2024-05-23T12:47:39.813Z

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Hat sich für die kommenden Aufgaben in Form gebracht: TSV-Coach Timi Tepedelen trainiert fleißig daheim.
Hat sich für die kommenden Aufgaben in Form gebracht: TSV-Coach Timi Tepedelen trainiert fleißig daheim. – Foto: Privat

TSV Ebersberg: Re-Start mit dem Diamantschleifer Timi Tepedelen

Neu-Trainer startet zur neuen Saison beim Bezirksliga-Absteiger

Der TSV Ebersberg hofft, in Timi Tepedelen eine langfristige Trainerlösung gefunden zu haben. Nach dem Abstieg orientieren sich die Eber an Tepedelens Kernkompetenz.

Ebersberg – Elf Jahre sind eine lange Zeit und selbst im Amateurfußball die Halbwertszeit einer Spielergeneration. Eine davon, die zwischen 1980 und 1991 geboren wurde, strahlt Massimo Foraterra noch heute regelmäßig entgegen. „Ein sehr schönes Bild“, nickt er zu seiner Bürowand hinüber, wo ihm der souveräne Kreisliga-Champion von 2010 entgegenfeiert. Elf Punkte Vorsprung, souverän haben sich die Ebersberger damals auf die Bezirksligabühne zurückgekämpft, die sie nun wieder verlassen haben.

TSV Ebersberg nach Abstieg frustriert - „Das Erreichte von früher wurde nicht weiterentwickelt“

Beobachter und Beteiligte haben den Abgang und Rückschritt schon länger kommen sehen, mindestens befürchtet. Wohlgemerkt aus der Distanz, zeigt für Aufstiegstrainer Foraterra die Tendenz schon seit drei, vier Jahren nach unten. Eine Erkenntnis seiner sporadischen Spielbesuche. „Der Abstieg hat mich schon geärgert, weil er nicht hätte sein müssen und das Erreichte von früher nicht weiterentwickelt wurde. Es kann doch nicht sein, dass eine Mannschaft, die früher flach und schnell gespielt hat, plötzlich hoch und planlos agiert!“

Bei eingehender Betrachtung kommt er zu dem interessanten Schluss, dass der Ausgangspunkt des diesjährigen Abstiegs noch in der Schlussphase seiner eigenen Amtszeit ausgemacht werden könnte: „Im dritten Bezirksligajahr war die Frische und Bereitschaft der jungen Spieler nicht mehr da, die bei meinem Antritt in der Kreisliga noch alle unerfahren, aber brutal heiß waren und einen anderen Fußball spielen wollten.“

TSV Ebersberg: Generationenwechsel in der Kreisliga

Die „jungen Wilden“ von damals sind dem Klub in Hoch- wie Tiefphasen größtenteils treu geblieben, haben inzwischen Verantwortung in der Abteilungsleitung übernommen (Zeljko Prelcec, Christoph Ametsbichler, Florian Huber). Auf dem Platz schwitzten zuletzt aber nur noch Christopher Lechner sowie die verletzungsgeplagten Manuel Mayer und Georg Münch im Eber-Dress. Somit vollzieht sich der Generationenwechsel also jetzt erneut in der Kreisliga.

Im Sommer 2021 versucht sich Foraterras Nachfolger Nummer acht, Timi Tepedelen, am „Restart für die Zukunft“. Der 42-Jährige hat sich mit der Ebersberger Abteilungsleitung auf eine langfristige Zusammenarbeit verständigt. Die Ligazugehörigkeit sei dafür nicht ausschlaggebend gewesen, sagt Tepdelen, der als Spieler im ersten Bezirksligajahr unter Foraterra erstmals zu den Kreisstädtern wechselte. „Ich glaube, in Ebersberg wird sich in Zukunft einiges bewegen. Dafür müssen wir aber in den nächsten drei, vier Jahren intern und in der Außendarstellung viel ändern.“ Sein früherer Mitspieler und aktueller Sportlicher Leiter, Zeljko Prelcec, glaubt, dass Tepedelen für diesen Restart der geeignete Mann ist: „Timi hat hier als A-Jugendtrainer und Jugendleiter schon viel bewegt und sich seine Basis damit ja selbst geschaffen.“

Parallelen zum letzten Aufstiegsjahr sieht Prelcec durchaus. „Nach dem Abstieg sind wir damals auch mit einem starken Jugendkern rausgekommen, der Älteste war 21 Jahre alt. Der große Unterschied zu heute ist, dass es dem Verein damals existenziell schlecht ging.“ Wirtschaftlich sei der Gesamtverein unbeschadet durch die Pandemie gekommen, die Führungsstruktur intakt und „das Vereinsgefühl so gut wie noch nie“.

TSV Ebersberg will unter Timi Tepedelen den Kurswechsel - „Die Fußballabteilung soll sich mithilfe wieder als ein einheitlicher Haufen präsentieren“

Das Zukunftspotenzial, das auch im Neubau des Waldsportparks und der Sanierung im Jugendstadion steckt, weckt in Kombination mit dem Nachwuchspotenzial Tepedelens Trainer-Ehrgeiz. Etwa 30 Herrenspieler werde die Nachwuchsabteilung in den nächsten drei Jahren rausbringen. Davon jährlich mindestens zwei Kicker in der Ersten zu etablieren, ist nur eine von Tepedelens Restrukturierungsmaßnahmen. Schon bei seinen Trainerstationen in Steinhöring und Grafing wurde ihm stets der Ruf eines Diamantschleifers nachgesagt, von dessen Auge und Fähigkeit die Eber nun langfristig wertschöpfen wollen. Auf und neben dem Spielfeld.

„Die Fußballabteilung soll sich mithilfe von Timi wieder als ein einheitlicher Haufen präsentieren, was in den letzten Jahren schwierig war“, sagt Spartenleiter Christian Kebinger. Dazu gehört für den Eber-Coach ein taktischer Kurswechsel auf dem Platz zwingend dazu. „Seit zig Jahren wird hier mit vielen Systemen schlecht Fußball gespielt, weil diese nicht an die Mannschaft angepasst sind. In der Vorbereitung werde ich schauen, welches meiner Systeme zu den Spielern passt, um unsere größte Baustelle, das Toreschießen, zu beheben.“

Ein Tepedelen-Grundsatz gilt dabei als unumstößlich: „Ich bin kein Typ, der mit nur einem Stürmer spielt.“ Die Kreisstadt-Kicker und ihr Trainer wollen in der Kreisliga, oder „Knochenliga“ wie sie Prelcec nennt, Anlauf für eine universelle Erfolgsspirale nehmen: Eine offensiv ausgerichtete Spielweise, junge Eigengewächse unter der Führung eines erfahrenen Grundgerüsts und mehr Derbys sollen Identifikation stiften, Begeisterung im Umfeld entfachen und im Erfolgsfall zurück auf die Bezirksligabühne führen.

„Dafür muss aber geklärt sein, ob der Verein selbst Breitenfußball oder erfolgsorientiert spielen will“, findet Foraterra, der aktuell die Herren des SV Baiernrain-Linden (A-Klasse 3 Zugspitze) sowie die A-Junioren des SE Freising (BOL) coacht. Er verrät das Erfolgsrezept seiner Eber-Aufstiegsgeneration: „Verein, Trainer und Mannschaft müssen unbedingt hinter einem Aufstiegsziel stehen und dafür brennen. Schlägt auch nur eine Partei einen anderen Weg ein, bekommt man die großen Probleme der letzten Jahre.“

(Julian Betzl)

Aufrufe: 030.5.2021, 11:29 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor