2024-04-29T14:34:45.518Z

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Foto: Zinn
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Marc Ortwein führt FSG Vogelsberg in die Kreisoberliga

+++ Großer Traum geht in Relegation in Erfüllung +++

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HERBSTEIN - Bei der Zusammenkunft "beim Pokoj" parallel zum WM-Spiel zwischen Mexiko und Südkorea ahnten die Beteiligten nicht, dass wenige Tage später die "Mission Titelverteidigung" für die deutsche Fußballnationalmannschaft beendet sein würde. Das Thema mit Marc Ortwein hätte nicht konträrer sein können: Der Aufstieg der FSG Vogelsberg von der Kreisliga A Fulda/Lauterbach in die Kreisoberliga. Es ist die Erfüllung eines großen Traums, den der 35-Jährige hegte, seitdem er vor sieben Jahren die sportliche Verantwortung für die Kicker der Stammvereine SV Herbstein und SC Lanzenhain übernahm.

Damals war die FSG Vogelsberg gerade in die Kreisliga B abgestiegen. Im ersten Jahr stabilisierte sich das Team um Ortwein nach den "vielen, vielen Niederlagen, die wir in den zwei Jahren zuvor kassiert haben", wie sich Routinier Florian Pokoj erinnert. Rang drei folgte ein Jahr später der Aufstieg in die Kreisliga A. "Es ist bemerkenswert und macht mich auch sehr stolz, dass von dieser Aufstiegsmannschaft noch acht Leute im aktuellen Kader stehen - und dieser sich in erster Linie aus eigenem Nachwuchs zusammensetzt", betont Ortwein, dass die FSG die Früchte einer intensiven Jugendarbeit erntet. Dies gilt auch für "Aufstiegsspezialist" Dietrich Essert. Der erst in der Winterpause in die "Stadt auf dem Berge" gewechselte Defensivspezialist war in den vorangegangenen beiden Spielzeiten jeweils mit dem VfL Lauterbach aufgestiegen. Aber auch der 31-Jährige hat als ehemaliger Vogelsberger Jugendspieler einen gewissen Stallgeruch. Nicht minder gilt dies auch für Marius Ehmig. Der Student, der eigentlich in der Sachsen-Liga aktiv ist, hat für einige Einsätze mehrere 100 Kilometer Autofahrt auf sich genommen, um seinem Heimatverein zu helfen; unter anderem als 1:0-Torschütze in der Relegation gegen die SG Simmershausen (2:2).

Die mannschaftliche Geschlossenheit ist ein wichtiger Faktor für den Aufstieg, und die wird bei der FSG Vogelsberg gelebt. "Es hat super geklappt, die Jungs haben von Anfang bis Ende durchgezogen. Auch die immer, vor allem aber in diesem Jahr sehr schwierige Winterpause hat keine Leistungsdelle verursacht", so Ortwein. Als ehemaligem Verbandsliga-Recken legt dieser natürlich in besonders hohem Maß Wert auf defensive Stabilität und ist froh, mit Marcel Fischbach einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten zu haben. "Nicht nur wegen des gehaltenen Elfmeters im entscheidenden Relegationsspiel in Margretenhaun", betont er die Wichtigkeit des Sommerneuzugangs. Darüber hinaus sei die spielerische Weiterentwicklung seiner "jungen Wilden" bemerkenswert: "Gerade in den Topspielen hat sich das gezeigt. Wir haben nicht nur mitgehalten, sondern auch unser Spiel durchgezogen."

Das größte Pfund, mit dem der Vizemeister der Kreisliga wuchern kann, ist die gewachsene Breite. "Durch die Jungs, die nachgerückt sind, ist ein frischer Wind reingekommen und hat den Konkurrenzkampf befeuert. Gerade durch Spieler wie Christoph Narz, Peter Bourscheidt sowie die Rückkehrer Yannic Weidenbörner und Marcel Fischbach", unterstreicht Ortwein. Vor allem die Entwicklung von Narz ist beachtlich, denn gleich in seinem ersten Seniorenjahr hat er sich zum Stammverteidiger aufgeschwungen - und seine Karriere-Ziele bereits so gut wie erreicht: "Bei einer Feier hat er - damals noch A-Jugendlicher - erzählt, dass er zwei Ziele habe: Stammspieler werden und Kreisoberliga spielen", plaudert sein Coach aus dem Nähkästchen. Selbstredend werde der 20-Jährige noch nicht die Schuhe an den Nagel hängen.

