2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

Triers Torwart zeigt Nehmerqualitäten

Höhen und Tiefen bei Mainz 05, eine zerstobene Hoffnung auf Schalke und ein schwerer Start bei der Eintracht: Fußball-Keeper Denis Wieszolek hat – obwohl erst 23 Jahre alt – schon mehrere Nackenschläge wegstecken müssen. Am Samstag geht’s zu Hause gegen Jägersburg (fupa-LIVETICKER)

Die Vorschusslorbeeren waren enorm. Triers Ex-Trainer Daniel Paulus hatte Denis Wieszolek bei dessen Wechsel zur Eintracht im Sommer 2018 als einen der besten Torhüter in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar angepriesen. Die Vita des seinerzeit 22-jährigen Schlussmanns, in der eine fünfjährige Zeit im Nachwuchsleistungszentrum von Mainz 05 steht, tat ihr Übriges.

Doch Wieszolek, gewechselt aus der U 23 des ambitionierten FC Schalke 04, fand an der Mosel zunächst nicht so recht in Tritt. In den Spielen kam sein im Training deutlich sichtbares Talent nicht wie gewünscht zum Vorschein. Manche Patzer ließen beim harten Kern der SVE-Fans schnell das Fass überlaufen. Negativer Höhepunkt: Wüste Beschimpfungen weit unter der Gürtellinie beim Auswärtsspiel Ende September in Idar-Oberstein (2:2), als Wieszolek kurz vor Schluss einen Elfmeter verursachte.

Der Keeper – mit 1,91 Meter ein Mann wie ein Bär – war psychisch angeknockt. Das Szenario, hinzuschmeißen – kein Luftschloss. Freunde, die Familie sowie das Eintracht-Trainerteam bauten Wieszolek wieder auf. „Das Spiel war wie ein Wendepunkt. Ich konnte die Enttäuschung der Fans verstehen, aber bei allem Frust sollten gewisse Grenzen nicht überschritten werden“, sagt Wieszolek, der sich in seine Aufgabe beim SVE reingekämpft hat. „Inzwischen“, sagt Wieszolek, „haben mich die Fans als Torwart der Eintracht akzeptiert. Ich habe Anlaufzeit gebraucht und bin mit meiner jetzigen Situation zufrieden“.

Dämpfer verarbeiten, um neuen Mut und positive Energie zu schöpfen – darin ist Wieszolek trotz seines jungen Alters von 23 Jahren bereits geübt. Prägend für den Spätstarter, der erst als 13-Jähriger bei der TSG Kastel mit dem Fußballspielen begonnen hatte, war die Zeit bei Mainz 05. Sein Konkurrent in der Jugend des FSV: Florian Müller. „Einer von uns beiden sollte es in späteren Jahren ins Bundesliga-Team schaffen“, erinnert sich Wieszolek, der auf einem guten Weg schien.

In den ersten zehn Spielen der A-Junioren-Bundesliga-Saison 2014/15 hütete Wieszolek das Mainzer Tor. Dann aber der Bruch. Wieszolek wurde degradiert – nach eigener Aussage „von oben“ diktiert, direkt zur Nummer drei. Müller, heute Stammkraft beim FSV in der ersten Liga und nun erstmals für die U-21-Nationalmannschaft berufen, kam seinerzeit für ihn ins Tor. „Bis dahin hat man mir immer gesagt, die Leistung entscheidet darüber, wer spielt. Damals habe ich gelernt: Das stimmt leider nicht immer. Ich wollte das nicht akzeptieren und habe überlegt, mit dem Fußball aufzuhören“, blickt Wieszolek mit einer Mischung aus Enttäuschung und Stolz auf seine Zeit bei 05 – dem Aushängeschild „seiner“ Stadt, zurück.

1994 waren seine Eltern aus Polen nach Deutschland übergesiedelt. 1996 kam Wieszolek in Wiesbaden zur Welt. Er wuchs in Mainz auf, wo er auch heute mit seiner Freundin lebt. Sein Alltag: straff strukturiert. In Darmstadt macht Wieszolek seine Fachhochschulreife mit dem Schwerpunkt Wirtschaft/Verwaltung nach – im Mai stehen die entscheidenden Prüfungen an. Bankkaufmann oder Automobilkaufmann sind zwei Berufe, die sich der 23-Jährige später einmal vorstellen kann. Um 8 Uhr geht’s mit der Schule los, am Nachmittag fährt er mit dem Auto nach Trier zum Training. Jeden Tag eineinhalb Stunden hin und eineinhalb Stunden zurück.

Fußballerisch ist er familiär ,vorbelastet‘ – Papa Helmut war ebenfalls Torwart, zu dessen bester Zeit beim polnischen Zweitligisten Odra Oppeln.

Beim FSV empfand Wieszolek vor allem Trainer Sandro Schwarz als prägend: „Mental hat er mich mit seiner Emotionalität enorm weitergebracht.“ 2016 wechselte der Keeper zu Astoria Walldorf, wo er seinen bislang größten Erfolg feierte: einen Sieg mit dem Regionalligisten gegen den VfL Bochum in der ersten DFB-Pokalrunde (4:3 nach Verlängerung). Wieszolek: „Damit hatte bei uns überhaupt niemand gerechnet.“

2017 dann der Wechsel zu Schalke 04 II, wo er sein bis dato größtes Abenteuer erlebte. Gleich nach seinem Transfer tourte er mit den Bundesliga-Profis durch China. Da neben Ralf Fährmann und Alexander Nübel ein dritter Keeper fehlte, bekam Wieszolek die Chance, sich bei Trainer Domenico Tedesco zu zeigen. „Im Profi-Tross dabei zu sein, war ein unvergessliches Erlebnis. Auf einmal saß Naldo neben mir beim Essen …“, erinnert sich Wieszolek, der Tedesco trotz dessen Entlassung bei Schalke 04 als „überragenden Trainer“ einstuft.

Hoffnungen, bei den Königsblauen damals die vakante Torhüter-Position im Bundesliga-Team zu übernehmen, zerstoben aber schnell. Mit dem Österreicher Michael Langer verpflichtete der Revierclub einen arrivierten Schlussmann. Ein weiterer Nackenschlag, den Wieszolek hinter sich ließ.

In Trier hat er gleich für zwei Jahre unterschrieben. In der nächsten Saison will er mit dem Team trotz der sportlichen Ernüchterung in der aktuellen Spielzeit den Regionalliga-Aufstieg anpeilen. Wieszolek, der seine Stärken im Eins-gegen-eins sowie auf der Linie hat, versucht immer, das Positive zu sehen – als Mensch und als Sportler.

Extra

Spiel gegen Jägersburg (Samstag, 14 Uhr, Moselstadion, fupa-LIVETICKER):

Abwehr-Umbau wird nötig

Da werden Erinnerungen an den 1. Dezember 2018 wach. Im Heimspiel von Eintracht Trier gegen den abstiegsbedrohten FSV Jägersburg wird wie seinerzeit in der Partie gegen Ludwigshafen wohl wieder die „Bubi-Abwehr“ mit Kevin Kling (19) und Stephan Schuwerack (20) randürfen. Grund: Godmer Mabouba ist gelb-rot-gesperrt, Kapitän Simon Maurer fehlt wegen einer Uni-Klausur. „Auf Kevin und Stephan lastet viel Verantwortung, aber sie haben bewiesen, dass sie zusammen spielen können“, sagt SVE-Trainer Josef Cinar, der wohl auch auf Dominik Kinscher (Mittelfußprellung) verzichten muss.

Aufrufe: 015.3.2019, 19:23 Uhr
Mirko BlahakAutor