2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau

"Unser breiter Kader ist Gold wert"

Jörg Finger hält den Verbandsligisten VfB Ginsheim für gut genug, um oben mitzuspielen - "wenn alle wollen"

Der VfB Ginsheim ist die Überraschungsmannschaft der Verbandsliga Süd. Einer der Leistungsträger des Tabellendritten, Jörg Finger, erzählt von einer "Volle-Pulle-Mentalität" und von weiteren Erfolgsgründen.

Jörg Finger kommt aus einer Astheimer Fußballerfamilie. Sein Vater Werner, früher Vorsitzender des SC Astheim, dessen Vorstand er heute noch angehört, spielte lange beim SCA. Ebenso sein Großvater, Werner Finger senior. Jörg, bis zur C-Jugend beim SCA am Ball, hat es gar bis in die Hessenliga geschafft. Er schloss sich dem SC Viktoria Griesheim an, entwickelte sich dort bei den B- und A-Junioren weiter, ehe er bei den Senioren je zwei Jahre in Verbands- und Hessenliga wider den Ball trat. Und nun also spielt der 24 Jahre alte Defensivmann seine zweite Saison beim VfB Ginsheim.

Eine bislang noch erfolgreichere als die Runde 2014/15, als dem VfB als Verbandsliga-Aufsteiger auf Anhieb der sechste Tabellenplatz gelang: Die Mannschaft des Trainergespanns Carsten Hennig/Artur Lemm ist als Klassendritter in die Winterpause gegangen.

,,Ich hatte gleich einen super Einstieg"

Zum VfB wechselte Finger gemeinsam mit seinen Kumpels Lukas Görlich und Kamil Kwiaton, mit denen er beim SC Viktoria sowohl in der Jugend als auch bei den Senioren gespielt hatte. Finger wollte nicht mehr länger die halbstündige Fahrt von Astheim nach Griesheim auf sich nehmen, auch sportlich suchte er eine neue Herausforderung. Da bot sich das knapp sechs Kilometer nahe Ginsheim - mit dem aufstrebenden VfB - als neues Ziel an. Dorthin zog es ihn aus eigenem Antrieb, wie Finger betont. Zumal der Astheimer Lukas Langenstein, mit dem er seit frühester Kindheit befreundet ist, das VfB-Tor hütet. Sich den Blau-Weißen vom Altrhein angeschlossen zu haben, ,,habe ich nie bereut", sagt Finger. ,,Ich hatte auch gleich einen super Einstieg": Schon nach wenigen Trainingseinheiten sei er zum zweiten Mannschaftskapitän gewählt worden. Eine Funktion, die er bis heute innehat.

Der Student, der den betriebswirtschaftlichen Studiengang Business Administrator gewählt hat, sieht sich im Team anerkannt. Überhaupt spricht Finger von einem guten Miteinander im Kader, einem funktionierenden Mannschaftsgefüge, einer harmonischen Zusammenarbeit mit dem Trainerduo und nicht zuletzt von einem umtriebigen Sportlichen Leiter, Marcus Spahn.

Neuzugänge wie die im Sommer vom FC 07 Bensheim gekommenen David Halla und Oliver Schmitt hätten den Verbandsligisten verstärkt. ,,Man merkt auch, dass die Mannschaft insgesamt noch ein bisschen gereift ist", sagt Finger. Jung sei das Team freilich immer noch. Spieler wie Moulay Mansouri oder Mehmet Yildirim, die die 30 schon überschritten haben, oder der 28 Jahre alte Kamil Kwiaton sind da die große Ausnahme.

Folglich birgt dieses Team noch Entwicklungspotenzial. Was den derzeitigen Leistungsstand betrifft, gibt Finger seinen Trainern recht, die die Spieler immer wieder zur richtigen Einstellung anhalten. Volle Konzentration vom An- bis zum Abpfiff; immer bereit sein, bis an die eigene Leistungsgrenze zu gehen - auch gegen vermeintlich schwächere Gegner. Andernfalls, so hat es Artur Lemm formuliert, ,,sind wir nur eine Durchschnittsmannschaft".

Die unbedingte Notwendigkeit, sich nicht mit der halbvollen Flasche zufriedengegeben, sondern weiterhin eine Volle-Pulle-Mentalität zu verinnerlichen, macht Jörg Finger anhand der VfB-Ergebnisse deutlich: ,,Wir haben unsere Spiele nicht 4:0, 5:0 oder 6:0 gewonnen, sondern es war immer relativ eng." Was passieren könne, wenn die Mannschaft nicht in jeder Spielphase hundertprozentig bei der Sache sei, habe sie beispielsweise gegen die Offenbacher Kickers II erfahren: Gegen den Tabellenvorletzten setzte es eine unnötige 0:1-Niederlage.

Andererseits forderte der VfB die TS Ober-Roden mehr, als es dem Meisterschaftsfavoriten lieb sein konnte. Der Spitzenreiter, den Finger als die ,,mit Abstand stärkste Mannschaft in dieser Klasse" einstuft, behauptete sich in Ginsheim mühevoll mit 2:1.

Dass solche Stärke im VfB steckt, ahnte Finger schon zu Saisonbeginn. Deshalb überrascht ihn die gute Platzierung auch nicht, allerdings habe er nicht unbedingt damit gerechnet, dass die Mannschaft so weit oben stehen würde. Am 16. und 17. Spieltag führten die Ginsheimer die Liga sogar an. Und das trotz des Verletzungspechs, das die Blau-Weißen über lange Phasen der Hinrunde begleitete, da sie auf bis zu acht Leistungsträger verzichten mussten. ,,Unser breiter Kader, den wir mittlerweile haben, war da Gold wert", sagt Finger.

Und was kann man vom VfB in dieser Saison noch erwarten? Jörg Finger: ,,Wenn wir alle wollen und wenn alle bereit sind, dafür hundertprozentig zu kämpfen, können wir auf jeden Fall oben mitspielen. Ob es für ganz oben reicht, wird man dann sehen."

Aufrufe: 023.1.2016, 10:10 Uhr
redAutor