2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Engin Karadeniz (links) und Johannes Schön besprechen die Taktik.
Engin Karadeniz (links) und Johannes Schön besprechen die Taktik. – Foto: Marth

Von wegen Hütchenspieler

Das stereotypische Bild eines Co-Trainer ist Geschichte

Ingelheim. Hütchen aufstellen, Leibchen verteilen, Wasser reichen und ansonsten den Cheftrainer reden und machen lassen. Das sind die typischen Tätigkeiten eines Co-Trainers, die sich in den Köpfen von Fußballern mehrerer Generationen eingebrannt haben. Doch dieses Bild des Zulieferers gibt es nicht mehr. Wir haben uns mit dem Trainergespann des Bezirksligisten SpVgg Ingelheim unterhalten.
Anpfiff. Der Ball rollt, dass Spiel beginnt. Die tagelange Vorbereitung ist vorbei. Jetzt gilt es. Doch nun steht Johannes Schön unter Strom, hüpft von einem Bein auf das andere, er analysiert, schreibt auf seinem Klemmbrett mit. Der 33jährige ist Co-Trainer beim Bezirksligisten SpVgg Ingelheim. „Die ersten fünf Minuten sind extrem wichtig. Sie zeigen, wie der Gegner auftritt und ob unsere Recherche im Vorfeld erfolgreich war.“ Sobald der Ball rollt, muss es blitzschnell gehen. Fragen tauchen auf. Muss das eigene Spiel umgestellt werden? Schön berät sich mit Cheftrainer David Klose. Der gibt Informationen an Engin Karadeniz weiter. Der 27jährige Karadeniz ist Mittelfeldspieler und der dritte im Bunde des Trainerteams der Rotweinstädter. Im Trainer-Trio ist „David der Kopf“, sagt Karadeniz, der auch während der 90 Minuten in dauerhaften Kommunikation mit den Kollegen an der Seitenlinie steht. „Das geschieht meist über Schlagwörter.“ Für mehr ist nur während der Pause Zeit.

Co-Trainer übernehmen Verantwortung
Hütchen aufstellen, Leibchen verteilen, Wasser reichen und ansonsten den Cheftrainer reden und machen lassen. Das sind die typischen Tätigkeiten eines Co-Trainers, die sich in den Köpfen von Fußballern mehrerer Generationen eingebrannt haben. Doch dieses Bild des Zulieferers gibt es nicht mehr. Zumindest nicht in Ingelheim. Johannes Schön und Engin Karadeniz sind mehr als die Hilfsarbeiter von David Klose. Vielmehr versteht sich das Trio als Einheit. "Sicher, am Ende hat David das letzte Wort. Doch er hat immer ein offenes Ohr für unsere Ideen und bindet uns bei allem mit ein", sagt Schön. Das gehe von Diskussionen über die Aufstellung bis zur Trainingsgestaltung. Dort gibt Klose Schwerpunkte vor. Ein Beispiel ist „Räume schaffen“ - mit den Unterpunkten „freispielen, freilaufen und freiblocken.“ Bei der Gestaltung der Einheiten überlässt er seinen beiden Assistenten freie Hand. Schön und Karadeniz haben beispielsweise freie Hand bei der Kreation von Standardsituationen. Der Weg zur finalen Freistoßvariante ist dabei unterschiedlich. Mal werden Videos studiert, mal zusammen am Reißbrett entworfen.

Engin Karadeniz und Johannes Schön sind seit dieser Saison Co-Trainer der SpVgg Ingelheim.
Engin Karadeniz und Johannes Schön sind seit dieser Saison Co-Trainer der SpVgg Ingelheim. – Foto: Marth

Aufeinandertreffen der Alphatiere
Johannes Schön kennt Klose bereits seit einigen Jahren. „Wir hatten damals schon ein gemeinsames Jahr in Frei-Weinheim“, erinnert sich der Gau-Algesheimer, der seine eigene Spielerkarriere aufgrund einer Verletzung früh beenden musste und dann lange Jahre als Jugendtrainer tätig war. „Nach mehreren Jahren im Nachwuchs war es für mich an der Zeit in den Aktivenbereich zu gehen.“ Als David Klose anfragte, war die Entscheidung schnell gefallen. „Es ist eine komplett neue Erfahrung. Aber es ist eine Erfahrung, die ich mitnehmen möchte. Auch weil ich mittelfristig selbst als Cheftrainer agieren möchte.“ Bis dahin möchte er möglichst viel Erfahrung sammeln, alles aufnehmen was geht und bereits Verantwortung übernehmen. „Ich schätze David sehr. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch. Wir haben beide ähnliche Sichtweisen, aber ich bin sehr überrascht, dass wir das zusammen so gut hinbekommen. Ich bin selbst ein Alphatier“, muss er lachen. Auch Karadeniz kann sich vorstellen, später als Trainer zu arbeiten. „Aber das hat Zeit. Ich fühle mich noch zu jung. Mit den beiden Kollegen habe ich einen guten Fang gemacht, von ihnen kann noch viel lernen. In drei, vier Jahren kann ich an den Trainerschein denken, bis dahin will ich spielen.“ Schön stimmt dem zu. „Das soll er machen und diese Zeit ausnutzen. Er ist schon noch ein sehr guter Kicker.“
Aufrufe: 05.11.2019, 14:00 Uhr
Benjamin MarthAutor