2024-04-25T14:35:39.956Z

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Freude pur: Der SV Heide Paderborn lässt es nach seinem Überraschungscoup gegen den Delbrücker SC bei der Siegerehrung krachen. Bierduschen inklusive. F: Heinemann
Freude pur: Der SV Heide Paderborn lässt es nach seinem Überraschungscoup gegen den Delbrücker SC bei der Siegerehrung krachen. Bierduschen inklusive. F: Heinemann

Überraschung! Heide holt den Kreispokal gegen Delbrück

Der Bezirksligist setzt sich nach starker kämpferischer Leistung mit 8:7 (1:1; 1:1) nach Elfmeterschießen gegen den Westfalenligisten durch und spielt im Westfalenpokal. Große Enttäuschung beim DSC.

Wenn es nach Malte Müller geht, dann muss sich der SC Paderborn 07 heute die Bühne vor dem Rathausplatz teilen. Der Torwart ist einer der Helden des SV Heide Paderborn im Kreispokalfinale gegen den Delbrücker SC. Der Bezirksligist schlug den Westfalenligisten in Anreppen nicht unverdient mit 8:7 (1:1;1:1) nach Elfmeterschießen und spielt in der neuen Saison im Westfalenpokal.



„Das ist Wahnsinn. Nicht zu erwarten und deshalb umso schöner. Wenn der SCP uns lässt, sind wir am Samstag gerne mit oben auf der Bühne dabei“, konnte sich Müller ein breites Grinsen nicht verkneifen. Für den Keeper der Heider schloss sich mit dem Pokalsieg gegen den DSC ein persönlicher Kreis. Bereits in der Saison 2015/2016 hatte er im Pokalfinale gestanden. Damals mit der DJK Mastbruch und 0:2 gegen den Delbrücker SC verloren. Jetzt drehte der SVH den Spieß um und Müller hatte daran einen großen Anteil. Von der ersten Minute an, war er ein starker Rückhalt.

Delbrück startet gut, doch Müller ist auf dem Posten

Bereits nach sechzig Sekunden hielt er einen Schuss von Sergio Pinto aus kurzer Distanz und war in Halbzeit Eins noch erneut gegen Pinto (35. Min.) und einmal gegen Sebastian Walter (43.) zur Stelle. Halbzeit Zwei und auch die Verlängerung, als der DSC das Tempo anzog und Heide phasenweise in deren Hälfte einschnürte, wurde zu einem Privatduell zwischen Müller und dem Westfalenligisten. Sowohl Walter (51.), als auch Matthias Riemer (53.) und Marco Rüskaup (60.) oder Marius Ferber (109.) konnten ihn in der regulären Spielzeit nicht überwinden. Doch Müller alleine zu loben, wäre zu wenig. Was die angeschlagen in die Partie gegangenen SVH-Spieler Sven Böttcher, Sebastian Seidler, Henrik Bergschneider, und Aziz Shojaai sowie bis zu seiner Auswechslung Michele Tomea-Mallorquin mit viel Leidenschaft in der Defensive abräumten war aller Ehren wert.

Semir Sijecic macht seinem Ruf als Schlitzohr alle Ehre

Und im Angriff war Semir Sijecic ein steter Unruheherd. Bei seinem Führungstreffer zum 1:0 in Minute 16, nutzt er einen zu kurzen Abschlag von Delbrücks Torwart Kevin Hund zu einem Tor aus rund 25 Metern. 12 Minuten später hätte er sich fast den Titel Schlitzohr des Tages verdient. Während die Delbrücker noch ihre Mauer stellten, führte Sijecic den Freistoß aus. Hund fischte ihn gerade noch aus dem linken Eck (28.). „Auf die Typen in der Mannschaft kann man sich absolut verlassen. Das Team hat mit viel Leidenschaft gespielt und sich den Titel mehr als nur verdient“, freute sich SVH-Trainer Helmut Hartmann. Und der Delbrücker SC? Leidenschaft, ist genau das Thema. Niemand der zahlreichen Zuschauer kann dem DSC absprechen, den Pokalerfolg nicht gewollt zu haben.

