2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Der erste Titel der noch jungen Saison ist bereits vergeben: Hofs Alexander Spindler ist der jüngste Trainer der Bayernliga Nord.
Der erste Titel der noch jungen Saison ist bereits vergeben: Hofs Alexander Spindler ist der jüngste Trainer der Bayernliga Nord. – Foto: Wiedel

Unterrichtsraum 5. Liga: Jugend forscht auf der Trainerbank

Mit durchschnittlich 41,58 Jahren sind die Trainer der Bayernliga Nord verhältnismäßig jung. Eine gewollte Entwicklung oder nur Zufall?

Dass Qualität keine Altersbeschränkung hat, wusste einst schon Otto Rehhagel. "Es gibt keine jungen und alten Spieler, nur gute und schlechte", ist die Trainerlegende überzeugt. Ein Zitat, das längst zum Allgemeingut der deutschen Fußballgeschichte geworden ist. Ein Zitat, das, wenn es um das spielende Material geht, wohl auch zutreffend ist. Doch lässt sich die Aussage des Europameister-Machers von 2004 auch auf Trainer ummünzen? Gerade in der Bayernliga Nord eine brandaktuelle Frage, überwiegen in dieser Spielklasse doch verhältnismäßig junge Übungsleiter. Unterrichtsraum 5. Liga: Jugend forscht auf der Trainerbank

Es würde wohl den Rahmen sprengen, alle bundesweiten Staffeln der 6. Liga durchzuarbeiten und herauszufinden, wo die im Schnitt jüngsten Trainer auf der Bank Platz nehmen. Beim Blick auf die Verantwortlichen der Bayernliga Nord ist allen voran auffällig, dass viele junge Fußballlehrer aktiv sind (siehe Übersicht am Ende des Textes) - einige davon sind selbst noch im besten Fußballalter, bevorzugen jedoch die theoretische Seite des Fußballs.

Durchschnittlich 41,58 Jahre sind die Trainer der Bayernliga Nord alt - und somit noch am Anfang ihrer Karriere als Übungsleiter. Leidet unter dieser Jugendlichkeit der Respekt der Spieler, die oft im gleichen Alter oder gar älter sind? Ist es vielleicht sogar ein Vorteil, wenn man sich auf einer Altersebene begegnet? Halten die Verantwortlichen bewusst Ausschau nach jungen Trainern? FuPa hat sich umgehört - und landet zunächst zwangsläufig bei Alexander Spindler von der Spvgg Bayern Hof.


Alexander Spindlers Leistung spricht für sich

Der 31-Jährige ist der jüngste Coach der Bayernliga Nord. Vor zwei Jahren hat der Bundespolizist den Traditionsverein in einer prekären Situation nach dem Regionalliga-Abstieg übernommen - mit gerade einmal 29 Jahren. Eine schwierige Situation, die der Familienvater gekonnt meisterte. Er stabilisierte den ehemaligen Zweitligisten und baute nebenher zahlreiche Talente ein, sodass die Perspektive inzwischen wieder stimmt.

Diese Leistung spricht für sich - und zeigt, dass junge Trainer Erfolg haben können. "Ein guter Trainer hängst nicht mit dem Alter zusammen", betont Alexander Spindler in diesem Zusammenhang. Jede Generation, jede Altersschicht hätte seine Vor- und Nachteile. So können ältere Kollegen auf ihren Erfahrungsschatz zurückgreifen. Junge Übungsleiter hingegen hätten den Vorteil, unvoreingenommen auf welche Situationen auch immer reagieren zu können.


"Methodik ist wichtiger als das Alter"

"Als junger Trainer hat man logischerweise noch nicht so viel Erfahrung und muss deshalb immer wieder neue Ideen umsetzen. Man muss bzw. kann sich immer wieder selbst neu erfinden", erklärt der Vertreter von Bayern Hof. Wichtiger als das Alter sei vielmehr die Tatsache, dass man die Mannschaft mit seinen Vorstellungen erreicht, dass man die Spieler auf seine Seite bringt. "Fakt ist, dass das Team mittragen muss, was man vorgibt. Und da ist die Methodik viel wichtiger als das Alter."

Eine höherklassige Spielerkarriere sei in diesem Zusammenhang zwar nicht sinnlos, aber keinesfalls zwingend, wie der ehemalige Kreisliga-Spieler gegenüber FuPa deutlich macht. Nur, wenn es um die Einordnung von Ratschlägen von außen ginge, sei es gut, eine gewisse Vorkenntnis auf Verbandsebene zu haben. "Gibt mir jemand einen Tipp, überlege ich oft und lange, ob er es gut mit mir meint - oder er mich einfach belehren will", sagt Alexander Spindler.


"Wir wussten, was er kann"

Seit 2012 ist der 31-jährige A-Lizenz-Inhaber als Trainer tätig. Los ging es mit einer Damenmannschaft in der untersten Liga, ehe er im Jugendbereich der Spvgg Bayern Hof und im ortsansässigen DFB-Stützpunkt aktiv war. Dort leistete er gute Arbeit - und wurde nach der Entlassung seines Vorgängers Miloslav Janovsky befördert. "Wir wussten, was Alexander Spindler kann und haben ihm deshalb das Vertrauen geschenkt", berichtet Thomas Popp, sportlicher Leiter der Spvgg. "Und wir hatten in unserer Einschätzung recht: Er hat das Team schnell auf Kurs gebracht."

