die Geschichte(n) dahinter. Davon gibt es auch im Vogelsberg wesentlich mehr, als man im ersten Moment glauben mag. Vielleicht erinnert sich ja einer von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an einen solchen „verlorenen Platz“, über den wir dann an dieser Stelle berichten können. Die Sportredaktion freut sich über Anregungen. (kk)

Aufrufe: 025.6.2020, 06:20 Uhr
Hans-Günter Henning (Lauterbacher Anzeiger)Autor