2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines

Vom Verdacht bis zum Freispruch

Am Anfang standen die Aussagen von drei Spielern, die ihren Trainern Manipulation vorwarfen - das Verfahren endete nach zwei Tagen der Beweisaufnahme, Anhörung zahlreicher Zeugen und drei Tagen Bedenkzeit der Spruchkammer mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen. Wir zeichnen den Gang der Ereignisse vom 2. Juni bis heute nach:

Sonntag, 2. Juni: Am 29. und vorletzten Spieltag der Fußball-Landesliga-Saison empfängt der VfL Rheinbach den VfL Leverkusen. Die Gastgeber trennen vier, die Leverkusener sogar nur zwei Punkte vom letzten zu vergebenden Abstiegsplatz, den zu diesem Zeitpunkt der TuS Oberpleis belegt. Das Spiel endet 0:0 – ein gutes Ergebnis für beide Teams. Rheinbach ist sogar gerettet und feiert anschließend den Klassenerhalt – laut der Facebook-Seite des Vereins „ausgiebig" und „mit der einen oder anderen Kaltschale". Gäste-Trainer Giuseppe Brunetto berichtet: „Beiden Mannschaften war ständig die Angst anzumerken, entscheidende Fehler zu machen." Mehr als der eine Zähler sei „einfach nicht drin" gewesen.

Dienstag, 4. Juni: Abstiegskandidat Oberpleis legt Einspruch gegen die Wertung der Partie in Rheinbach ein wegen „Verdacht des manipulierten Spielausgangs". Dem Klub liegt eine Kopie der Abmeldung eines Rheinbacher Spielers vor, der in dem Schreiben erklärt: „Es ist mir nicht möglich, in einem Verein zu spielen, wo ein solcher Betrug gemacht wird." Auch Deutz 05, das bereits als Absteiger feststeht, legt Protest ein.

Donnerstag, 6. Juni: Der „Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet von den Manipulationsvorwürfen und zitiert einen Spieler des VfL Rheinbach, der erklärt, beide Trainer seien vor dem Spiel in der Rheinbacher Kabine gewesen, der Coach der Gastgeber habe angekündigt: „Das Spiel endet 0:0." Rheinbachs Trainer Wolfgang Schlösser spricht von einer Rachekampagne des ehemaligen Vereinsvorsitzenden Hans Barth, der die Spieler bei ihrer Aussage beeinflusst habe. Auch der Leverkusener Vorsitzende Bernd Kuhn bekräftigt diese Version: „Wir werden da mit reingezogen."

Sonntag, 9. Juni: Im letzten Saisonspiel schafft Oberpleis die sportliche Rettung, auch der VfL Leverkusen gewinnt und sichert endgültig die Klasse. Absteigen muss Lokalrivale SV Schlebusch. Leverkusens Trainer Giuseppe Brunetto zeigt sich vor der anstehenden Verhandlung entspannt: „Ich sehe dem gelassen entgegen, weil ich ein reines Gewissen habe."

Mittwoch, 12. Juni: In Hennef tagt die Spruchkammer und hört zahlreiche Spieler und Verantwortliche beider beschuldigter Vereine an. Drei Rheinbacher Spieler erneuern ihre Vorwürfe gegen die beiden Trainer. Der Schiedsrichter sagt aus, er habe in der ersten Halbzeit lediglich drei Fouls gepfiffen. Für Thomas Riedel, den Vorsitzenden der Spruchkammer, „gibt es nur Schwarz oder Weiß": „Schwarz bedeutet Zwangsabstieg für beide Teams, Weiß bedeutet Jahressperren für einige Spieler wegen Falschaussage.„ Nach fünfeinhalbstündiger Sitzung vertagt sich die Kammer, um weitere Zeugen zu laden.

Dienstag, 18. Juni: Kurz vor Mitternacht beendet die Spruchkammer ihre zweite Sitzung, ohne ein Urteil zu fällen. Zuvor hatte sie unter anderem Rheinbachs Trainer Wolfgang Schlösser angehört, der in der ersten Sitzung noch nicht vernommen werden konnte. Auch weitere Spieler des Vereins sagen aus. Norbert Toporowsky, Staffelleiter der Landesliga und im Verfahren Vertreter der Anklage, fordert eine drastische Bestrafung für die Beteiligten: Giuseppe Brunetto soll für ein Jahr, die beteiligten Spieler fürs drei Monate gesperrt werden, beide Vereine absteigen. Über das Strafmaß für Trainer-A-Lizenz-Inhaber Schlösser soll indes der Deutsche Fußball-Bund entscheiden. „Aus meiner Sicht liegt eine Manipulation vor", so Toporowsky. „Wir müssen eingehend die Protokolle überprüfen und wollen nichts übers Knie brechen", sagt der Kammer-Vorsitzende Thomas Riedel.

Freitag, 21. Juni: Der Fußball-Verband Mittelrhein informiert die Vereine, dass das Urteil am Montagabend in Hennef verkündet werde.
Montag, 24. Juni: Das Verbandsgericht teilt am Abend mit, dass Vereine und Trainer freigesprochen werden - es hält die Vorwürfe für nicht erwiesen.

Aufrufe: 024.6.2013, 20:08 Uhr
Julian Preuten und Thorsten Jordan, Kölner Stadt-AAutor