Delbrück fehlt es immer am letzten Quäntchen Biss

Aber der Spielverlauf ist auch ein Spiegelbild der Saison. Der Westfalenligist ist bis in die gegnerische Hälfte hinein gefällig, seriös und abgeklärt. Stets bemüht. Wenn es dann aber darum geht, kreativ zu werden und für Überraschungsmomente oder gar für Abschlüsse zu sorgen, fehlt das letzte Quäntchen an Biss. Sich bietende Chancen, werden zu selten genutzt. „Wir dürfen niemals verllieren“, war DSC-Trainer Jörg Runge, der nach Spielschluss lange Zeit alleine auf der Trainerbank saß, wortkarg. Wie schon erwähnt, hatten die Delbrücker genügend Szenen, um die Partie schon nach 90 Minuten oder dann in der Verlängerung zu entscheiden. Speziell die 77. Minute ist hierfür sinnbildlich. Delbrück hatte fünf Minuten zuvor durch Dustin Gräwe nach sehenswertem Turbosprint und einem 60 Meter Pass von Jan Paterok den 1:1-Ausgleich erzielt (72.), als Schiedsrichter Lucas Kamp aus Hövelhof auf den Elfmeterpunkt zeigte. Paterok hatte den Ball bei einem Freistoß in die Mauer geschossen, Kamp auf Handspiel von Heides Bornefeld entschieden. Eine strittige Szene. Serdar Erdogmus nahm sich als Kapitän die Kugel und schoss vorbei. „Mache ich das Tor, kommt Heide nicht mehr zurück. Das ist extrem ärgerlich. Trotzdem, herzlichen Glückwunsch an den SVH. Sie haben stark gekämpft“, zeigte sich Erdogmus am Ende als fairer Verlierer.

Bandowski und Cesa versagen im Elfmeterschießen die Nerven

Die Chance für den DSC-Sieg war aber auch im Elfmeterschießen noch da. Beim Stand von 5:5 hielt Hund den Elfmeter von Heides Markus Kunstmann. Doch auch Delbrücks Malte Bandowski versagten gegen Heides Torwart Müller die Nerven. Müller traf im Anschluss selbst vom Punkt. Gräwe legte nach. Für Heide verwandelte Böttcher zum 7:6. Dann kam Delbrücks Andrea Cesa und schoss an die Latte. Aus und vorbei! Während Heide jubelte, wurde den Delbrückern klar, dass sie in dieser Saison keines ihrer Ziele erreichen würden. „Die Enttäuschung sitzt extrem tief. Ich bin einfach nur traurig“, so Runge. Nicht einmal 72 Stunden nach dem Pokalfinale muss aufgrund der Verletztenmisere nahezu die gleiche Delbrücker Elf am Sonntag in der Liga gegen den Tabellenletzten BSV Roxel antreten und die letzten Punkte einsammeln, um den Klassenerhalt endgültig zu sichern. Während der SV Heide heute also vielleicht doch noch die Rathausbühne stürmt, steht der DSC vor der schwierigsten Charakterprobe seiner jüngeren Vereinsgeschichte.

Die Aufstellungen beider Teams:
SVH: Müller – Bergschneider, Seidler, Böttcher, Shojaai (111. Wienhold) – Law (99. Kunstmann), Tomea-Mallorquin (62. D’Angelo), Doms, Hartmann, Bornefeld – Sijecic
DSC: Hund – Rüskaup, Bandowski, Riemer, Henksmeier (68. Cesa) – Erdogmus, Gräwe – Paterok (90. Ferber), Walter, Austenfeld – Pinto (117. Halfmann)

Aufrufe: 011.5.2018, 10:10 Uhr
Mark HeinemannAutor