2024-04-25T14:35:39.956Z

Team Rückblick
Tristesse im Stadion von Germania Pfungstadt. Künftig wird hier nur noch B-Liga-Fußball gespielt.   Archivfoto: Andreas Kelm
Tristesse im Stadion von Germania Pfungstadt. Künftig wird hier nur noch B-Liga-Fußball gespielt. Archivfoto: Andreas Kelm

Vierter Abstieg in fünf Jahren

KLA Darmstadt: Der tiefe Fall von Germania Pfungstadt wird nicht von allen bedauert / „Im Absturz soll ein Anfang liegen“

Wer in der Vergangenheit öfters mal hochnäsige Sprüche von sich gelassen hat, der muss sich nicht wundern, wenn dies auf die Gegenwart zurückfällt, wenn es einmal so überhaupt nicht mehr läuft. Diese Erfahrung macht aktuell Germania Pfungstadt: Die Germanen, früher in der Landesliga (der heutigen Verbandsliga) Stammgast, sind seit Sonntag nur noch B-Ligist. Der Abstieg aus der A-Liga Darmstadt kam nicht mehr überraschend, doch dass der einst recht ruhmreiche RSV Germania jetzt zum ersten Mal seit rund 40 Jahren wieder in der B-Liga antritt, hat doch für manchen Spott gesorgt.

„Man gönnt uns das“, weiß Peter Jäger, Vorsitzender der Germania. Es ging ja auch rund in den vergangenen Jahren. Der Höhepunkt: Im Dezember 2016 weigerten sich die Spieler des damaligen Kreisoberligisten, gegen den VfR Groß-Gerau anzutreten. 13 Akteure kehrten der Germania damals den Rücken, auch die sportliche Leitung um Peter Dannenberg und Werner Briese ging. Bereits im Oktober war Trainer Ben Talib freigestellt worden.

Dessen Nachfolger Oliver Schnepper – kurzzeitig war Semere Mehari als Interimstrainer eingesprungen – konnte das Ruder in der Rückrunde nicht rumreißen, die Mannschaft stieg in die A-Liga ab. Und ein Jahr später dann sogar in die B-Liga. In den vergangenen fünf Jahren ist die Germania viermal abgestiegen.

„Wir haben wirklich alles probiert“, schaut Jäger noch einmal zurück. Pizzaessen, ein Bowlingabend – der „Teamspirit“ wurde trotzdem nicht gefunden. „Wir haben ihn verzweifelt gesucht“, sagt Jäger. Immerhin: Oliver Schnepper bleibt dem Verein erhalten. „Er macht einen guten Job, ist ein Netzwerker. Und er kennt sich aus“, hat Jäger nur lobende Wort für den Übungsleiter übrig. Was heißen soll: Niemand ist jemals auf die Idee gekommen, Schnepper als den Schuldigen für den Niedergang auszumachen. „Er hat selbst einen ganz anderen Anspruch an sich“, weiß Jäger.

Mit welchem Kader ein weiterer Niedergang verhindert werden soll, steht in den Sternen. Generell ist es nicht mehr so leicht zu planen – vor allem dann nicht, wenn es sportlich derart rasant bergab geht. Die Gründe, warum Spieler nicht kommen, obwohl sie zugesagt haben, sind vielfältig. „Mal heißt es: Wenn ich dort spiele, kann ich mit dem oder dem zusammen fahren. Anderswo gibt es 50 Euro mehr – oder die Fußballschuhe sind gratis“, schildert Jäger, was ihnen schon so alles zugetragen worden ist.

Der SV Hahn und die FTG sind vorbeigezogen

In Pfungstadt gibt es aber natürlich auch Menschen, denen die Germania nicht allzu leid tut. In der Vergangenheit galt der RSV oft als ein bisschen hochnäsig, immerhin war die Germania jahrelang der am höchsten spielende Verein der Stadt. Viele in Ehren ergraute Mitglieder denken sicher heute noch, dass der Verein etwas ganz Besonderes ist.

Jetzt aber sind der SV Hahn (Kreisoberliga) und die FTG Pfungstadt (A-Liga) vorbeigezogen. Trotzdem gelten die Germanen immer noch ein bisschen als Krösus. „Ja, wir haben einen Etat. Und daran halten wir auch fest“, sagt Jäger. Anderswo werde genau das bestritten „Alle anderen haben das – angeblich – nicht. Bei der FTG etwa heißt es, dass alles in die Mannschaftskasse geht.“ Ob er das wirklich glaubt? Jäger ist Diplomat – und antwortet lieber nicht.

Dass es der Germania sportlich so schlecht geht, ist den heutigen Verantwortlichen nicht anzukreiden. Sie versuchen alles, um den Karren aus dem Dreck zu holen – beziehungsweise alles, damit es nicht noch weiter runter geht. Die zweite Mannschaft spielt in der D-Liga, vielleicht ist es denkbar, als B-Ligist den einen oder anderen aus dieser Mannschaft auch mal einzubinden. Bisher war der Klassenunterschied einfach zu groß. „Wir sind voll motiviert, den Prozess umzukehren“, gibt sich Jäger kämpferisch. „Im Absturz soll ein Anfang liegen.“

Auch auf einer ganz anderen Baustelle – und das ist fast wörtlich zu nehmen – tut sich übrigens etwas bei der Germania: Der angrenzende „Industriepark P3“ hat Interesse, das Gelände des Vereins, das dieser in Erbpacht von der Stadt übernommen hat, zu kaufen. „Die Bereitschaft zum Umzug ist da“, sagt Jäger. „Nur der neue Ort ist unklar.“ Denkbar wäre zum Beispiel aber auch, bei der FTG unterzukommen – dann müsste dort aber ausgebaut werden.

Solche Gedankengänge wären vor ein paar Jahren noch völlig undenkbar gewesen. Aber dass die Germania mal in der B-Liga landet, war es ja auch. Neue Zeiten also in Pfungstadt – und vielleicht doch noch ein bisschen Hoffnung.

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Volles Programm

Der Sommer wird heiß bei Germania Pfungstadt: Trotz des Abtiegs in die B-Liga wird es zu einigen sportlichen „Leckerbissen“ kommen- Am 20. Juni (Mittwoch) tritt die Landtagself am Grünen Weg an, am 8. Juli (Sonntag) kommt Waldhof Mannheim zu einem Benefizspiel vorbei. Mitte Juli steigt der Brauereicup bei der Germania, und vom 26. bis zum 28. Juli die Stadtmeisterschaften.

Aufrufe: 04.6.2018, 11:44 Uhr
Jan FelberAutor