2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Foto: Vollformat/André Dziemballa
Foto: Vollformat/André Dziemballa

"Vergesst die Politik und spielt Fußball"

Interview: Drei Fragen an Özkan Alik, den neuen Trainer des FC Türk Gücü Rüsselsheim

Der Mann, der den FC Türk Gücü Rüsselsheim erstmals über die Kreisgrenzen hinaus geführt hatte, hält weder die Fäden als Trainer in der Hand. Özkan Alik, in der Saison 2016/17 von Bord gegangen, „weil mir das alles zu viel geworden war und ich mehr Zeit für meine Familie haben wollte“, hat am vergangenen Dienstag erstmals wieder eine Übungseinheit beim Gruppenligisten geleitet. Nach einem halben Jahr bei Genclerbirligi Bischofsheim hatte der in Flörsheim wohnhafte und bei einer Versicherung ebenfalls als Coach arbeitende 33-Jährige zuletzt ein Jahr pausiert, weil seine zweite Tochter auf die Welt gekommen war. Der Kontakt zum FC Türk Gücü indes sei nie abgerissen, erklärt Alik.

FuPa: Herr Alik, Ihr Einstand auf der Türk-Trainerbank ging mit der 1:2-Heimniederlage gegen Heppenheim daneben. Wo sehen Sie die größten Baustellen im Team?

Özkan Alik: Die Tabelle verrät das mit 33 Gegentoren von selbst. Allerdings ist es schwer, in so kurzer Zeit in der Abwehr etwas zu verändern. Gegen Heppenheim haben wir deshalb sehr hoch gepresst, um defensiv nicht so gefordert zu werden. Letztlich hatten die zwei Chancen und machen daraus zwei Tore, wobei der Schiedsrichter wirklich einige kritische Entscheidungen gegen uns getroffen hat. Trotz der Roten Karte haben wir das Spiel auch mit zehn Mann dominiert, doch leider hat ganz am Ende der Schiri die angezeigte und klare Abseitsstellung des Linienrichters ignoriert, was noch zu zwei weiteren Platzverweisen wegen Meckerns geführt hat. Darüber werden wir reden, und auch konditionell müssen wir noch was tun, um das zu spielen, was ich mir vorstelle.

FuPa: Wie haben Sie die Entwicklung des FC Türk Gücü nach Ihrem Weggang beobachtet?

Alik: Vor allem mit Spielern stand ich in Kontakt, die ja zum Teil fast genauso alt sind, wie ich. Von außen betrachtet habe ich mitbekommen, dass im Vorjahr viel Geld investiert wurde. Bei zwei, drei Spielen war ich vor Ort, und da ist mir aufgefallen, dass die alte Atmosphäre nicht mehr so da war. Früher kamen oft 200, 300 Leute, und die meisten Spieler waren aus Rüsselsheim. Da sollten wir wieder hinkommen.

FuPa: Das Derby gegen die SG Rüsselsheim steht am 24. November an. Hoffen Sie, dass bis dahin der Türkei-Angriff beendet ist, und wie stehen Sie zum Salut-Jubel?

Alik: Vor dem letzten Derby gegen Dersim, das ich miterlebt habe, gab es auch massive Probleme im Kurdengebiet. Wir haben uns im Vorfeld mit Leuten aus beiden Vereinen zusammengesetzt, um Spannungen rauszunehmen. Das sollten wir auch diesmal wieder so halten. Ansonsten kann ich nur sagen: Vergesst die Politik. Man sollte das einfach ausblenden und Fußball spielen, denn die Jungs kennen sich doch alle total gut untereinander. Salutiert wird in der Türkei seit 15 Jahren, aber ich kann verstehen, dass das hier keiner braucht.

Aufrufe: 023.10.2019, 14:22 Uhr
Martin KriegerAutor