2024-04-30T13:48:59.170Z

Halle
Klaus Wenzlow als Torhüter bei der ersten Auflage des Turniers 1974.  Foto: ATSV-Archiv
Klaus Wenzlow als Torhüter bei der ersten Auflage des Turniers 1974. Foto: ATSV-Archiv

"Tore rein, Auslinie kleben und fertig"

Am 3. Januar beginnt zum 40. Mal der Bandenzauber in der Kelheimer Dreifachturnhalle

Verlinkte Inhalte

In zehn Konkurrenzen von der G-Jugend bis zu den Alten Herren geht es um Tore, Punkte und Titel - ganz zuvorderst natürlich um den prestigeträchtigen Hallenwanderpokal der Herren. Acht Spieltage und unzählige Helfer sind nötig, um das Mammutprogramm zu bewältigen - das hätte sich bei der ersten Auflage des Turniers im Januar 1974 wohl kaum einer träumen lassen.

Auch Klaus Wenzlow nicht - er war als Spieler oder Helfer bei jedem der bisher 39 Turniere dabei und kann sich noch gut an die Anfänge erinnern: ,,Hallenturniere gab es bei uns im Landkreis damals nicht. Nur in den größeren Städten wie Passau, Ingolstadt, Landshut oder Regensburg wurde schon unterm Hallendach gekickt. Ein Bekannter aus Straubing hat uns beim ATSV damals die Idee ans Herz gelegt und da die Dreifachturnhalle grade fertig war, haben wir einfach mal eingeladen."

16 Mannschaften zum Auftakt

16 Teams aus dem Landkreis folgten zum Auftaktturnier dem Ruf der Hausherren - die den ersten Titel in den eigenen Reihen hielten. Mit 5:4 nach Siebenmeterschießen bezwangen sie die SpVgg Weltenburg im Finale, erinnert sich der damalige ATSV-Torwart Wenzlow: ,,Wir hatten aber auch noch einen klaren Heimvorteil, weil viele andere Teams nie in einer Halle trainieren konnten. Viele Tore fielen aber nicht, schließlich spielten wir auf die kleinen Handballtore. Meist gewann der, der das erste Tor machte. Das Finale endete ja auch 0:0. Das Hallenspiel war noch viel langsamer, für mich als Torwart direkt lätschad." Dem Zuschauerinteresse tat das aber schon damals keinen Abbruch - mehr als 400 Zuschauer tummelten sich beim Finale auf der Tribüne. Recht unbedarft gingen die Kelheimer damals ihr Turnier an. ,,Wir stellten zwei Tore auf und verlängerten eine Auslinie des Handballfeldes - eine Bande gab es schließlich nicht. Die andere Seite des Spielfeldes war durch die Hallenwand begrenzt. Gespielt wurde mit einrollen und Ecken."


Die Fanlager beim Kelheimer Hallenturnier sind naturgemäß gespalten ? besonders der ATSV, Riedenburg und Thaldorf haben immer viel Unterstützung in der Halle. Foto: Archiv

Das änderte sich nur einige Jahre später, als Sepp Nierer, seines Zeichens Schreiner, eine Bande aus Spanplatten stiftete und installierte. ,,Die wurde mit Sandsäcken befestigt und tat lange ihren Dienst. Auch wenn sie durch ihre Rundung am unteren Ende Schwächen hatte, weil der Ball dadurch versprang, tat sie lange ihren Dienst und wurde erst vor knapp zehn Jahren durch eine neue ersetzt", sagt Wenzlow. Eine weitere Änderung war die Umstellung von Handball- auf Kleinfeldtore. ,,Da fielen dann auch mehr Tore und man hatte als Torhüter auch endlich richtig was zu tun, und stand nicht nur wie ein Handballtorwart im Kasten." Seitdem hält der 67-jährige Kelheimer die Auszeichnung ,,Torhüter des Turniers" auch für gerechtfertigt. ,,Ich war es zwar zu Handballtorzeiten mal, aber da musste man ja nicht viel tun - das Tor war ja so klein. Heute ist das anders, da müssen die Keeper alles abrufen."