Dies gilt natürlich auch für Benjamin Szombierski, der gerade einmal zwei Jahre älter ist - und eine Riesensaison gespielt hat. "Und nicht nur wegen seiner Torquote, mit der er Torschützenkönig geworden ist", unterstreicht Ortwein. Szombierski habe sich sehr gut entwickelt, mit viel Ehrgeiz und Fleiß. Nachdem er bislang hinter Henrick Schleuning und Cristi-Solomon Christian die Nummer drei gewesen sei, habe sich der 22-Jährige mit seinem mittlerweile kongenialen Sturmkollegen zu einem gefürchteten Duo entwickelt, das 39 Tore in der regulären Spielzeit erzielt hat. Mit den schnellen Schleuning und Szombierski in vorderster Front konnte Ortwein die Idee vom Umschaltspiel sehr gut umsetzen. "Aber wir haben uns auch gesteigert, wenn wir selbst das Spiel machen mussten", so der FSG-Spielertrainer, der auch auf das gewachsene Selbstbewusstsein seiner Jungs verweist, die eine Serie mit Siegen gegen Ilbeshausen oder Kleinlüder/Hainzell, aber auch ein in der Nachspielzeit erkämpfter Punktgewinn in Bimbach mit sich bringt.

Glücklich ist man im Lager der FSG Vogelsberg auch über die positive Entwicklung im Zuschauersektor. "Knackpunkt war das Spiel in Bimbach. Normalerweise sind 80 bis 100 Zuschauer bei den Spielen dabei gewesen, nach Bimbach ging es sogar mit dem Bus", berichtet Ortwein: "Die Zuschauer haben gemerkt: 'Es tut sich etwas', und dann wurde es immer mehr." Das Highlight war natürlich die Relegation. "Wahnsinn", fasst es Ortwein treffend zusammen: "Das ist für die Jungs eine Riesensache, aber auch für mich. Dafür spielt man Fußball, für dieses Erlebnis vor 600 bis 700 Zuschauern kicken zu dürfen. Und diese vielen Fahnen und Plakate..."

Bei aller Euphorie und Freude über den größten Erfolg der FSG Vogelsberg in der jüngeren Vergangenheit sowie der dank klasse Nachwuchsarbeit sehr guten Aussichten für die Zukunft, verhehlt Ortwein nicht, dass es auch eine Phase des Zweifels gab, zumindest bei ihm selbst: "Ich bin ein totaler Optimist, aber nach dem Bimbach-Rückspiel (1:3) waren wir angeknockt. Wir hatten zwar noch Spiele in der Hinterhand, aber die mussten wir erst einmal gewinnen. Und wir hatten ein knackiges Restprogramm mit vielen Spielen in kurzer Zeit." Geäußert hat er diese Zweifel natürlich nicht, stattdessen lebte er Optimismus pur vor - und versuchte unterdessen, die Konzentration weiter hochzuhalten. "Und das ist uns auch gelungen", ist Ortwein erleichtert.

Während nicht wenige Konkurrenten bereits in die Vorbereitung gestiegen sind, steht für die Fußballer der FSG Vogelsberg am Monatsletzten noch die Abschlussfahrt nach Sachsenhausen an - und über 30 Mann werden dabei sein. Das Pokalspiel gegen Hessenligist Hünfelder SV werde man vor dem offiziellen Trainingsstart am Freitag, 6. Juli, bestreiten. Mit einer knackigen Vorbereitung wollen Ortwein und Co. dann den Grundstein für eine erfolgreiche Spielzeit 2018/19 legen - schließlich will die FSG Vogelsberg nicht nur ein kurzes Kreisoberliga-Gastspiel und ähnlich enttäuscht sein wie die deutsche Nationalmannschaft dieser Tage.



Aufrufe: 030.6.2018, 09:02 Uhr
Kai KopfAutor