Der 41-jährige Funktionär beobachtet in letzter Zeit vermehrt, dass junge Trainer gefragt sind - von der 1. Bundesliga bis zur untersten Spielklasse. "Woher dieser Trend kommt, kann ich aber letztlich auch nicht feststellen." Generell sei das Alter bei Trainern eine Nebensache und hätte keinen Einfluss auf das Verhältnis zwischen Coach und Mannschaft - auch wenn beide Seiten ungefähr gleich alt sind. "Ebenso ist eine Spielerkarriere schon von Vorteil, aber kein Muss."


Bezeichnungen wie "Jungspund" fallen immer wieder

Alexander Spindler sammelte bereits in jungen Jahren Erfahrungen in anderen Bereichen, die ihm nun zugute kommen. Als 16-Jähriger begann er seine Ausbildung bei der Bundespolizei, lernte dabei schnell, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und Autorität zu entwickeln. "Das hat mir schon viel gebracht", betont er, der zwar abschätzige Bemerkungen wie "Jungspund" oder "grün hinter den Ohren" immer wieder aushalten muss, jedoch nicht überbewertet bzw. einzuordnen weiß.

Der 31-Jährige beschreibt sich selbst als Mensch, der stetig dazulernen will, Dinge schnell wahrnimmt und entsprechend handeln kann. Eine Fähigkeit, die ihm in seiner Funktion als Trainer entgegenkommt. "Es ist nicht mein Naturell, mich auf die faule Haut zu legen", unterstreicht er - und schiebt hinterher: "Faulheit wäre mein Todesurteil." Denn: Als junger Trainer müsse er seine Chance nutzen, ansonsten ist er schnell "weg vom Radar, da ich ja eher unbekannt bin."


"Aus privaten Themen halte ich mich bewusst raus"

Im Alltag mit der Mannschaft spiele das Alter keine Rolle. Im Gegenteil. Man begegne sich auf einer Wellenlänge. "ich habe einen engen Draht zur Mannschaft - der im ersten Jahr vielleicht ein bisschen zu eng war." Spindler habe eigenen Angaben zufolge immer ein offenes Ohr für "seine" Spieler - jedoch nur, wenn es um berufliche oder studientechnische Fragen geht. "Aus privaten Themen halte ich mich bewusst raus. Das würde meine subjektive Wahrnehmung des jeweiligen Spielers beeinflussen."

Allein an dieser Aussage wird deutlich, dass Alexander Spindler das Profil eines Trainer der Bayernliga, dem Sprungbrett zum Profifußball, erkannt hat - unabhängig seines noch jungen Alters. Er weiß, was von ihm gefordert wird und wie er sich zu verhalten hat. Darin unterscheidet er sich nur wenig von erfahreneren Kollegen. Der älteste Trainer der Bayernliga Nord ist übrigens Dieter Schlereth beim 1. FC Sand, der kürzlich im Rahmen einer FuPa-Berichterstattung von "seinem" sportlichen Leiter Erich Barfuss als "absoluter Glücksfall" bezeichnet worden ist.


Es geht um Leidenschaft und Authentizität

Schlereth - seit Anfang 2018 im Amt - ist also gegen den von Thomas Popp angesprochenen Trend eher die Ausnahme was sein Alter betrifft. Auch Berthold Göbel, neuer Coach beim Würzburger FV und mit 50 Lenzen zweitältester Trainer der Liga, gehört eher zum älteren Semester auf der Bank - was jedoch bei der Verpflichtung ein absolute Nebensächlichkeit war, wie der sportliche Leiter Jürgen Roos gegenüber FuPa bestätigt: "Das Alter hat keine Rolle gespielt, uns war wichtig, dass der Trainer mit jungen Spielern arbeiten kann bzw. bereit ist ein junges Team weiter zu entwickeln."

Und auch für Berthold Göbel selbst gibt es kein Idealalter für Trainer. "Die Mannschaft selbst ist sowieso aufmerksam und reagiert auf Menschen, die ihren eigenen Ego-Trip verfolgen wollen, mit großem Unbehagen", weiß der neue WFV-Trainer. Wichtiger als der biologische Lebensabschnitt sei vielmehr die Leidenschaft, die ein Coach entfachen kann, und ob er authentisch ist.

Dass Göbel aufgrund des deutlichen Altersunterschiedes zu "seinen" Spieler eventuell einen Trend oder Stimmungen übersehen könnte, befürchtet der 50-Jährige nicht. "Es setzt sich nicht der trendigste Fußballer durch, sondern der bessere." Und fast möchte man dem Würzburger Chefanweiser in den Mundlegen: Es zählt nicht das Alter eines Trainers, sondern dessen Qualität.


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Die Übersicht:

Abtswind - Mario Schindler - 42 Jahre; Gebenbach - Faruk Maloku - 41; Seligenporten - Gerd Klaus - 48; Eltersdorf - Bernd Eigner - 47; Ansbach - Robert Kovacic - 46; Hof - Alexander Spindler - 31; Großbardorf - Andre Betz - 38; Ammerthal - Dominik Haußner - 40; WFV - Berthold Göbel - 50; Sand - Dieter Schlereth - 57; DJK Bamberg - Mario Bail - 39; Erlangen - Shqipron Skeraj - 33; Vilzing - Christian Stadler - 46; Eintracht Bamberg - Michael Hutzler - 49; Karlburg - Markus Köhler - 32; Kahl - Nils Noe - 35; Cham - Andreas Lengsfeld - 33

Aufrufe: 07.7.2019, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor