2024-06-14T14:12:32.331Z

FuPa Portrait
– Foto: Dirk Kröger

Trainer kommen und gehen - der Betreuer bleibt

Jörg Kassebaum steht beim VfL Mennighüffen seit 25 Jahren an der Seitenlinie. Für die nächste Saison hat er auch schon zugesagt.

So ist das nun einmal im Fußball: Die Trainer kommen und gehen, die Spieler wechseln – aber der Betreuer bleibt. Zumindest für den Bezirksligisten VfL Mennighüffen gilt das, denn Jörg Kassebaum kümmert sich inzwischen im 25. Jahr um die Seniorenfußballer des Vereins. Und für die kommende Saison hat der Junggeselle, der allerdings verpartnert ist, auch schon zugesagt. Eine Konstante in Mennighüffen wird es also auch in der Spielzeit 2022/23 geben.

13 Jahre alt war Kassebaum, der Zeit seines Lebens in Halstern gewohnt hat und dort auch immer noch im Elternhaus lebt, als er seine Liebe zum Fußball entdeckte. In der D-Jugend des VfL begann er als Torhüter. Und diese Position behielt er auch in allen Nachwuchsteams des Vereins bei, wobei er sich daran erinnert, mit der A-Jugend sogar einmal Kreismeister geworden zu sein. Und als Kassebaum ins Seniorenalter kam, spielte er in der 3. Mannschaft weiter – bis die abgemeldet wurde.

Aber das eigene Spielen stand für den Logistik-Mitarbeiter nie im Vordergrund. Schon im Alter von 19 Jahren engagierte er sich als Betreuer der F2- und B-Jugend. Von 1990 bis 2007 war er im Nachwuchsbereich tätig und durfte sich in der Spielzeit 1990/91 gleich über den Aufstieg der B-Jugend freuen. Der Nachwuchs lag dem Mann am Herzen, aber als die 2. Seniorenmannschaft einen neuen Betreuer suchte, musste nicht lange gefragt werden: Kassebaum sagte zu, arbeitete fortan im Jugend- und Seniorenbereich gleichzeitig, betreute also jeweils zwei Teams – ab der Spielzeit 1999/2000 übrigens die VfL-Erstvertretung, mit der er zwei Abstiege, aber auch zwei Aufstiege in die Bezirksliga miterlebte. Und dennoch engagierte er sich weiter für den Nachwuchs, ist er doch schon seit 1997 regelmäßig bei Freizeiten des westfälischen Verbandes am Lenster Strand in Grömitz dabei.

Die Aufgaben des Betreuers erledigt der ehemalige Torwart routiniert: Vor und nach den Begegnungen kümmert er sich um den Spielbericht, wobei auch der Wechsel vom Papier auf Digital keine zu hohe Herausforderung für ihn darstellte. Und dann hat er ja immer noch seinen Koffer dabei, um bei möglichen Verletzungen erste Hilfe zu leisten, bei hohen Temperaturen werden zudem die Spieler vom Mannschaftsbetreuer mit Mineralwasser versorgt. Jörg Kassebaum führt Statistiken, um die mancher Verein den VfL Mennighüffen beneiden würde. Kurzum: Er ist der gute Geist der Mannschaft.

Aber woher nimmt der Mann nur die Motivation her, um Sonntag für Sonntag an der Seitenlinie zu stehen? „Geld gibt es in Mennighüffen gar keins“, stellt er klar. Es dreht sich also um die Mannschaft, um die Spieler, um die Trainer, um den Verein. „Früher hätte man mich nachts wecken können, dann wäre ich zum Sportplatz gefahren“, erklärt er. Und wie lange er diesen Job noch erledigen will, weiß Kassebaum selbst noch nicht. „Vielleicht mache ich die 25 Jahre auch bei der 1. Mannschaft voll“, denkt er zumindest nicht an ein kurzfristiges Aufhören. Und besonders Spaß macht ihm die Arbeit, wenn die Mannschaft gewinnt – und er selbst nicht in den Medizinkoffer greifen muss.

Der 50-Jährige sah am Drosselhain in Mennighüffen und im Sparkassen-Sportpark in Ostscheid einige Trainer kommen und gehen. Zur Betreuertätigkeit bei der 1. Mannschaft wurde er vom damaligen VfL-Coach Karl-Heinz Koberstein animiert. Der hatte zuvor schon die Mennighüffener C-Jugend gecoacht. „Und dadurch kannten wir uns“, macht Kassebaum klar, dass der Ex-Profi keine besonderen Überredungskünste brauchte, um seinen Wunsch-Betreuer zu bekommen. Die Nachfolger Kobersteins kann Kassebaum ohne nachzudenken aufzählen: „Erst kamen Michael Klausmeier und Karl-Friedrich Stremming im Gespann, dann Thomas Thelen, wieder Klausmeier, Thomas Arius, Marcel Moßwinkel, Mario Ljubas, Michael Wagner, erneut Ljubas und jetzt seit sieben Jahren Lars Thielking“, weiß er genau. Mit welchem Trainer – abgesehen vom aktuellen – er denn am liebsten zusammengearbeitet hat, wird der 50-Jährige gefragt und antwortet sofort: „Die Zeit mit Michael Klausmeier war geil. Damals sind wir ja auch in die Bezirksliga aufgestiegen und haben dann lange Zeit oben in der Tabelle mitgespielt.“


„Die Kameradschaft im Team ist toll“

In der Bezirksliga ist der VfL auch jetzt wieder angekommen. Aber was macht diese Mennighüffener Mannschaft denn für Jörg Kassebaum so besonders? „Die Kameradschaft im Team ist toll“, antwortet er sofort, „die meisten haben ja schon in der Jugend zusammengespielt – aber das war ja in Mennighüffen immer so.“ Und wenn es dann für ihn mal nicht der VfL sein darf? „Dann bin ich Bayern-Fan“, antwortet er, „aber meine Freundin liebt Werder Bremen, deswegen bin ich dann und wann auch mal im Weserstadion.“

Das Weserstadion ist sicher etwas ganz anderes als der Kunstrasenplatz in Ostscheid. „Eigentlich wäre ja der Rasenplatz am Drosselhain schöner, aber da sind nur noch Maulwurfshügel. Und die Mannschaft trainiert und spielt ja auch nur auf Kunstrasen, deswegen ist Ostscheid für uns einfach besser“, sagt er. Nun hofft er darauf, dass seine Wünsche erfüllt werden, dass der VfL nämlich den Klassenerhalt schafft und sich in der Bezirksliga etabliert. Dann dürfte dem Vorhaben, 25 Jahre lang Betreuer der 1. Mannschaft zu sein, nichts mehr im Weg stehen. Für die nächste Saison hat er ja schon zugesagt.

Aufrufe: 023.12.2021, 06:00 Uhr
Dirk KrögerAutor