Bis zur zehnten Auflage des Turniers, die Wenzlow bereits als AH-Spieler erlebte, hatte sich der Budenzauber etabliert und in seiner Dimension verändert - nach und nach wurden auch Jugend-Konkurrenzen und eben AH-Spiele mit ins Programm eingebunden. ,,Spätestens mit Beginn der 80er Jahre gab es ja überall Turnhallen und damit wurde auch die Konkurrenz größer. Stritten sich anfangs nur der ATSV, Riedenburg, Painten und Saal um den Titel, wurde das Feld nun immer ausgeglichener", sagt Wenzlow.

Seriensieger gab es zu jeder Zeit

Im Laufe der Zeit setzen sich aber immer wieder über Jahre Favoriten durch - mal war der ATSV Seriensieger, dann der SV Saal oder auch der SV Ihrlerstein. Das Turnier gewann mehr und mehr an Prestige - ,,und wurde dadurch aber auch verbissener geführt", sagt Wenzlow. ,,Klar war Rivalität da, aber dass es wie heute ganze Zuschauerfanblöcke gibt oder die halbe Halle zusammen gegen den ATSV steht, gab es in den Anfangszeiten nicht." Mehr und mehr entwickelte sich der Bandenzauber zum Zuschauermagneten, ,,weil auch der Fußball besser und schneller wurde. Manfred ,Schniff' Wagner oder der mehrmalige Torschützenkönig Bernd Schinn, die mehrere Gegenspieler austanzten und Kabinettstückchen zeigten - das wollten die Leute sehen. Und so wurde das Turnier für uns als Abteilung zu einer guten Einnahmequelle."


Neuerungen im Lauf der Jahre sind ein Liveticker im Internet sowie Moderator Armin Wolf (r.) Foto: Archiv

Die Fußballfans strömten in Massen in die Dreifachturnhalle, die Tribüne war laut Wenzlow ,,oft überfüllt, aber Sicherheitsauflagen, wie sie heute gang und gäbe sind, gab es damals noch nicht." Doch die Zuschauer wollten auch zusehends mehr unterhalten werden. Zwar habe es schon beim Startturnier einen Auftritt der Schäffler gegeben und auch in den Folgejahren seien Garden aufgetreten, ,,aber das Drumherum wurde mit den Jahren immer professioneller - Musik zum Einlauf, bei Toren oder in der letzten Minute, Ergebnis-Live-Ticker im Internet, professionelle Lautsprecheranlagen oder Moderatoren wie Armin Wolf. In den vergangenen zehn bis 15 Jahren hat das Turnier da noch mal einen großen Sprung gemacht." Auch die Players Night nach dem letzten Turniertag der Herren hat sich in diesem Zeitraum etabliert. Im Vorraum der Halle wird mit Barbetrieb und DJ gefeiert. In den Anfangszeiten habe man sich noch im Sportheim ,,auf ein paar Halbe getroffen, doch wir mussten recht schnell auf den Hallenvorraum ausweichen, weil es im Sportheim zu voll wurde", sagt Wenzlow.

Früher war es gemütlicher

Mittlerweile erlebt der 67-Jährige das Kelheimer Hallenturnier als Torwarttrainer des ATSV und springt auch beim Auf- und Abbau oder als Ordner ein. ,,Ehrensache", sagt er. Doch noch immer zieht ihn das Turnier in seinen Bann. ,,Es ist jedes Jahr wieder toll. Ich kann aber nicht sagen, ob es früher schöner war oder jetzt besser ist - früher war es gemütlicher, heute ist es etwas hektischer, aber es war immer schön, so wie es eben war." Allerdings sieht Wenzlow den Spielbetrieb jetzt an einer Grenze angekommen. ,,Zehn Konkurrenzen an acht Spieltagen, das ist denke ich ausgereizt. Vielmehr geht alleine zeitlich schon gar nicht mehr. Dazu braucht es zig Helfer - mit unserem ,Tore rein, Linie kleben und fertig', hat das heute nichts mehr zu tun."


Nach einigen Jahren wurde das Turnier mit Bande gespielt ? die wurde vor zehn Jahren erneuert. Foto: Archiv

Aufrufe: 012.12.2014, 14:00 Uhr
Redaktion KelheimAutor