2024-04-25T14:35:39.956Z

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Torsten Griesbaum | Foto: Verein
Torsten Griesbaum | Foto: Verein

Torsten Griesbaum: "Wie ein Stich ins Herz"

BZ-Interview zum Spieltag mit Torsten Griesbaum, Trainer des FV Ettenheim, nach einer Niederlage in letzter Minute

Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Dies ist eine jener beliebten Fußballerweisheiten. Der FV Ettenheim dürfte sich am Sonntag daran erinnert fühlen. Der Tabellenvorletzte erzielte im Heimspiel gegen den FV Sulz in der 87. Minute den 2:2-Ausgleich und kassierte dann zwei Minuten später, und nun in Überzahl, noch das 2:3. Daniel Weber sprach mit Ettenheims Trainer Torsten Griesbaum über Glück und Pech, sowie über Moral und Machtlosigkeit an der Außenlinie.
BZ: Wie erlebt man als Trainer einen solchen Gegentreffer an der Seitenlinie?
Griesbaum: Das ist wie ein Stich ins Herz, das beschreibt diesen Moment wohl am treffendsten. Wir kämpfen, machen und tun und dann gelingt uns endlich das 2:2. Du denkst, jetzt hast du wenigstens einen Punkt, obwohl wir in unserer Situation ja dringend drei Punkte brauchen. Dann bekommt ein Spieler vom Gegner noch die Rote Karte und die Sulzer kriegen noch einen Freistoß aus 17 Metern. Der geht dann durch die Mauer durch und ins Tor. Kurz danach pfeift der Schiedsrichter ab. Da brauchst du erst einmal ein paar Minuten danach, um runterzukommen.

BZ:
Es gibt diese Fußballerweisheit, wonach bei Mannschaften im Tabellenkeller zum fehlenden Glück auch noch das Pech hinzukommt. Trifft das auch auf den FV Ettenheim zu?
Griesbaum: Ja, auch wenn sich das natürlich jetzt einfach anhört, so etwas zu sagen. Aber wir erleben das derzeit. Wir hatten vor unserem 2:2-Ausgleich schon zwei riesige Chancen, die wir nicht nutzen. Gut, die Sulzer hatten auch die Chance, noch zu erhöhen. Aber es ist eben so, wir stehen unten drin, und so läuft es dann eben. Wir müssen aber jetzt natürlich nach vorne blicken und unsere Fehler in der Abwehr abstellen. Das ist das Wichtigste. Vor der Winterpause müssen wir noch Punkte sammeln.

BZ:
In der vergangenen Saison waren Sie noch Spieler dieser Mannschaft. Jetzt sind Sie seit rund sechs Wochen der Trainer. Wie fühlt sich das für sie an?
Griesbaum: Das ist eine absolut komische Situation. Ich habe ja erst Mal mit dem Fußball aufgehört, ich bin 35 und habe eine berufliche Weiterbildung gemacht, da hat mir die Zeit gefehlt. Als die Situation der Mannschaft aber so zerfahren war und der Verein mich gefragt hat, habe ich drei Tage nach meiner letzten Prüfung zugesagt.

BZ:
Hatten Sie Erfahrung als Trainer?
Griesbaum: Nein, nur als Spieler. Aber natürlich habe ich mich gefreut, dass der Verein auf mich zugekommen ist. Es war wichtig, dass jemand übernimmt, der den Verein und die Mannschaft gut kennt. Heute habe ich dabei gemerkt, wie machtlos man sich als Trainer an der Seitenlinie fühlt. Als Spieler kannst du dich auspowern, als Trainer stehst du und musst zuschauen.

BZ:
Konnten Sie in dieser Zeit schon eigene Ideen einbringen?
Griesbaum: Für grundlegend Neues war da bislang keine Zeit. Wir haben kleine Umstellungen gemacht, etwa zurück zum 4-2-3-1-System und wir haben das Wir-Gefühl gestärkt, das etwas verloren gegangen war.

BZ:
Was macht Ihnen Mut für die Mission Klassenerhalt?
Griesbaum: Dass die Moral in der Mannschaft stimmt. Sie kämpft und lässt sich nicht unterkriegen, das war auch letzte Woche in Unterharmersbach zu sehen, wo wir einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt haben. Wenn wir weiter zusammen kämpfen, und nur so kann es gehen, dann kippt diese ganze Geschichte auch wieder ins Positive.
Aufrufe: 020.11.2016, 23:00 Uhr
Daniel Weber (BZ)Autor