2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Gleich in seinem ersten Jahr ist Christopher Erb als Spielertrainer mit der SG Stockhausen/Blankenau aufgestiegen. 	Foto:Zinn
Gleich in seinem ersten Jahr ist Christopher Erb als Spielertrainer mit der SG Stockhausen/Blankenau aufgestiegen. Foto:Zinn

»Teamspirit ist das Allerwichtigste«

KLA FULDA/LAUTERBACH: +++ Meistertrainer Christopher Erb blickt auf die abgelaufene Runde der SG Stockhausen/Blankenau zurück und wagt einen Ausblick +++

Stockhausen. Sie waren nicht die stärkste Heimelf, sammelten nicht auswärts die meisten Punkte, schossen auch nicht die meisten Tore – und dennoch verabschiedet sich die SG Stockhausen/Blankenau als Meister aus der Fußball-Kreisliga A Fulda/Lauterbach. Ein würdiger Meister, der einmal mehr die alte Sportler-Weisheit bestätigt: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften. Nur 22 Gegentreffer in 26 Spielen, während 69 Treffer unter dem Strich 19 Siege und vier Unentschieden bei lediglich drei Niederlagen 61 von 78 möglichen Punkten bedeuteten.

Wir haben mit Meistertrainer Christopher Erb über die abgelaufene Runde gesprochen, der auch einen Ausblick auf die bevorstehenden Aufgaben wagt.

Was waren die Erfolgsfaktoren in der abgelaufenen Runde?

Sicherlich zunächst, dass die Systemumstellung auf die Viererkette sofort gegriffen hat. Kicken konnte die Mannschaft vorher schon, hat aber zu viele unnötige Gegentore gefangen. Das hatte ich schon gesehen, als ich die Mannschaft 2016/17 beim 5:2 gegen die SG Grebenhain/Bermuthshain gesehen hatte. Hier war mein Ansatzpunkt. Es hat wunderbar funktioniert, denn als wir die Meisterschaft perfekt gemacht haben, hatten wir nur 0,75 Gegentore pro Spiel (am Ende 0,84). Zum Vergleich: Bayern München hatte am Saisonende 0,82. Und wenn Du so einen Wert erreichst, dann reicht Dir eben meist ein Tor.

Wie kam es dazu, einen Spieler wie Michael Eidmann, der zuvor in erster Linie offensiv agierte, in die Viererkette zu stellen?

Er ist klasse, ein absoluter und technisch starker Fußballer auf dem Platz. Ich dachte mir: Michael ist ein Einheimischer, der lebt den Verein, der muss einfach spielen, wenn er trainiert. Aber in unserem Team geht es nur auf dieser Position. Ich hoffe, dass er – wie das Team insgesamt – noch eine Schippe draufpackt, denn die Kreisoberliga ist noch einmal eine ganz andere Nummer.

Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle auf dem Feld?

Ich bin kein Typ, der jeden Ball haben muss. Das lässt sich auch durch eine gute Organisation regeln. Dafür muss man Vertrauen zu seinen Mitspielern haben – und auf diese Jungs kann ich mich absolut verlassen.

Was war für Sie das Highlight-Spiel?

Da gibt es zwei: Vor allem das 4:0 im Derby gegen die SG Kleinlüder/Hainzell. Ich weiß noch immer nicht, wann ich danach nach Hause bin. Dann das 1:1 gegen die FSG Vogelsberg, denn danach waren wir zu 90 Prozent Meister.

Welches waren die Negativerlebnisse?

Das waren die beiden Roten Karten für Patrick Scheibelhut und Tom Münker gegen die SG Giesel in der 89. Minute – und das beim Stand von 6:0. Da haben uns die beiden einen Bärendienst erwiesen, wie sich im darauffolgenden Spiel in Angersbach gezeigt hat. Das 1:2 gegen die FSG Wartenberg/Salzschlirf war verdient, wobei wir ganz schlecht gespielt haben.

Sie betonen den Teamspirit, heben einzelne Spieler nur ungerne, am liebsten gar nicht hervor. Wie kommt das?

Der Teamspirit ist das Allerwichtigste, das ist für mich das A und O. Wir betreiben einen Mannschaftssport, keinen Einzelsport. Da geht nur im Miteinander etwas, das habe ich immer vorgelebt.

Was ist der Schlüssel, um in der Kreisoberliga zu bestehen?

Vom ersten Tag an müssen wir wissen, dass es nur gegen den Abstieg geht. Wir müssen mehr machen als die etablierten Teams, auch an Niederlagen wachsen, die es geben wird. Es heißt Abstiegskampf, nicht Abstiegsspiel. Für Lob werden wir uns nichts kaufen können. Wenn uns das bewusst ist, dann haben wir gute Chancen. Aber das Ganze geht nur als Team. Die Grundlagen sind da, aber ausbaufähig. Das ist meine Aufgabe als Trainer, es liegt an uns allen.

Inwieweit könnten sich sportliche Rückschläge negativ bemerkbar machen?

Die wird es sicherlich geben, wir sind ein Aufsteiger. Allerdings leben die Jungs den Verein, die SG Stockhausen/Blankenau. Ich glaube nicht, dass etwas zusammenbricht bei einer Niederlagenserie.

Was müssten Neuzugänge mitbringen?

Sie bräuchten natürlich die Qualität, um uns zu verbessern. Am liebsten jung und bodenständig. Sie müssten sich in unser Team integrieren, das jetzt schon über einen guten und breiten Kader verfügt. Menschliche und sportliche Qualitäten müssen im Einklang stehen. Wir haben schon etwas zu bieten. Die Zuschauer und die Spieler sollen sehen, dass sich bei uns etwas bewegt. Wer kann schon vorweisen, dass er eine Physiotherapeutin hat, die wie Jannika Balzer regelmäßig dabei ist? Bei welchem Verein gibt es ein von der Mannschaft organisiertes Essen nach dem wöchentlichen Abschlusstraining, so dass die Mannschaft noch sehr lange beieinander sitzt? Wer hat ein Team, das voll hinter dem Team steht? Ein Michael Deigert könnte auch im Sportlerhäuschen in Blankenau wohnen, so oft wie er dort ist, um für eine perfekte Spielfläche zu sorgen. Dazu ist er auch noch Mannschaftsbetreuer wie Norbert Jäger, auch wenn dessen Sohn inzwischen in Bronnzell spielt. Davor ziehe ich den Hut. Genauso wie die Abteilungsleiter Udo Brähler und Tobias Borrmann, die unter anderem zur Optimierung der Abläufe sehr wichtige Austauschpartner für mich sind.



Aufrufe: 01.6.2018, 19:00 Uhr
Kai Kopf (Lauterbacher Anzeiger)Autor