2024-06-14T14:12:32.331Z

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Vereinsinterne Lösung: Der 27-jährige Marco Gühl (l.), derzeit Trainer des TSV Neuried II, beerbt im Sommer Davide Taurino als Coach der ersten Mannschaft, die dann entweder in der Landes- oder der Bezirksliga antreten wird. A-Fotos: Höfle
Vereinsinterne Lösung: Der 27-jährige Marco Gühl (l.), derzeit Trainer des TSV Neuried II, beerbt im Sommer Davide Taurino als Coach der ersten Mannschaft, die dann entweder in der Landes- oder der Bezirksliga antreten wird. A-Fotos: Höfle

TSV Neuried: Davide Taurino übergibt Ruder an Marco Gühl

27-Jähriger beerbt Chefcoach

Davide Taurino legt sein Amt als Trainer des TSV Neuried zum Saisonende nieder und übergibt an Marco Gühl. Die interne Lösung wird abgerundet durch die Ernennung von Josip Hrgovic zum Assistenz-Coach des Landesligisten.

Neuried – Ein ausgesprochener Frühstarter war Marco Gühl laut eigener Aussage nie. Als Fußball-Trainer geht es für ihn umso schneller. In der kommenden Saison wird der Coach des TSV Neuried II die vereinseigene erste Mannschaft übernehmen. Der derzeitige Trainer, Davide Taurino, wird sein Engagement beim Landesligisten nach der Saison beenden. „Ich weiß, dass es funktioniert“, sagt der heute 27-jährige Gühl. Er ist davon überzeugt, der Aufgabe trotz seines jungen Alters gewachsen zu sein.

Eigentlich gehörte es nie zu seinem Lebensplan, so früh die Verantwortung für ein Team zu übernehmen, dass in der nächsten Saison entweder weiter in der Landesliga kickt oder in der Bezirksliga erneut sein Glück versuchen darf. Nach seinem vierten Kreuzbandriss blieben Gühl aber nur noch zwei Alternativen. „Entweder wirst du Schiedsrichter oder Trainer.“ Er entschied sich für das Letztere, was sich als definitiv richtige Wahl erwies. Im vergangenen Jahr führte er die Reserve des TSV souverän zur Kreisklassen-Meisterschaft und damit in die Kreisliga, wo nach schwierigen Wochen der direkte Klassenerhalt immer näher rückt.

Es gibt Vereine, die Gühls vorzügliches Empfehlungsschreiben sicherlich weniger Beachtung geschenkt hätten, weil ihm noch die große Erfahrung fehlt. Dass er sich bei den intensiven Gesprächen über die Nachfolge von Taurino als beste Lösung herauskristallisierte, hängt für ihn auch damit zusammen, „dass in Neuried Namen relativ uninteressant sind“. Vielmehr kommt es darauf an, das Konzept, das sich der Verein in den vergangenen Jahren auf den Leib geschneidert hat, mit Leben zu füllen. „Beim TSV wird es ohne Stallgeruch nicht gehen“, sagt Taurino.

Der 41-jährige Fußballlehrer ist so etwas wie der Vordenker des Landesligisten. Als er 2014 von der Nachwuchsabteilung der SpVgg Unterhaching nach Neuried kam, brachte er frischen Wind in den Verein. Inzwischen arbeitet er nicht nur als Coach der ersten Mannschaft, die er in der vergangenen Saison von der Bezirksliga in die Landesliga führte. Er ist und bleibt auch Sportlicher Leiter. Auch um die A-Jugend wird er sich weiterhin kümmern. In den vergangenen Jahren hat er es geschafft, ohne finanzielle Klimmzüge und großzügige Honorare ein Team aufzubauen, das wegen seiner besonderen Strukturen Seinesgleichen in Bayern sucht. „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, statuieren wir ein Exempel“, erklärt Taurino.

Bei so viel Tatendrang stellt sich die Frage, warum er nicht weitermacht, sondern die Verantwortung an Gühl weitergibt. Spätestens in der Landesliga hat Taurino eingesehen, dass seine Vorstellungen vom Fußball mit der Wirklichkeit nicht mehr in Einklang zu bringen sind. „Das ist nicht meine Welt“, sagt er. Er könne es nicht unterstützen, wenn um jeden Preis der Erfolg gesucht und dabei die Fairness mit Füßen getreten wird. Bevor er sich von seinem Posten als Trainer zurückzieht, war es ihm wichtig, seine Nachfolge im Sinne der Vereinsphilosophie zu regeln. Taurino und Gühl arbeiten seit 2015 zusammen, als der ehemalige Stockdorfer nach Neuried wechselte. „Er kennt den Verein“, sagt Taurino. „Das ist das Wichtigste.“ Seitdem ging Gühl bei ihm in die Lehre und hat das System des Klubs verinnerlich. „Es ist schon ein bisschen ein Baby, das er da aufgezogen hat“, so Gühl. Insofern ist er nicht bloß Nachfolger, sondern auch Erbe.

Gühl fühlt sich reif für die neue Aufgabe. „Es ist genau der richtige Moment, da Verantwortung zu übernehmen“, meint er. Den Plan für die Vorbereitung auf die kommende Saison, die am 18. Juni losgehen soll, hat er schon ausgearbeitet. Mit Josip Hrgovic steht sein Co-Trainer bereits fest. „Er hat ein unglaubliches taktisches Verständnis“, sagt Gühl. Er könne sich keinen besseren Partner wünschen. Auch in dieser Personalie beweist der TSV großen Mut, eigene und neue Wege zu wagen. Der Technische Leiter und Trainer von Frauen-Mannschaft sowie A-Jugend (gemeinsam mit Taurino) ist sogar noch ein Jahr jünger als Gühl, von Kindheit an körperlich behindert und sitzt im Rollstuhl. Woanders wäre dies ein Problem. In Neuried, wo Herz und Sachkompetenz zählen, ist es eine ausgezeichnete Empfehlung für eine außergewöhnliche Karriere.

Aufrufe: 015.5.2018, 10:54 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Christian HeinrichAutor