2024-05-02T16:12:49.858Z

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Verjüngungskur bei Christoph Hartmüllers Gau-Odernheimern: Der Chefcoach des Verbandsligisten versteht sich als Ausbilder der Talente, die den typisch aktiven TSV-Spielstil schnell wieder zeigen sollen.
Verjüngungskur bei Christoph Hartmüllers Gau-Odernheimern: Der Chefcoach des Verbandsligisten versteht sich als Ausbilder der Talente, die den typisch aktiven TSV-Spielstil schnell wieder zeigen sollen. – Foto: Dinger/Wolff

TSV Gau-Odernheim: Ausbildungsgedanke an erster Stelle

Zum Start der Vorbereitung: Coach Christoph Hartmüller freut sich auf die Arbeit mit seinem verjüngten Kader

Gau-Odernheim. Kaum dass es wieder möglich war, beorderte Christoph Hartmüller seine Spieler auf den Trainingsplatz. Zwei Wochen Vorbereitung mit dem Kader der längst abgebrochenen Verbandsliga-Saison 2020/21, falls der Pokal doch fortgesetzt werden sollte. „Wir wollten gewappnet sein“, sagt der 34-Jährige. Doch das Thema Verbandspokal ist seit Montagabend auch offiziell passé, das SWFV-Präsidium kürte den Drittligisten 1. FC Kaiserslautern zum DFB-Pokalteilnehmer, der TSV wird wie die anderen sechs verbleibenden Viertelfinalisten finanziell entschädigt.

Coach begrüßt Abbruch des Verbandspokals

„Aus rein sportlicher Sicht macht es keinen Sinn, der FCK ist als einziger Klub fit und steht im Saft“, sprach sich Hartmüller klar für den Abbruch aus. Bis Ende Juni noch Viertel-, Halb- und Finale in den Kalender zu quetschen, ergebe auch aus seiner Sicht als Sportwissenschaftler keinen Sinn, nachdem alle anderen Teams monatelang nicht im Mannschaftsverbund trainieren konnten. Wie gravierend sich die Wettbewerbspause seit Ende Oktober ausgewirkt hat, sah Hartmüller an seiner eigenen Mannschaft.

„Die Jungs pumpen nach zehn Minuten wie die Maikäfer“, blickt der Chefcoach auf die ersten gemeinsamen Einheiten vor rund zwei Wochen. Der körperliche Zustand nach einer gewöhnlichen Sommerpause sei weit besser und gleiche aktuell im Kollektiv eher der Rückkehr nach monatelanger Verletzung. Laufen, zumal auf freiwilliger Basis, ist eben das Eine. Die fußballspezifischen Bewegungen, andauernden Tempo- und Richtungswechsel, Schüsse und Zweikämpfe sind eine ganz andere Kategorie der Belastung.

Erst mal zwei Wochen Fitness bolzen

Also wird nun, wo alle Fußballwelt sich freut, wieder kicken zu dürfen, am Petersberg Kondition gebolzt. Nach Leistungsdiagnostik und Lauftests schickte Hartmüller seinen neuen Kader mit intensiven Laufplänen für zwei Wochen wieder heim. „Präparieren, damit wir wieder starten können“, nennt der Mainzer Sportlehrer das. Aus sportwissenschaftlicher Sicht sei das Risiko, im vorgefundenen körperlichen Zustand ins Mannschaftstraining zu gehen, zu groß – es drohten reihenweise Verletzungen. „Die Jungs wollen natürlich auf den Platz, aber wir sind nicht in der B-Klasse“, sagt Hartmüller, der selbst als Triathlet aktiv ist.

Der TSV geht mit einem nochmals verjüngten Aufgebot in die neue Saison. Auch Eric Wischang hat sich verabschiedet (wir berichteten). „Er hätte sich mehr Spielanteile gewünscht, die ich ihm aber nicht garantieren konnte“, bestätigt Hartmüller die entsprechende Schilderung des 37-Jährigen. Einerseits hätte seine Erfahrung dem Team gutgetan. Andererseits wurde damit ein potenzieller Konfliktherd vom Netz genommen. Nun erfolgte die Trennung gütlich. Mit Daniel Diel (29) und Lukas Knell (27) gibt es nur noch zwei Spieler in den höheren 20ern, das Gros ist bedeutend jünger. Auch Sören Marbe (25), Waldalgesheim-Rückkehrer Luca Gerhardt (21) und Leon Robinson (19), der bei Mainz 05 und dem TSV Schott sportlich heranwuchs, hat Hartmüller in Sachen Führungsspielerqualitäten auf dem Zettel. Den Schritt der weiteren Verjüngung habe der Verein gehen wollen. „Und ich gehe ihn gern mit“, sagt Hartmüller. Er habe mit den wirtschaftlichen Einschnitten, die die Corona-Pandemie bewirkt hat, zu tun, entspreche aber auch der DNA des TSV. „Wir sehen uns weiterhin als Sprungbrettverein“, sagt Hartmüller.

„Ideologie geht über Ligazugehörigkeit“

Für den Trainer geht sogar „Ideologie über Ligazugehörigkeit“. Der Ausbildungsgedanke stehe über kurzfristigen tabellarischen Notwendigkeiten. „Wir werden nicht auf Teufel komm‘ raus auf lange Bälle, Zweikämpfe und Ergebnis gehen, sondern wollen einen aktiven Spielstil und die Spieler besser machen. Aber natürlich sind wir auch erfolgsorientiert.“ Und wenn, in der weiterhin zweigeteilten Spielklasse, von Anfang bis Ende Ergebnisdruck herrscht, müsse das ja nicht zwingend dem eingeschlagenen Weg zuwiderlaufen, sondern könne auch zu noch mehr Fokussierung bei den Spielern führen.

Mit einer auf Dauer in Vorrunde und Play-offs geteilten Klasse könnte sich Hartmüller übrigens anfreunden. „Ich bin ein großer Freund von Reformen. Man müsste das nur mal eine komplette Saison durchspielen.“ Darin sind sich wohl alle einig.

Aufrufe: 018.6.2021, 10:00 Uhr
Torben SchröderAutor