2024-05-02T16:12:49.858Z

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Als die Welt noch in Ordnung war: Spieler und Verantwortliche des FC Türk Gücü feiern im Mai 2018 den Aufstieg in die Gruppenliga.
Als die Welt noch in Ordnung war: Spieler und Verantwortliche des FC Türk Gücü feiern im Mai 2018 den Aufstieg in die Gruppenliga. – Foto: Dominik Claus (Archiv)

Türk-Spieler verweigern das Derby

Gruppenliga Darmstadt: Spieler klagen über nicht eingehaltene Versprechen des Vorstands / Mannschaft bricht im Winter auseinander

Beim FC Türk Gücü Rüsselsheim kehrt in diesen Tagen keine Ruhe ein. Nach dem Ende der kurzen Ära von Trainer Özkan Alik erheben die Spieler schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des Gruppenligisten.

"Wir haben schon seit Monaten kein Geld bekommen", beklagt ein Türk-Spieler im Gespräch mit der FuPa-Redaktion, der seinen Namen allerdings nicht nennen möchte. "Wir werden morgen zum Derby gegen die SG Rüsselsheim daher nicht antreten", sagt er. Davon ging Adnan Dayankac bislang jedoch aus: „Wenn das nicht geschieht, ist es Arbeitsverweigerung und eine Sache für den Rechtsanwalt“, erklärte der Türk-Geschäftsführer jüngst den Zeitungen der VRM-Gruppe.

Von dessen Aussagen zeigen sich die Kicker des Gruppenligisten, die teilweise mit Amateurverträgen ausgestattet wurden, allerdings unbeeindruckt. "Wir haben Kontoauszüge, mit denen wir eindeutig nachweisen können, dass bei uns bis heute keine Gelder eingegangen sind", sagt der Spieler, der zudem den Umgangston im Verein kritisiert. So soll bei einer internen Sitzung der Satz "die Bastarde haben zu spielen. Was denken sie, wer sie sind?" gefallen sein. Zudem mische sich der Vorstand in Aufstellung und Taktik der Coaches ein, kritisiert der Spieler und fügt an: "Da muss man sich doch mal hinterfragen, warum man in einem halben Jahr vier Übungsleiter verschlissen hat. Das kann ja nicht immer alles nur an der Person des Trainers liegen."

Dabei sei die Stimmung im Verein nach dem Aufstieg in die Gruppenliga sehr gut gewesen. Man sei gerne für Türk Gücü aufgelaufen, erzählt der Spieler. Der Spaß sei aber spätestens mit dem Wechsel hin zum ehrgeizigen Ecevit Balaban verloren gegangen. Mit der knorrigen Art des erfahrenen Trainers seien vor allem die jungen Spieler nicht zurechtgekommen. Zudem sei in dieser Zeit deutlich geworden, dass sich der Verein andere Ziele als die Gruppenliga setzt. Spieler mit höherklassiger Erfahrung wie Emin Yalin, Baris Odabas, Samir Haruna oder Ramazan Türkyilmaz kamen dazu, die Ansprüche stiegen. "Ecevit Balaban hat uns im Training gesagt, dass das für ihn hier Arbeit ist. Wir haben dann gesagt, wenn das künftig Arbeit sein soll, dann wollen wir für diese Arbeit auch bezahlt werden. Wenn das nicht passiert, dann spielen wir nicht", so der Spieler. "Bis heute werden wir aber immer wieder vertröstet, dass das Geld bald kommt, aber es passiert nichts."

Mit Özkan Alik sei dann vor einigen Wochen ein Trainer gekommen, der zur jungen Mannschaft einen Draht hatte, sich mit vielen Spielern gut verstand. "Er ist ein sehr direkter Typ. Aber genau das ist etwas, was einigen im Vorstand nicht gepasst hat." Man stehe jedenfalls hinter dem Trainer und wird als Mannschaft am Sonntag nicht antreten. Im Winter wollen sich die Spieler des FC Türk Gücü dann - bis auf zwei, drei Ausnahmen - anderen Vereinen in der Region anschließen.

Aber wer soll die Kastanien am Sonntag gegen den Tabellenzweiten aus dem Feuer holen? "Das werden zwei Spieler aus der ersten Mannschaft sein, dazu zwei A-Junioren und Spieler, die seit Monaten nicht mehr für den FC Türk Gücü aktiv waren. Diejenigen, die antreten werden, sind auf das Geld angewiesen. Letztlich wird das eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft sein. Auch Jungs, die eigentlich schon aus dem Verein gedrängt wurden und jetzt mit Geld geködert werden", sagt der Spieler.

Für die streikenden Spieler der ersten Mannschaft steht das Wochenende trotzdem im Zeichen des Fußballs. Denn sie haben sich vorgenommen, die Partie zumindest als Zuschauer zu besuchen.

Aufrufe: 023.11.2019, 14:39 Uhr
Frank LeberAutor