2024-06-14T14:12:32.331Z

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Marco van Hees verrät, was beim Corona-Comeback zu beachten ist.
Marco van Hees verrät, was beim Corona-Comeback zu beachten ist. – Foto: Andreas Santner / heve

Tipps für das Comeback nach Covid-19

Empfehlungen für das Corona-Comeback: Ein Physiotherapeut sagt, was infizierte Sportler bei der Rückkehr ins Training beachten sollen.rn

Die Corona-Pandemie hat den Amateursport in diesem Winter nicht vollends gestoppt. Mit Ausnahme des Spielbetriebs im Westdeutschen Tischtennis-Verband läuft die Saison in allen Sportarten weiter, ab dem kommenden Wochenende wird auch in sämtlichen Fußball-Ligen wieder um Punkte gekämpft.

Corona hat in den vergangenen Wochen aber für den Ausfall zahlreicher Spiele im Fußball, Handball, Volleyball oder Basketball gesorgt, weil sich immer wieder Sportler mit dem Virus infiziert haben. Sie müssen dann wieder in den Trainingsbetrieb ihrer Teams integriert werden. Physiotherapeut Marco van Hees, der Gesundheitszentren in Geldern, Goch und Wesel führt und zum medizinischen Stab des Fußball-Regionalligisten SV Straelen gehört, gibt im Interview Tipps, wie sich diese Sportler verhalten sollten – und ihre Trainer.

Wie sollte ein Amateursportler vorgehen, wenn er nach einer Covid-Infektion wieder ins Training einsteigen will?

Marco van Hees Es gibt eine klare Vorgabe: Ein Sportler oder eine Sportlerin sollte frühestens 14 Tage nach der Infektion erst einmal wieder langsam mit der Belastung anfangen. Es wäre gut, wenn beim Training der Puls kontrolliert wird, was heutzutage nicht so problematisch ist, da es zum Beispiel entsprechende Sportuhren gibt. Optimal wäre es, wenn zusätzlich der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen werden könnte. Dieses Vorgehen gilt eigentlich für jeden Sportler oder jede Sportlerin – egal, in welchen Ligen sie aktiv sind oder welchen Sport sie betreiben.

Sollten Amateursportler einfach so wieder ins Training einsteigen? Oder ist es besser, wenn sie sich vorher ärztlich untersuchen lassen?

van Hees Auch wenn ich mir eventuell jetzt einen Shitstorm der ohnehin gerade in der Pandemie stark belasteten Hausärzte einhandele: Natürlich macht es Sinn, sich Grünes Licht von einem Arzt erteilen zu lassen. Das gilt vor allem, wenn ich während der Infektion starke Symptome hatte – gerade auch mit Blick auf Herzmuskelentzündungen, die bekanntlich auftreten können. Und das kann auch bei bestens durchtrainierten Profisportlern geschehen, wie wir ja mittlerweile wissen.

Im Profibereich werden die Sportler optimal betreut. Aber dies kann ein kleiner Verein nicht leisten. Wie sollten diese Klubs mit Rückkehrern nach einer Covid-Erkrankung umgehen?

van Hees Eines ist klar: Ambitionierte Sportler – und die gibt es selbstverständlich nicht nur bei den Profis, sondern auch den Amateuren – nehmen ihren Sport ernst. Und sie wollen so schnell wie möglich wieder trainieren, zurück auf den Fußballplatz oder das Handball-Feld. Was wir in den beiden Jahren der Pandemie gelernt haben, das ist, dass vor allem eines hilft: eine engmaschige, transparente Kommunikation.

Was bedeutet das umgesetzt auf die Fußball-Kreisliga C?

van Hees Sportler, die aus einer Infektion zurückkehren, und ihre Trainer müssen viel miteinander sprechen. Der Trainer muss genau wissen, ob sein Spieler eine Erkrankung mit leichtem Verlauf oder mit schweren Symptomen hatte. Er muss bei schwerem Verlauf wissen, welche Beschwerden der Sportler hatte, um die Belastung beim Neuanfang genau steuern zu können. Zur guten Kommunikation gehört auch, dass der Trainer einem Sportler sagt, dass es besser wäre, wenn er sich beim Comeback etwas Zeit lassen würde. Und der Sportler muss so ehrlich sein, dass er wiederum sofort sagt, wenn er körperliche Probleme hat. Das A und O ist, dass man viel miteinander redet und alles behutsam aufbaut.

Gibt es eine Faustregel, wie lange ein Sportler nach einer Covid-Infektion braucht, bis er wieder richtig fit und voll belastbar ist?

van Hees Nein, die existiert nicht. Man muss jeden Fall einzeln betrachten, wobei es natürlich Anhaltspunkte gibt – wie die Schwere des Verlaufs der Infektion. Und es bestehen natürlich von Sportart zu Sportart Unterschiede. Im Eishockey muss ein Spieler auf kurze, intensive Einsätze vorbereitet werden, ein Fußballer dagegen auf eine dauerhafte Belastung über 90 Minuten.

Was sagen Sie zu Sportlern, die sich nicht impfen lassen wollen, weil sie Angst davor haben, dass sie dadurch ihre Form verlieren könnten?

van Hees Generell kann ich nur appellieren, dass jeder sich impfen lässt – ansonsten werden wir von der Geißel der Pandemie nicht befreit werden. Ich kann aber Sportler auch zu einem kleinen Teil verstehen, wenn sie sagen: Ich bin kerngesund, fühle mich top-fit, mein Immunsystem ist top – warum soll ich mich impfen lassen? Auch hier zählt: Aufklärung und eine gute Kommunikation ist alles.

Was kann man zum Thema Long Covid und Sport sagen?

van Hees Dazu gibt es noch nicht so viele Erkenntnisse. Wer nur einen leichten Infektionsverlauf hatte, der kann in der Regel davon ausgehen, dass alles gut wird. Aber wer einen schweren Verlauf hatte und dann beim Comeback nur schwer wieder in Tritt kommt, der sollte auch mit Blick auf Long Covid vorsichtig sein.

Joachim Schwenk stellte die Fragen.

Aufrufe: 04.3.2022, 11:00 Uhr
Joachim SchwenkAutor